ARCHIVBILD: Wolfgang Schäuble (CDU) als Bundesfinanzminister wartet am 15.11.2010 beim CDU-Parteitag in Karlsruhe im Rollstuhl neben einer Wand mit CDU Schriftzügen.
Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Nach Schäubles Tod: "Deutschland verliert einen scharfen Denker"

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Nach Schäubles Tod: "Deutschland verliert einen scharfen Denker"

Auf die Meldung vom Tod des CDU-Politikers Wolfgang Schäuble reagieren viele Weggefährten mit Trauer und Respekt. Kanzler Olaf Scholz würdigte ihn als scharfen Denker und streitbaren Demokraten. Bundespräsident Steinmeier ordnete einen Staatsakt an.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Der Tod von Wolfgang Schäuble (CDU) bewegt viele seiner Weggefährtinnen und Weggefährten - quer durch die Parteienlandschaft. Die Reaktionen nach einem langen Leben für die Politik sind von Respekt und Hochachtung getragen.

Ministerpräsident Söder: "Große Verdienste um Deutschland"

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte Schäuble auf der Plattform X (vormals Twitter) als einen Politiker, der sich "große Verdienste um Deutschland erworben" habe. Die CSU werde ihm ein "ehrendes Andenken bewahren". Neben Söder erklärten auch zahlreiche andere deutsche Ministerpräsidenten öffentlich ihre Anteilnahme.

Landtagspräsidentin Aigner: Architekt der Deutschen Einheit

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU), hob in einer Presseerklärung vor allem Schäubles Rolle als einen der "Architekten der Deutschen Einheit" hervor. Als Bundesfinanzminister habe er während der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise eine Schlüsselrolle eingenommen. Schäuble sei ein Politiker gewesen, der "deutsche und europäische Politik über Jahrzehnte hinweg maßgeblich mitgestaltet und geprägt hat".

Auch persönlich erinnere sie sich gerne an die Zusammenarbeit mit ihm, so Aigner: "Dank seiner umfassenden Fachkompetenz, seiner Entschlossenheit und Durchsetzungsstärke war er als einflussreicher und erfolgreicher Krisenmanager hochgeschätzt."

CSU-Landesgruppenchef Dobrindt: "Großer Parlamentarier"

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt erklärte: "Mit Wolfgang Schäuble verliert Deutschland einen großen Parlamentarier, der sich über Jahrzehnte für dieses Land verdient gemacht hat." Die deutsche Einheit, die europäische Einigung und viele wegweisende Entscheidungen blieben für immer mit seinem Namen verbunden, so Dobrindt.

Edmund Stoiber: "Bedeutendster CDU-Politiker nach Adenauer und Kohl"

Für den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) ist Wolfgang Schäuble einer der bedeutendsten CDU-Politiker - nach Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Das Lebenswerk, das Schäuble für Deutschland hinterlasse, sei ein unendlich großes, sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident im BR-Gespräch.

"Er war ein Mensch, der seine Verantwortung kannte und diese Verantwortung weit über 100 Prozent versucht hat zu tragen. Er war immer da, immer ansprechbar." Stoiber sagte, er kenne keinen Politiker, der diese Kompetenz hatte, die Sprachgewalt hatte, die Eindringlichkeit hatte.

Ehemaliger Bayerischer Ministerpräsident Edmund Stoiber zum Tod von Wolfgang Schäuble
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ehemaliger Bayerischer Ministerpräsident Edmund Stoiber zum Tod von Wolfgang Schäuble

Bundeskanzler Scholz: "Streitbarer Demokrat"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob die "beeindruckende und sehr lange Politiker-Karriere" von Wolfgang Schäuble hervor: "Sein Intellekt, seine Freude an der demokratischen Auseinandersetzung, sein konservatives Weltbild und seine rhetorische Schärfe zeichneten ihn in all dieser Zeit ganz besonders aus", hieß es in einer Presseerklärung. "Deutschland verliert einen prägenden Christdemokraten, der gerne stritt und dabei doch nie aus dem Blick verlor, worum es geht in der Politik: Das Leben der Bürgerinnen und Bürger besser zu machen."

