Protestierende klettern auf einen Zaun nahe der schwedischen Botschaft in Bagdad.
Bildrechte: REUTERS/Ahmed Saad TPX IMAGES OF THE DAY 20.07.2023

Protestierende klettern auf einen Zaun nahe der schwedischen Botschaft in Bagdad.

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Wegen Koranverbrennung: Iraker stürmen schwedische Botschaft

Im Irak haben Demonstranten offenbar die schwedische Botschaft gestürmt und Feuer gelegt. Das Motiv der Aktion dürfte Wut über die öffentliche Verbrennung einer Koran-Ausgabe in Schweden im Juni sein. Eine weitere Koranverbrennung ist angekündigt.

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Nach Ankündigung einer weiteren Koranverbrennung in Schweden haben Demonstranten die Botschaft des Landes im Irak vorübergehend gestürmt und dort Feuer gelegt. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag beobachtete, stieg Rauch aus dem Gebäude auf. Laut Augenzeugen zogen Hunderte zur Botschaft, von denen viele über Absperrungen kletterten und Parolen riefen wie "Ja, ja zum Koran".

Bilder in sozialen Netzwerken zeigten an dem Gebäude in Bagdad in der Nacht zum Donnerstag Feuer und Rauchwolken. Einige feierten auf der Straße und schwenkten irakische Flaggen. Einige Protestierende drangen nach unbestätigten Angaben bis ins Innere des Gebäudes vor. Unter den Protestlern waren viele Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr. Bis zum Morgen zogen die Gruppen teils wieder ab.

Bewegung aus Millionen ärmeren Menschen

Der schiitische Al-Sadr ist einer der einflussreichsten Geistlichen im arabischen Raum. Seine islamistische Bewegung setzt sich zusammen aus Millionen vorwiegend ärmerer Menschen aus dem städtischen Raum. Nach einer langen politischen Krise hatten seine Anhänger 2022 unter anderem den Regierungspalast mit dem Büro des Ministerpräsidenten in Bagdad sowie das Parlamentsgebäude gestürmt und besetzt. Al-Sadr hatte nach der Koranverbrennung im Juni auch zu einem "wütenden Protest" vor der schwedischen Botschaft aufgerufen.

Zum Artikel: Heftige Proteste nach Koranverbrennung in Stockholm

Botschaftspersonal in Sicherheit

Das schwedische Außenministerium teilt aktuell mit, über die Lage informiert zu sein und im ständigen Kontakt mit den Mitarbeitern vor Ort zu stehen. "Unsere Mitarbeiter sind in Sicherheit", hieß es vom Pressebüro in Stockholm. "Wir verurteilen alle Angriffe auf Diplomaten und Mitarbeiter internationaler Organisationen." Es sei die Aufgabe irakischer Sicherheitskräfte, diplomatische Vertretungen zu schützen. Die irakische Bereitschaftspolizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Trotzdem war während des nächtlichen Tumults auf Videos wenig Widerstand von Sicherheitskräften zu sehen.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Vorfall am frühen Donnerstag. Die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, eine Untersuchung vorzunehmen und "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären und die Täter zu identifizieren".

Weitere Koranverbrennung in Stockholm genehmigt

Die schwedische Polizei hatte zuvor einen Antrag für eine öffentliche Versammlung genehmigt, die heute vor der irakischen Botschaft in Stockholm stattfinden sollte. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT wollte dabei eine Person einen Koran und eine irakische Flagge verbrennen.

Nur zwei Personen sollen demnach an der Demonstration teilnehmen. Demonstranten in Bagdad sagten laut Augenzeugen, der jetzige Protest in Bagdad sei eine Reaktion auf die neue geplante Koranverbrennung in Schweden.

Schon zwei Koranverbrennungen in Schweden in diesem Jahr

Schon im Juni hatte es in Schweden eine Koranverbrennung gegeben. Schwedische Medien meldeten, der nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika habe diese Demonstration organisiert und vor der Großen Moschee in Stockholm einige Seiten aus dem Koran verbrannt. Außerdem hatte er die heilige Schrift des Islams mit Füßen getreten. Zuvor hatte der Rechtsextreme Rasmus Paludan im Januar bei einer Demonstration in Stockholm einen Koran verbrannt.

Darüber hinaus hatte zuletzt auch ein Mann geplant, vor Israels Botschaft in Stockholm unter Polizeischutz Ausgaben des Korans und der Thora, des heiligen Buches der Juden, zu verbrennen. Berichten zufolge sah er jedoch angesichts weit verbreiteter Empörung von seinem Vorhaben ab.

Mit Informationen von dpa, AP und AFP.

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