Mit Sir Simon Rattle, dem neuen Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, und bayerischen Blaskapellen ist ein großes Konzert im Sommer 2024 geplant.
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Sir Simon Rattle, der neue Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

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Bayerische Blasmusiker im Rattle-Fieber

Wie proben Profis? Diese Frage stellen sich Hunderte Blasmusiker in Bayern. Nun hatten sie die Chance, Sir Simon Rattle bei einer Probe mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks über die Schulter zu schauen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

"Nicht so schwerfällig", sagt Sir Simon Rattle und lächelt die Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO) an. Er probt die Stelle noch mal und lässt das Orchester weiterspielen. Dieses Mal gibt's für die entsprechenden Takte ein zufriedenes Nicken.

Probenalltag für das BRSO und seinen neuen Chefdirigenten – ein außergewöhnlicher Blick hinter die Kulissen hingegen für die rund 500 Laienmusiker aus 42 bayerischen Blasmusikgruppen. Sie durften bei einer Arbeitsprobe dabei sein und reisten dafür zum Beispiel aus der Nähe von Coburg, Offenberg, Schrobenhausen oder Kempten an.

Bewerber für BRSO-Projekt zu Probe eingeladen

Sie alle hatten sich beworben, um beim "Symphonischen Hoagascht" dabei zu sein. Das ist der bayerische Ausdruck für eine zwanglose musikalische Veranstaltung mit unterschiedlichen Interpreten. Diese Aktion soll dem neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle die Möglichkeit geben, seine neue Heimat besser kennenzulernen: Traditionen, regionale Eigenheiten, vor allem aber auch die bayerische Blasmusik.

Aus mehr als 100 Bewerbungen hat eine Jury vier Musikgruppen ausgesucht, die kommendes Jahr im Juli ein großes Konzert zusammen mit dem BRSO spielen – inklusive eines eigens dafür komponierten Stücks. Diejenigen, die nicht zu den Auserwählten gehören, konnten nun bei der Arbeitsprobe von Rattle mit dem Orchester in der Münchner Isarphilharmonie dabei sein.

Laien sind gespannt auf Probe der Profis

"Wie ein Trostpreis fühlt sich das aber überhaupt nicht an. Ich freue mich, den Profis über die Schulter zu schauen, ich habe mir extra Urlaub genommen", sagt zum Beispiel Sonja Hoffmann vom Musikverein Neuhausen aus dem Landkreis Deggendorf. Den weitesten Weg nahmen Musikgruppen aus Franken auf sich: Das Jugendorchester Rödental etwa fuhr mehr als drei Stunden in die Landeshauptstadt. "Aber das ist es wert, weil wir unbedingt sehen wollen, wie Rattle mit dem Orchester arbeitet", sagt die 22-jährige Dirigentin Ann-Cathrin Weiß.

Auf dem Programm: Mahlers 6. Sinfonie

Rattle beschreibt den letzten Satz von Mahlers sechster Sinfonie als "Ungeheuer". Die Probenarbeit sei wie ein Zahnarztbesuch: in manche Stellen müsse man hineinbohren. Mit seinen Schilderungen bringt er sowohl die Musiker auf der Bühne als auch die im Publikum zum Lachen.

Er probt im Tutti, mal nur mit den Bläsern, dann nur mit den Streichern, lässt mal durchlaufen, unterbricht in den Registerproben aber auch immer wieder und gibt Anweisungen wie zum Beispiel "diese Stelle könnte weniger nach nordkoreanischer Armee klingen".

Die Laien im Publikum sind begeistert, wie locker die Atmosphäre ist und wie konzentriert die Musiker des BRSO arbeiten. "Wenn er eine Stelle noch mal spielen will, dann wissen alle, um was für eine Stelle es geht und sind bereit. Bei uns muss der Dirigent drei Mal sagen, wo es weitergeht und dann sind immer noch nicht alle dabei", erzählen Musiker aus Niederbayern und lachen. "Das nehmen wir auf jeden Fall in unsere Probe mit".

Sir Simon Rattle bringt Publikum zum Lachen

Rattle probt konzentriert, weiß aber auch, das Publikum einzubinden. Ein Highlight: Der große Hammer, der im Finale der Sinfonie zum Einsatz kommt – mit einem lauten Wumms. Den präsentiert er dem Publikum vor dem ersten Einsatz, jeder weitere sorgt für Schmunzeln und Lacher. Einmal verliert Sir Simon Rattle im Eifer des Dirigierens seinen Stab, ein Zuhörer aus der ersten Reihe gibt ihn ihm zurück.

Am Ende der Probe: tosender Applaus, Standing Ovations. "Und jetzt Alkohol", sagt Rattle und lacht. Er und die Musiker des BRSO mischen sich unter die Blaskapellen und tauschen sich mit den Laien aus. Alle wollen ein Foto mit Rattle. Er lächelt einfach – ganz der Profi.

So geht’s mit dem "Symphonischen Hoagascht" weiter

Ab dem kommenden Wochenende besucht Rattle zusammen mit einigen Orchestermusikern die vier ausgewählten Musikgruppen. Sie proben gemeinsam in Benningen bei Memmingen, Eichstätt, Marktoberdorf und Büchlberg. Bis zum Konzert im kommenden Juli stehen ihnen noch einige Proben bevor – auf das Ergebnis sind alle Beteiligten sehr gespannt.

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Sir Simon Rattle mit dem Orchester in der Münchner Isarphilharmonie

Sir Simon Rattle
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Sir Simon Rattle

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