Ausstellungseröffnung "Lebkuchen und Davidstern" im Jüdischen Museum Franken in Fürth
Bildrechte: BR24/Tina Wenzel

Ausstellungseröffnung "Lebkuchen und Davidstern" im Jüdischen Museum Franken in Fürth

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ohne Klischees: Ausstellung über jüdisches Leben in Deutschland

Wie leben Jüdinnen und Juden in Deutschland? Viele wissen das nicht, weil sie keine Juden kennen. Deshalb erzählen sechs Menschen aus Nürnberg in einer Ausstellung von ihrem Leben, das sich nur in einem Punkt ähnelt: Antisemitismus ist immer präsent.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Freiheit bedeutet für mich, … dass ich zugeben kann, dass ich Jude bin." Die Aussage stammt vom 17-jährigen Gabriel, einem Schüler aus Nürnberg. Wie viele seiner Mitschüler mag er in der Schule am liebsten den Sportunterricht, und in seiner Freizeit trifft er gerne Freunde und spielt Tischtennis. Nur sein Glaube unterscheidet ihn von seinen Freunden: Gabriel ist jüdisch. Offen damit umgehen, das legt seine Aussage für die aktuelle Ausstellung im Jüdischen Museum Franken in Fürth nahe, kann er damit nicht immer. Der 17-Jährige ist einer von sechs Jüdinnen und Juden, die für die Schau "Lebkuchen und Davidstern" aus ihrem Alltag erzählen.

Antisemitismus gehört für viele Juden zum Alltag

Vorurteile, gar Antisemitismus – also Judenfeindlichkeit –, gehöre immer wieder zum Alltag von Juden in Deutschland und präge das Leben, sagt Diana Liberova, selbst Jüdin und Nürnberger Stadträtin. Ihr war es wichtig, zu der Ausstellung beizutragen. "Sonst kennt man Juden nur aus Geschichtsbüchern und kann sich gar nicht vorstellen, dass es ein modernes jüdisches Leben gibt. Es geht nicht um irgendwelche abstrakten Menschen, die diskriminiert werden, sondern um Menschen, die in der Nachbarschaft wohnen", erklärt Liberova.

Vorurteile und Antisemitismus zwischen den Zeilen

Oftmals sei Antisemitismus zwischen den Zeilen zu finden: "Wenn plötzlich in meiner Anwesenheit über Weltjudentum gesprochen wird, oder wenn man nach Geld gefragt wird, weil wir Juden Geld haben müssen", berichtet Liberova. Die Mutter von drei Kindern, die in ihrer Freizeit gerne singt, hat wie alle anderen für die Ausstellung auch einen persönlichen Gegenstand herausgesucht: Von ihr stammt eine Weihnukka-Kugel: Eine grüne Christbaumkugel, auf die ein achtarmiger Chanukka-Leuchter gemalt ist. Das Wort Weihnukka setzt sich aus Weihnachten und Chanukka, dem jüdischen Lichterfest, zusammen. Viele christlich-jüdischen Familien feiern beide Feste zusammen.

Zunehmender Antisemitismus: "Wir werden ängstlicher"

Die Ausstellung, die Schüler eines Projektseminars am Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasium erstellt haben, ist lange vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel entstanden. Doch durch den zunehmenden Antisemitismus ist sie hochaktuell. Der Hass gegen Juden nimmt zu – auch in Deutschland. Und das hat Folgen: "Wir werden ängstlicher", sagt Rabbiner Steven Langnas, der auch an der Ausstellung mitgewirkt hat. Jüdische Gemeinden in ganz Bayern haben ihre Sicherheitsvorkehrungen in den vergangenen Wochen verstärkt.

Übers Leben lernen

Die Ausstellung ermöglicht einen anderen Blick auf das jüdische Leben, auf den Alltag und persönliche Lebenseinstellungen. Auch die Schüler haben durch das Projekt viel mitgenommen – mehr als sonst im Geschichtsunterricht: "Mit den sechs Personen zu reden, das ist ein ganz anderes Gefühl und man lernt so mehr über das jüdische Leben", sagt die Schülerin Lili Rembor.

Maya Abdelkefi hat ihre Nachbarin interviewt: "Wir haben uns schon oft getroffen, aber einige Fragen sind noch nie aufgekommen", sagt die 18-Jährige. Über Religion und Lebenseinstellung haben die beiden sich erstmals unterhalten.

Die Ausstellung ist in den nächsten Wochen und Monaten im Jüdischen Museum Franken in Fürth zu sehen. Ein Enddatum gibt es nicht.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!