Ein großes Zelt von außen
Bildrechte: BR/Fabian Schöpf

Das Landshuter Theaterzelt: Seit zehn Jahren tritt das Landshuter Ensemble in der provisorischen Spielstätte auf.

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Fragwürdiges Jubiläum: Zehn Jahre Landshuter Theaterzelt

Kurz in ein provisorisches Zelt und nach fünf Jahren zurück in den Theatersaal – das war der Plan für die Sanierung des Stadttheaters Landshut. Jetzt spielt das Ensemble schon seit zehn Jahren im Zelt. Immerhin gibt es zum Jubiläum einen Lichtblick.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

"Ein trauriges Jubiläum", sagt die Schauspielerin Katharina Elisabeth Kram. Vor zehn Jahren hat sie zusammen mit ihren Kollegen das Theaterzelt in Landshut zum ersten Mal betreten.

Lärm, Hitze, enge Räume - Probleme einer Zeltlösung

"Ich muss gestehen, als wir hier eingezogen sind, war ich persönlich begeistert", erinnert sie sich. Die Bühne ist größer als im alten Theater, die Akustik bietet – vor allem für das Musiktheater – ganz andere Möglichkeiten und in den Zuschauerraum passt mehr Publikum.

Aber die anfängliche Euphorie schwindet bald, als die ersten Probleme anfangen: Der Lärm jedes noch so leisen Autos dringt durch die dünnen Zeltwände, von lauten Veranstaltungen in der benachbarten Arena ganz zu schweigen. Im Sommer steigen die Temperaturen zum Teil auf über 35 Grad Celsius, denn eine Klimaanlage gibt es nicht. Und auch die engen Räume hinter der Bühne machen den Schauspielern und Mitarbeiterinnen zu schaffen.

Vom Provisorium zum Dauerzustand

Dabei sollte alles ganz anders laufen. 2014 muss es schnell gehen. Der letzte Vorhang im eigentlichen Theater fällt, kurz darauf hebt sich der erste im Zelt. Der Grund: Das alte Theater im Bernlochner-Komplex muss dringend saniert werden. Intendant Stefan Tilch rechnete damals mit maximal fünf Jahren, bis das Ensemble wieder zurückkehren kann. "Es war immer als Provisorium gemeint", erklärt er. Aber auch nach zehn Jahren hat die Sanierung des alten Theaters noch nicht begonnen. Erst lag es an rechtlichen Fragen, dann am Geld.

Sanierung rückt näher

Immerhin liegt jetzt, seit 2023, die Genehmigung für den ersten Teil der Sanierung vor. Und auch Pläne für die Gestaltung sind bereits gemacht. Der alte Eingang soll reaktiviert werden, das ganze Gebäude mehr Durchgänge bekommen und dadurch offener werden - und der Saal selbst soll nach Vorbild des historischen Saals rekonstruiert werden. So etwa wird das Muster an den Rängen, das derzeit von blauen Samtvorhängen bedeckt ist, wieder zum Vorschein kommen.

Im Video: Das Landshuter Theaterzelt

Schwarzweiß-Fotografie eines Theatersaals
Bildrechte: BR/Fabian Schöpf
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Eine historische Fotografie des Theatersaals

Stühle, Lautsprecher, Lichter müssen raus

2025 will die Stadt mit der Sanierung beginnen. Aber bereits jetzt – zum zehnjährigen Jubiläum – kommt etwas Bewegung in den Theaterbau: eine Vorbereitungsmaßnahme. Stühle, Lautsprecher, Lichter – alles kommt raus. 2028 soll die eigentliche Sanierung abgeschlossen sein. So richtig daran zu glauben, traut sich im Zelt allerdings keiner. "Es ist bitter, aber fünf Jahre wären toll", so Schauspielerin Kram. Und auch der Intendant lässt sich immer wieder zu zynischen Bemerkungen hinreißen: "In 2.000 Jahren wird man sagen: Damen und Herren, hier ist sind die Pyramiden von Gizeh, die Chinesische Mauer und das Landshuter Theaterzelt."

Nach der Sanierung zu klein

Selbst wenn die Sanierung planmäßig verläuft, bedeutet das 2028 noch nicht das Ende des Theaterzelts. Denn aus Brandschutzgründen müssen sowohl der Zuschauerraum als auch der Orchestergraben des Theaters verkleinert werden. Opern oder große Musicalproduktion können dann nicht mehr im alten Saal stattfinden. Vor Jahren ist deshalb bereits ein Erweiterungsbau auf dem Theatergelände geplant worden. Für diesen gibt es allerdings nach wie vor keine Genehmigung des Stadtrats. Bis er gebaut ist, heißt es: Das Theaterzelt bleibt. Und damit auch alle künstlerischen Einschränkungen.

Große Produktionen statt filigrane Stücke

Denn auf der Bühne im Theaterzelt lassen sich zwar aufgrund der Akustik große Produktionen machen, nicht aber das, was das eigentliche Sprechtheater ausmacht: feine, nuancierte Stücke. "Es fühlt sich mittlerweile so an, als wäre ich früher ein Holzschnitzer gewesen, der filigrane Kunstfiguren herstellt, und seit zehn Jahren schneide ich nur noch Bretter her", beschreibt Katharina Elisabeth Kram ihren Eindruck von der Arbeit im Alltag. "Das kann vielleicht ganz toll sein, mal ein paar tolle Bretter zu sägen, aber ich würde gerne wieder die filigrane Arbeit machen, die feine, die künstlerisch interessantere." Ein bescheidener Wunsch zum zehnjährigen Jubiläum.

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