Auf der Plattform X würdigte Scholz den Verstorbenen als "scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten", der Deutschland mehr als ein halbes Jahrhundert als Abgeordneter, Minister und Bundestagspräsident geprägt habe.

CDU-Chef Merz: "Verliere meinen engsten Freund und Ratgeber"

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz reagierte mit Trauer und Bestürzung auf den Tod von Wolfgang Schäuble. "Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte", schreibt er auf der Plattform X.

Vor der Presse sagte Merz am Mittwoch: "Unser Land verliert mit Wolfgang Schäuble einen Ausnahmepolitiker, ja einen Staatsmann, der über fünf Jahrzehnte Deutschland und Europa tief geprägt hat."

CDU-Chef Friedrich Merz
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Merz: Schäuble war ein Ausnahme-Politiker

Nach den Worten von CDU-Bundesschatzmeisterin Julia Klöckner war Wolfgang Schäuble "ein Ausnahmemensch, ein beeindruckender Denker und Redner, ein loyal-kritischer Kollege". Gewissenhaft habe er "Pflicht und Dienst" erfüllt.

Altkanzlerin Merkel: "Leidenschaftlicher Europäer"

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnerte an Schäuble unter anderem als Vordenker der deutsch-französischen Freundschaft, leidenschaftlichen Europäer und als "überragende Persönlichkeit". Als junge Ministerin sei er ihr ein "politischer Lehrmeister" gewesen und als Bundeskanzlerin habe sie ihn später als "Anker" ihrer Kabinette geschätzt. "Gespräche mit ihm waren für mich immer eine intellektuelle Bereicherung." Auch seine Disziplin habe sie bewundert, so Merkel.

Bundespräsident Steinmeier: "Wir werden ihn nicht vergessen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Wolfgang Schäuble als "Glücksfall für die deutsche Geschichte" bezeichnet. Deutschland habe "einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat", so Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Ingeborg Schäuble.

"Ein reiches Leben ist nun zu Ende gegangen - das Werk dieses herausragenden Staatsmannes und Menschen wird Bestand haben. Wir werden Wolfgang Schäuble nicht vergessen. Er hat sich um Deutschland und Europa verdient gemacht", so Steinmeier weiter. Das Staatsoberhaupt ordnete einen Staatsakt zu Ehren des verstorbenen Schäubles an. Wann genau der stattfinden soll, ist noch offen. Weil die Gedenkveranstaltung vom Parlament ausgerichtet wird, muss auch der Bundestag ein Datum festlegen.

Bärbel Bas: "Großer Europäer"

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) kondolierte der Witwe ebenfalls: "Ihr Mann war ein Ausnahmepolitiker, leidenschaftlicher Parlamentarier und großer Europäer. Kaum jemand hat die deutsche Politik so lange maßgeblich mitgeprägt wie Wolfgang Schäuble."

Außerdem sei mit seinem Namen "eine der glücklichsten Stunden unseres Landes untrennbar verbunden - die Überwindung der deutschen Teilung". Als Bundesinnenminister habe Schäuble den Einigungsvertrag entworfen und den Vereinigungsprozess entscheidend mitgelenkt. Auch habe Schäuble früher als andere erkannt, dass Deutschland ein vielfältiges Land geworden sei.

Innenministerin Faeser: "Einer der bedeutendsten Demokraten"

Wolfgang Schäuble sei ein großer Staatsmann gewesen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Mit ihm verliere Deutschland "einen der bedeutendsten Demokraten" der "das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere" verkörpere. In seinen verschiedenen Ämtern und Rollen habe sein Wort "großes Gewicht" gehabt.

Lindner: "Größter Respekt!"

FDP-Chef Christian Lindner würdigte Schäuble auch als Mensch. Auf X schrieb er: "Er hat viele mit der Stärke beeindruckt, mit der er sein Schicksal getragen hat. Er hat sein ganzes Leben mit Integrität und Disziplin in den Dienst unseres Landes gestellt. Größter Respekt!"

