UN-Generalsekretär Antonio Guterres (l.) und Vertreter der Türkei, der Ukraine und Russlands haben sich geeinigt auf einen Vertrag.
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UN-Generalsekretär Antonio Guterres (l.) und Vertreter der Türkei, der Ukraine und Russlands haben sich geeinigt auf einen Vertrag.

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Ukraine und Russland einigen sich: Getreideexport auf dem Seeweg

Nach wochenlangen Verhandlungen ist ein Abkommen über die Ausfuhr von Millionen Tonnen ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer unterzeichnet worden. Mindestens 22 Millionen Tonnen Getreide liegen derzeit zum Export aus der Ukraine auf Halde.

Die Ukraine und Russland haben sich auf die Ausfuhr von Getreide und Dünger durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer geeinigt. Die Vereinbarung sei ein "Leuchtfeuer der Hoffnung", sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag in Istanbul während der Unterzeichnungszeremonie. Sie werde Entwicklungsländern und hungernden Menschen Erleichterung verschaffen.

Russland und Ukraine versprechen, Schiffe nicht anzugreifen

Laut hochrangigen UN-Funktionären handelt es sich um zwei Vereinbarungen über sichere Ausfuhrkorridore für den Verkehr von Frachtschiffen durch das Schwarze Meer. Eine dreht sich um Lieferungen von Nahrungsmitteln aus der Ukraine. Die andere beinhaltet Agrar-Exporte und Düngemittel aus Russland. Die Parteien einigten sich darauf, dass die Schiffe nicht angegriffen werden dürfen.

Russland, vertreten durch Verteidigungsminister Sergej Schoigu, und die Ukraine, für die Infrastrukturminister Olexander Kubrakow angereist war, besiegelten am Freitag in Istanbul separate Vereinbarungen mit den Vereinten Nationen und der Türkei. Außerdem wurde die Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln aus Russland erleichtert. Damit wurde eine Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin erfüllt.

Zeitmangel - Minen werden nicht geräumt

Die beiden unterzeichneten Abkommen gelten demnach zunächst für 120 Tage, sollen jedoch verlängert werden. Der Ukraine-Deal regelt den Angaben nach die Ausfuhr über die Häfen von Odessa, Tschernomorsk und Juschni. Die Minen in den Gewässern um die Ukraine sollen nicht geräumt werden, weil eine solche Operation zu zeitintensiv wäre. Stattdessen sollen ukrainische Lotsen die Schiffe sicher an den Sprengkörpern vorbeinavigieren.

Überwachungsstelle in Istanbul geplant

In Istanbul soll eine Überwachungsstelle eingerichtet werden mit Personal aus der Ukraine, Russland, der Türkei und UN-Mitarbeitern. Die Schiffe sollen inspiziert werden, um den heimlichen Transport von Waffen zu vereiteln. Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreide-Exporteuren weltweit. Russische Streitkräfte halten ukrainische Häfen besetzt und blockierten zuletzt die Ausfuhr. Die Ukraine wiederum verlegte Minen in den Gewässern.

EU-Ratspräsident Charles Michel begrüßte das Abkommen zu den Getreide-Exporten. "Dieses Abkommen kann Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zugute kommen", schrieb der Belgier auf Twitter. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung". Zugleich forderte er, das Abkommen schnell umzusetzen. Die EU sei entschlossen, den Export von ukrainischem Getreide zu unterstützen. "Durch Russlands illegale Invasion in die Ukraine sind Millionen von Menschen vom Hunger bedroht."

Hunger bei 50 Millionen Menschen zusätzlich

Nach UN-Angaben stecken mehrere Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest. Wegen der ausbleibenden Ausfuhren und den auch dadurch steigenden Lebensmittelpreisen hat sich die Hungerkrise in vielen Ländern verschärft. Vor allem ost- und nordafrikanische Länder wie Somalia, Ägypten oder Libyen waren vor dem Krieg von Lieferungen aus den beiden Ländern abhängig. Nach Angaben der UN hungern etwa 50 Millionen Menschen zusätzlich infolge des Krieges.

Guterres hatte im April bei Besuchen in Moskau und Kiew für einen sicheren Transport der Nahrungsmittel geworben. Danach nahmen die Parteien in der Türkei Verhandlungen auf, von denen kaum Details an die Öffentlichkeit gelangten.

(mit Agentumaterial von AP und epd)

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