Laufey im Sommer 2023 in Finnland
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Stefan Crämer

Laufey, die Taylor Swift des Jazz, hat ein neues Album rausgebracht: Bewitched

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Das neue Album "Bewitched" von Laufey, der Taylor Swift des Jazz

Ihr erstes Album "Everything I Know About Love" war das erfolgreichste Jazz-Debüt in der Geschichte des Streamingdienstes Spotify. Laufey Lin Jónsdóttir hat es geschafft, ähnlich wie Swift, ein globaler Popstar mit Millionen junger Fans zu werden.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

"You can’t pin me down", Du kannst mich nicht festnageln, singt Laufey im ersten Song ihres neuen Albums. Und es stimmt: Laufey ist klassisch ausgebildete Jazzmusikerin und Popstar, Literatur-Influencerin und hochtalentierte Cellistin, Fan von sowohl Chet Baker als auch Taylor Swift, Isländerin und Chinesin. Bei Laufey kommen verschiedene Identitäten und popkulturelle Einflüsse aus mehreren Jahrzehnten zusammen.

14 Songs, eine Geschichte

Bei genauerem Hinhören entpuppt sich Laufey zweites Album "Bewitched" inhaltlich vor allem als ein klassisches Pop-Album. Es geht um Laufeys Lieblingsthema: die Liebe. Im Laufe der 14 Songs erzählt Laufey die Geschichte einer jungen Protagonistin, deren Alltag fast ausschließlich von Gedanken über Beziehungen bestimmt wird: Beziehungen, die vorbei sind, Beziehungen, die vielleicht neu beginnen, und Beziehungen, die nie waren – sich aber trotzdem wahnsinnig echt anfühlen.

Schnörkellos arrangierte Balladen

Dieses genüsslich-schmerzhafte Schwelgen, den sich wie verhext anfühlenden Schwebezustand des unglücklich oder ungewiss Verliebtseins, vertont Laufey mit schnörkellos arrangierten und melodisch starken Balladen. Diese Songs bringen ihre tiefe Stimme bestens zur Geltung, und sind bereits jetzt der Soundtrack zum romantischen Kopfkino von Millionen liebeskranker junger Menschen geworden.

Sie hat von Taylor Swift und Ella Fitzgerald gelernt

Damit bewegt sich Laufey inhaltlich freilich auf vertrautem Gebiet – die Beatles sangen in den 60ern schon über diese Gefühle, genauso wie später Madonna und noch etwas später Laufeys Idol Taylor Swift.

Aber anders als die Genannten benutzt Laufey musikalische Versatzstücke aus Genres, die eher selten mit Jugendkultur in Verbindung gebracht werden: Jazz und Klassik. Auf "Bewitched" ist ein Philharmonie-Orchester zu hören, ein von Laufey komponiertes instrumentales Klavier-Zwischenspiel, und eine Version des Jazz-Standards "Misty", das in der Vergangenheit unter anderem Ella Fitzgerald coverte.

Fans analysieren ihre Texte

Es zeugt von Laufeys musikalischem Gefühl und ihrem Songwriting, dass diese und andere Momente nicht wie Gimmicks wirken, sondern sich nahtlos in das Klangbild von "Bewitched" einfügen. Ihre Fans, die sogenannten Lauvers, haben längst begonnen, die Songtexte zu analysieren und die Erwähnungen bestimmter Orte wie L.A. und New York und wiederkehrende Motive wie das Fliegen zueinander in Beziehung zu setzen. Der Song "Letter To My 13 Year Old Self" bekommt in der Fan-Community besondere Aufmerksamkeit.

Mittlerweile ist sie das Gegenteil einer Außenseiterin

In dem Song singt Laufey darüber, wie sie sich als junger Teenager in Island als Außenseiterin fühlte und sehnsuchtsvoll zuhörte, wenn andere Mädchen über ihren ersten Kuss sprachen. Diese universell nachvollziehbare Beobachtung kombiniert sie mit einer persönlichen, aber nicht weniger emotionalen Erinnerung: nämlich der, wie andere Menschen über ihren "fremd klingenden" Namen lachten.

Mittlerweile ist Laufey das Gegenteil einer Außenseiterin: Auf Instagram folgen knapp 70.000 ihrem virtuellen Lesezirkel, auf TikTok schauen mehr als drei Millionen Menschen regelmäßig ihre Videos. Sie wird den Generationen Zett und Alpha Jazz und Klassik nicht im Alleingang schmackhaft machen können - aber ihr neues Album zeigt auf höchst unterhaltsame Weise die Möglichkeiten, die in diesen Genres und Geschichten weiterhin stecken.

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