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) sprach von einer schmerzhaften Lücke, die Schäuble hinterlasse, "nicht nur als politische Ausnahmeerscheinung, sondern auch als politischer Intellektueller."

Nouripour: "Gigant des Parlamentarismus"

Der Grünen-Parteivorsitzende Omid Nouripour nannte Schäuble einen "Gigant(en) des Parlamentarismus". Er sei "seit Jahrzehnten eine prägende Figur für unser Land" gewesen. Sein Platz in den Geschichtsbüchern sei ihm gewiss, so Nouripour auf der Plattform X. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sagte, Schäubles politisches Erbe sei der Auftrag für alle politisch Verantwortlichen, "die parlamentarische Demokratie nie für selbstverständlich zu halten".

Ebenfalls auf X äußerte sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. "Kaum ein Politiker hat die jüngste deutsche Geschichte und unsere demokratische Kultur so geprägt wie Wolfgang Schäuble", erklärte die Grünen-Politikerin. Für die Grünen-Bundestagsfraktion teilten die Vorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann mit, Schäubles Arbeit habe "dieses Land geprägt". Sie dankten ihm für "seinen beeindruckenden Einsatz für unseren Parlamentarismus und unsere Demokratie."

Der Linken-Politiker Dietmar Bartsch nannte Schäuble einen "herausragenden Demokraten".

Macron: "Freund Frankreichs"

Auch auf internationalem politischem Parkett gibt es lobende Worte für Wolfgang Schäuble. Der französische Präsident Emmanuel Macron nannte ihn einen "Freund Frankreichs". Der frühere Finanzminister habe "zur deutschen Wiedervereinigung, zum Aufbau des Euro und zur europäischen Einheit beigetragen", schrieb Macron am Mittwoch im Onlinedienst X.

Die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde nannte Schäuble einen der einflussreichsten europäischen Politiker seiner Generation. Sie selbst habe erlebt, wie er sich für Europa einsetzte, schrieb Lagarde auf X.

Von der Leyen: "Schwerer Verlust für Deutschland und Europa"

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sieht in Wolfgang Schäubles Tod einen schweren Verlust für Deutschland und Europa. Sie bescheinigte ihm einen tiefen Respekt vor dem demokratischen Diskurs und die Fähigkeit, sich immer wieder auf Neues einzulassen, schrieb sie auf der Plattform X. "Ich werde seinen weisen Rat vermissen", so die EU-Spitzenpolitikerin.

Katholische Kirche: "Ausnahmepolitiker"

Nach den Worten des Vorsitzenden der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war Wolfgang Schäuble ein "Ausnahmepolitiker". Er habe Deutschland mit seiner Persönlichkeit geprägt - "mit unermüdlichem Einsatz, politischer Hingabe, visionärem Blick und mutigen Entscheidungen", so der Limburger Bischof am Mittwoch.

EKD-Vorsitzende: "Durch und durch integrer Politiker"

Mit Wolfgang Schäuble sei "eine Ära zu Ende gegangen - nichts weniger", zollte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, dem Verstorbenen Respekt. Sie haben ihn als "durch und durch integren Politiker" geschätzt. "Sein Mut und seine klaren Worte, seine Gelassenheit im Umgang mit den Überzeugungen anderer haben mich tief beeindruckt", sagte die Hamburger Bischöfin.

Zentralrat der Juden: "Enger Freund der jüdischen Gemeinschaft"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte Schäuble auf der Plattform X einen "engen Freund der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland". Das Internationale Auschwitz-Komitee hob Schäubles Engagement für den Erhalt der Gedenkstätte sowie die Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager hervor.

Mit Informationen von dpa, epd, KNA und AFP

Video: Nachruf auf Wolfgang Schäuble

Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble im Bundestag.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2023
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Nachruf auf Wolfgang Schäuble.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!