Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, spricht beim Trauerstaatsakt für den gestorbenen früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble im Plenarsaal im Deutschen Bundestag.
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Macron spricht beim Trauerstaatsakt für den gestorbenen früheren Bundestagspräsidenten Schäuble im Plenarsaal im Deutschen Bundestag.

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Trauerstaatsakt für Schäuble: "Europa hat eine Säule verloren"

Der Bundespräsident hatte den Staatsakt angeordnet: Im Bundestag ist der kürzlich verstorbene CDU-Politiker Wolfgang Schäuble geehrt worden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte ihn auf Deutsch als großen Europäer.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bei einem Trauerstaatsakt im Bundestag haben Politik-Vertreter Abschied von dem CDU-Politiker Wolfgang Schäuble genommen. Schäuble war am 26. Dezember im Alter von 81 Jahren in Offenburg gestorben.

Merkel über Schäuble: "Anker von Stabilität und Scharfsinn"

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Schäuble, der in ihren Kabinetten "ein Anker von Stabilität, von Ruhe und intellektuellem Scharfsinn" gewesen sei. Zudem stellte Merkel Schäubles Rolle als "glühender Verfechter der deutschen Einheit" heraus und bei der Überwindung der Euro-Krise. Auf die Frage, was sie von Schäuble gelernt habe, sagte Merkel: "Gut zuhören, nicht zu schnell aufgeben, intellektuell scharf und klar debattieren und zum Schluss immer einen Kompromiss finden." Auch bei Konflikten habe sie an Schäuble geschätzt, "dass er nach vorne geschaut" und sich für Politik und Land eingesetzt habe.

Bas würdigt Schäuble als "vollendeten Staatsdiener"

Eröffnet wurde der Staatsakt mit einer Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die Schäuble für seine Verdienste um Deutschland und Europa Dank aussprach. "Deutschland verliert einen großen Demokraten und Staatsmann, Europa einen Vordenker und Frankreich einen besonderen Freund", sagte die SPD-Politikerin.

Schäuble sei in seinen mehr als 50 Jahren als Bundestagsabgeordneter ein "Ausnahmeparlamentarier" gewesen, sagte Bas. "In seinen Reden beeindruckte er mit intellektuellem Scharfsinn, sprachlicher Präzision und politischer Angriffslust." Schäuble sei mit seinem Pflichtbewusstsein "der vollendete Staatsdiener" gewesen. "Zum Schluss war er zu einer Instanz geworden - über Parteigrenzen hinweg."

Macron erntet stehenden Applaus

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte Schäuble in einer in großen Teilen auf Deutsch gehaltenen Rede. "Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren", sagte Marcron im Bundestag. Ein halbes Jahrhundert lang habe man die Stimme "dieses Deutschen" hier hören können, sagte Macron bei seiner Traueransprache vom Redepult des Plenarsaals aus.

Dass Schäuble sich gewünscht habe, dass bei seiner Trauerfeier ein Franzose rede, sagte viel aus über das Vertrauen zwischen diesen Ländern, über ihre Geschichte und Zukunft, sagte der französische Präsident, der die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft hervorhob und dafür stehenden Applaus erhielt.

CDU-Vorsitzender Merz lobt Kompromissbereitschaft Schäubles

"Wir verneigen uns vor einem wahren Staatsmann unseres Landes, vor einem europäischen Staatsmann, vor einem streitbaren Demokraten, vor einer prägenden Persönlichkeit der jüngeren Geschichte unseres Landes", sagte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in seiner Gedenkansprache im Bundestagsplenum.

"Er konnte in der Sache sehr hart sein, und das hat ihm - zum Beispiel in der Finanzkrise - nicht nur neue Freunde eingetragen", sagte Merz über den Verstorbenen, der zu seinen Vorgängern an der Spitze von Partei und Fraktion zählt. "Aber sein Umgang war immer fair, er war immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören und er war immer bereit, im Interesse Europas Kompromisse zu machen." Über die vergangenen 30 Jahre sei zwischen ihm und Schäuble eine "tiefe und vertrauensvolle Freundschaft entstanden", fügte Merz hinzu.

Viel Politprominenz bei Staatsakt

An dem Trauerstaatsakt nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie dessen Vorgänger Joachim Gauck, Christian Wulff und Wolfgang Köhler teil. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war unter den Teilnehmern.

Den Staatsakt hatte Bundespräsident Steinmeier kurz nach Schäubles Tod angeordnet. Grundlage ist eine Regelung von 1966. Demnach sind derlei Staatsakte ebenso wie Staatsbegräbnisse "Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" vorbehalten, "die sich um das deutsche Volk hervorragend verdient gemacht haben". Der Staatsakt ist laut Bundestag "Ausdruck höchster Würdigung von Anlässen oder von Personen durch die obersten Repräsentanten des Gemeinwesens".

Mit Informationen von dpa, AFP und epd

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