Der Musiker Jon Batiste im Juli 2023 beim Montreux Jazz Festival
Bildrechte: picture alliance/KEYSTONE | PETER KLAUNZER

Der Musiker Jon Batiste im Juli 2023 beim Montreux Jazz Festival

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Umarmt die Welt: Das neue Album von Jon Batiste

Gleich fünf Grammys gewann Jon Batiste vergangenes Jahr und stellte damit Megastars wie Taylor Swift und Billie Eilish in den Schatten. Dieser Musiker geht über Grenzen – auch auf seinem neuen Album "World Music Radio".

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Manche mögen Radio für veraltet halten, aber der fünffache Grammy-Gewinner Jon Batiste tut das offenbar nicht. Sein neues Album kommt im Gewand einer Radiostunde daher. "I’m your host", heißt es gleich am Anfang. In der Rolle von Billy Bob Bo Bob, einem interstellaren Reisenden mit Sendungsbewusstsein, will Batiste die Zuhörenden rund um die Erde führen.

Batiste im Duett mit Lana Del Rey

Und musikalisch nimmt das sofort ziemlich viel Fahrt auf. Ein Neugieriger sammelt Klänge für Neugierige. Und schnell entwickelt sich ein Sog. Der Groove ist cool, der Gesang expressiv. So zumindest in "Raindance", einem Song, der musikalisch sehr von Justin Biebers "As long as you love me" inspiriert ist. Im Song "My Heart" klingt das dagegen ganz anders. Batiste kooperiert dort mit der katalanischen Sängerin und Posaunistin Rita Payés. Wie zugeschaltet wirkt sie, in weiter Ferne so nah – denn gerade darin liegt die Zärtlichkeit der Sounds, die sie beisteuert.

Viele Gäste sind auf diesem Album zu hören. Die Palette reicht von der koreanischen Girlgroup NewJeans über den Latin-Pop-Star Camilo bis hin zur Pop-Melancholie-Ikone Lana Del Rey. Mit ihr findet Batiste zum lieblich-innigen Schlussduett "Life Lessons" zusammen.

Keine Weltmusik, sondern Pop

"World Music Radio" – das schreibt Batiste selbst im Booklet – ist natürlich kein Weltmusik-Album, sondern ein Pop-Album, das unterschiedliche Töne der Welt als Ausgangspunkt nimmt. Oder als "Sprungbrett", wie Batiste formuliert. Und wie sein erfundener Radiomann hat auch Batiste selbst eine Botschaft. Als friedlichen Unruhestifter sieht er sich, als einen, der Gräben überbrücken will.

Er feiert die neue Bewegungsfreiheit nach dem Ende seines Late-Night-Show-Engagements, das ihn sieben Jahre lang stark an New York gebunden hat – und die Erleichterung nach einer überstandenen Leukämie-Erkrankung seiner Frau, die nun offenbar wieder mit ihm durch die Welt reisen kann.

Ein Album für Begegnungsfreudige

Sein Album hat schrill-bunte, viele sehr überraschende und einige berückend ruhige Momente. Sogar Töne des von Jazzkritikern leidenschaftlich gehassten Saxophonisten Kenny G lässt Batiste überzeugend in sein musikalisches Wechselbad einfließen – und eine Gänsehaut garantiert er, wenn er sich mit sanftem Gospelfeeling allein am Klavier begleitet und ein Lied ("Butterfly") singt, das ein Schmetterlingsflügelschlag in Richtung Paul McCartney sein könnte.

Ein Album für Begegnungsfreudige ist Batiste hier gelungen, für Menschen, die Momente gerne mit anderen teilen. Schon das ist ein schönes Musik-Signal in einer zerrissenen Welt. Radio kann verbinden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!