Ein beliebtes Ausflugsziel: der Königssee
Bildrechte: BR/Andrea Neumeier

Ein beliebtes Ausflugsziel: der Königssee

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Königssee: Ranger schützen Natur vor Verantwortungslosigkeit

Der Königssee zieht jährlich nicht nur Hunderttausende Besucher an, sondern auch Influencer. Die Folgen: zertrampelte Natur und viel Müll. Die Ranger im Nationalpark Berchtesgaden sind viel unterwegs und appellieren an die Verantwortung der Urlauber.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Bayern wirbt international gerne mit seiner Naturidylle und zieht damit auch viele Besucher an. Damit die Natur, wegen der so viele kommen, erhalten und geschützt bleibt und die Besucher auch sicher im Gelände unterwegs sind, gibt es im Nationalpark Berchtesgaden rund um den Königssee 14 Ranger. Eine von ihnen ist Marina Unterreiner. Sie findet: Wer Besucher anlockt, muss sich auch um sie kümmern.

Nationalpark-Ranger als Aufpasser für Touristen

"Wir müssen unsere Besucher darauf hinweisen, wie sie sich verhalten müssen", sagt Unterreiner. Denn Touristen, die sicher im Gelände unterwegs sind, verursachen auch weniger Unfälle - und so auch weniger Notarzt- und Bergrettungseinsätze. Selbst wenn die Mehrheit der Touristen verantwortungsvoll mit der Natur umgeht, gibt es immer auch ein paar wenige, die das nicht tun. Gerade achtlos weggeworfener Müll ist immer wieder ein Problem: "Windeln finden wir ganz oft", berichtet Unterreiner. Auch Zelte sind oft dabei: "Festival-Wegwerf-Zelte, wo man dann auch andere Sachen mit reinschmeißt, die man nicht mehr braucht."

Den Nationalpark Berchtesgaden gibt es schon seit 1978. Damit ist er der zweitälteste Nationalpark Deutschlands. Seit 1990 ist er von der Unesco als Biosphärenreservat ausgewiesen. Alle Tier- und Pflanzenarten sind hier geschützt, die Natur wird sich selbst überlassen. Der Park umfasst ein Netz von rund 260 Kilometern Wege und Steigen. Die Nationalpark-Ranger informieren Besucher, kümmern sich um das Gebiet und bieten Touren durch den Park an.

Das größte Problem: Besucher an den falschen Orten

Während sich der Müll im Park verhältnismäßig schnell einsammeln lässt, zerstört so manch andere Verantwortungslosigkeit die Natur längerfristig. Oberhalb des Königsbachwasserfalls war das der Fall, bei den sogenannten Gumpen, auch Naturpools oder Infinity-Pools genannt.

Früher sei dort nicht viel los gewesen, weiß Marina Unterreiner. "Aber dann hat eine etwas bekanntere Influencerin, die 1,2 Millionen Follower hat, dort Aufnahmen gemacht und dann war der Ansturm ziemlich hoch." An manchen Tagen seien bis zu 400 Besuchern zu den Gumpen hochgewandert, erinnert sich Unterreiner. Und das, obwohl die Gumpen schwer zu erreichen sind, es keinen offiziellen Weg dorthin gibt und Besucher für den Aufstieg oft nicht die richtige Ausrüstung dabei hatten.

Das alles ist nicht ohne Folgen geblieben. Eine Frau ist bei den Gumpen abgestürzt, zwei Männer sind ertrunken. Und die Menschenmassen haben die Natur rund um die Infinity-Pools großflächig zertrampelt und zerstört. Das sei vielen Touristen und Influencern zwar bewusst, aber oft auch egal, glaubt Unterreiner. "Das Bild und die Likes sind ihnen wichtiger."

Der Zugang zu den Gumpen ist daher seit 2021 verboten. Wer trotzdem dort hinwandert, riskiert ein Bußgeld von mehreren Tausend Euro. Die Natur soll nun Zeit haben, um sich von der Verantwortungslosigkeit der Menschen zu erholen.

Bildrechte: BR/ Andrea Neumeier
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nationalpark-Rangerin Marina Unterreiner

Schöpfung bewahren: Kirchen fordern zum Naturschutz auf

Auch die Kirchen rufen immer wieder zum Natur- und Umweltschutz auf. Dort wird meist von der "Verantwortung für die Schöpfung" gesprochen. Dahinter steckt nicht etwa der kreationistische Gedanke einer Schöpfung in sieben Tagen, wie in der Bibel beschrieben, sondern die Vorstellung, dass die Erde von Gott gewollt ist. Daraus wird abgeleitet, dass die Menschen eine besondere Verantwortung für die Natur haben.

Mit seiner Enzyklika "Laudato si" hat Papst Franziskus im Jahr 2015 besonders öffentlichkeitswirksam auf die Dringlichkeit von Natur- und Umweltschutz hingewiesen. Franziskus spricht sich darin gegen die "selbstmörderische" Lebensweise der Menschen aus und kritisiert den Umgang mit der Natur. Auch beim Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg stand das Thema Klima- und Umweltschutz besonders im Fokus.

Die Natur soll nicht wieder zertrampelt werden

Im Nationalpark Berchtesgaden ist Marina Unterreiner optimistisch, dass die Natur sich in ein paar Jahren von der Verantwortungslosigkeit vieler Menschen erholen wird. "Wir haben Vergleichsbilder, wo man sieht, dass sich die Vegetation schon wieder erholen kann", sagt sie.

Bis 2026 bleiben die Infinity-Pools auf jeden Fall noch gesperrt. Ob die Gumpen danach wieder für Touristen zugänglich gemacht werden, ist fraglich.

Rund um das Thema "Verantwortung" geht es in der Sendung STATIONEN, am Mittwoch, 5. Juli 2023 um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.