Franziskus in Südfrankreich auf Besuch
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Papst Franziskus am 23.9.23 in Marseille

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Papst mahnt Europa zu Offenheit für Migration

Bei seinem Besuch im französischen Marseille hat Papst Franziskus für eine bessere Aufnahme von Geflüchteten in Europa geworben. Neuankömmlinge dürften nicht als Last gesehen werden. Hauptkriterium bei der Aufnahme sei die Menschenwürde.

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Der Papst hat bei seinem zweitägigen Besuch in der französischen Hafenstadt Marseille die schlechte Lage von Migranten an Europas Außengrenzen angeprangert. Insbesondere zeigte sich Franziskus besorgt über die Lage auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa.

Zuwanderung sei kein Notfall, sondern "eine Gegebenheit unserer Zeit", betonte der 86-Jährige auf einer Konferenz mit jungen Menschen und Politikern. Im Publikum saßen unter anderen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, und die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde.

Kriterium nicht Bewahrung des Wohlstands, sondern Menschenwürde

Natürlich, so Franziskus, gebe es Schwierigkeiten bei Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Menschen. "Aber das Hauptkriterium" könne nicht der Erhalt des eigenen Wohlstands sein, sondern vielmehr "die Wahrung der Menschenwürde." Neuankömmlinge dürften nicht als Last, sondern müssten als Geschwister angesehen werden.

Erneut forderte der Papst mehr reguläre Einreisemöglichkeiten für Migranten und warb für eine ausgewogene Aufnahme in Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern. Er sprach von einer "unvermeidlichen Integration", die zwar mühsam sei, aber auch Zukunftschancen biete. Dabei müsse Rücksicht auf kulturelle Unterschiede genommen werden. Wenn alle Beteiligten starr auf eigenen Vorstellungen beharrten, vergrößere dies gesellschaftliche Distanzen. Ghettoisierung und Feindseligkeit seien die Folge.

Konferenz der Mittelmeeranrainerstaaten

Das "Mittelmeer-Treffen" (Rencontres Mediterraneennes) war Hauptanlass für die zweitägige Papstreise nach Marseille. Vertreter aus den Mittelmeeranrainerstaaten berieten bei der Konferenz über aktuelle Herausforderungen. Im Fokus stand der Umgang mit Migration.

An seinem ersten Besuchstag in der Hafenstadt war Franziskus am Freitag auf das massenhafte Sterben von Migranten im Mittelmeer eingegangen. "Wir befinden uns an einem Scheideweg der Zivilisation", sagte er bei einer Gedenkzeremonie für Ertrunkene. Auf der einen Seite verlaufe der Weg der Geschwisterlichkeit. Auf der anderen eine Gleichgültigkeit, die zu Ablehnung und Tod führe.

Der Papst war bereits 2020 zum ersten "Mittelmeer-Treffen" nach Bari in Italien gereist; bei der zweiten Auflage in Florenz 2022 war er verhindert. Höhepunkt der aktuellen Visite ist ein Gottesdienst am späten Samstagnachmittag im Stadion des Fußballvereins Olympique Marseille. Dazu werden rund 60.000 Teilnehmer erwartet, darunter auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Am Abend fliegt Franziskus zurück nach Rom.

Mit Informationen von dpa

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