Einkaufswagen gefüllt mit unterschiedlichen Lebensmitteln.
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Nicht nur Insekten: Diese Produkte enthalten tierische Zutaten

Die EU hat Insekten als Nahrung erlaubt. Prompt fürchteten Social-Media-Nutzer, die Tiere würden untergejubelt. Aber Insekten müssen als Zutat ausgewiesen sein. Nur: Oft stecken in Produkten andere tierische Zutaten, bei denen wir es kaum vermuten.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Insekten essen, das ist in unseren Breiten relativ ungewohnt. Dennoch haben Insekten als Nahrungsmittel viele Vorteile, denn sie sind proteinreich, enthalten gesunde Fettsäuren, Spurenelemente und Mineralstoffe - und sie sind im Vergleich zu Fleisch besser fürs Klima. Denn Insekten aufzuziehen erfordert wenig Platz und verursacht weniger Treibhausgas-Emissionen als die Produktion von Rind- oder Schweinefleisch. Grundsätzlich zugelassen sind Insekten als Nahrungsquelle in der EU schon länger, Mehlwürmer nämlich und Heuschrecken. Seit dem 24. Januar sind lediglich zwei neue hinzugekommen: die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer. Das war trotzdem Grund genug für einen Aufschrei im Netz.

Insekten als Zutat gekennzeichnet

Ob man nun Lebensmittel essen möchte, die zum Beispiel Hausgrillenpulver enthalten, oder nicht - das bleibt jedem selbst überlassen. Denn niemand braucht Angst zu haben, dass einem Lebensmittel mit Insekten untergejubelt werden - zumindest nicht, wenn man genau hinschaut. Denn laut EU-Verordnung muss klar gekennzeichnet sein, wenn ein Lebensmittel ein Insekt enthält und auch in welcher Form. Ob getrocknet, im Ganzen oder als Pulver. Wer keine Insekten essen will, muss also beim Einkauf nur die Inhaltstoffe der Produkte genau lesen.

Tierische Zutaten in Produkten, von denen man es nicht vermutet

Schon jetzt sind in vielen Produkten tierische Bestandteile enthalten, bei denen es Verbraucher kaum vermuten. Für die meisten Menschen ist das kein Ausschlusskriterium im Supermarkt. Aber immer mehr Menschen verzichten bewusst ganz oder teilweise auf tierische Produkte. Und auch aus anderen Gründen kann es ratsam sein zu wissen, was so alles in unseren Lebensmitteln steckt. Denn schon vor der Zulassung von Insekten selbst als Nahrungsmittel kamen sie für die Herstellung von einigen Produkten zum Einsatz.

Nicht nur Wurst und Käse, auch Knabberzeug und Getränke

Bei Wurst, Käse, Jogurt und Quark in ihrer klassischen Form ist klar, dass diese Lebensmittel tierischen Ursprungs sind. Doch häufig ist nicht direkt an der Produktgruppe erkennbar, dass auch Tierisches drinsteckt. So enthalten oft auch Kartoffelchips, Bananen, Zitrusfrüchte, Wein, Gebäck, Fruchtsaft und Gummibärchen Inhaltstoffe tierischen Ursprungs oder sie wurden mit Hilfe von tierischen Bestandteilen hergestellt. Einige Beispiele:

Gummibärchen und Käse oft nicht vegetarisch

Gummibärchen erhalten oft durch Gelatine ihre spezielle Konsistenz. Gelatine wird aus Nebenprodukten beim Schlachten von Schweinen und Rindern hergestellt. Inzwischen gibt es aber auch immer mehr Fruchtgummi-Produkte, die statt mit Gelatine mit pflanzlichen Alternativen arbeiten. Die Hersteller werben meist gezielt damit. Also: Gelatinehaltige Gummibärchen sind nicht vegetarisch, da sie Bestandteile von toten Tieren enthalten. Genau wie einige Käsesorten, wie zum Beispiel Parmesan. Zur Herstellung wird Lab, ein Enzym aus den Mägen von Kälbern benutzt. Es gibt aber auch viele Käsesorten, die mit pflanzlichem Lab hergestellt werden.

Aromen aus Geflügel, Farbstoff aus Läusen, Zusätze aus Schweineborsten

Weniger bekannt ist, dass bei Knabbereien wie Kartoffelchips oft mehr als nur Kartoffeln, Öl und Gewürze in die Tüte kommt. Wenn sie zum Beispiel mit Aromen aus Wild oder Geflügel gewürzt sind oder wenn aus Geschmacksgründen Milchzucker zugesetzt wird. Viele Lebensmittel werden auch gefärbt. Für eine intensive rote Färbung etwa bei Konfitüre, Fruchtjogurt oder Süßwaren sorgt häufig der Farbstoff "Echtes Karmin", der aus Schildläusen gewonnen wird. Dieser muss mit dem Namen des Stoffes oder dem Kürzel E120 gekennzeichnet werden. Und auch Backwaren können tierische Bestandteile enthalten, wenn dem Mehl die Aminosäure L-Cystein als Zusatzstoff E920 beigemischt wird. Das führt dazu, dass sich der Teig besser kneten lässt. L-Cystein kann aus Federn oder Schweineborsten gewonnen werden.

Zitrusfrüchte und Bananen: Haltbar dank Insektenausscheidungen

Selbst eigentlich unverarbeitete Lebensmittel wie Obst können tierische Zusätze enthalten. Der Grund: Die Schale wird damit behandelt, um das Obst länger haltbar zu machen. Zum Einsatz kommen beispielsweise Bienenwachs oder Schellack, eine Ausscheidung der Lacklaus. Das Obst wird dann als "gewachst" gekennzeichnet oder der jeweilige Stoff mit seiner E-Nummer ausgewiesen. Bei Bio-Obst darf die Schale aber nicht behandelt werden.

Wein und Saft: Geklärt mit tierischen Bestandteilen

Bier muss übrigens, wenn es nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, frei von Zusätzen sein. Nur Wasser, Hefe, Malz und Hopfen dürfen verwendet werden. Bei Bieren aus dem Ausland oder bei bestimmten Craft-Bieren muss das nicht unbedingt so sein. Und auch andere Getränke können mit tierischen Produkten hergestellt sein: Damit Wein oder Fruchtsaft schön klar ist, werden teilweise auch tierische Bestandteile verwendet. Zum Bespiel Gelatine oder auch die Schwimmblasen von Fischen. Diese Bestandteile werden nur zum Entfernen von Schwebstoffen verwendet und sind im späteren Produkt nicht mehr vorhanden. Darum müssen sie dann aber auch nicht vom Hersteller gekennzeichnet werden. Wer es genau wissen will, muss also beim Hersteller nachfragen oder auf ein Produkt mit dem Label Vegan achten.

Tierischer Ursprung auf Zutatenliste oft nicht erkennbar

Ein Blick auf die Liste der Inhaltstoffe kann also hilfreich sein, wenn man tierische Bestandteile in Lebensmitteln erkennen möchte. Doch im Zutatenverzeichnis müssen nicht zwingend alle Stoffe ausgewiesen werden. Lösungsmittel und Trägerstoffe oder Substanzen, die bei der Verarbeitung helfen, müssen nicht immer angegeben werden. Außerdem müssen Hersteller bei Zusatzstoffen, Aromen und Vitaminen bisher nicht zwingend angeben, ob diese aus oder mit Tieren hergestellt wurden.

Orientierung durch Label

Wer die genannten Zutaten nicht mitessen und auf Nummer sicher gehen will, kann sich an den Labeln für vegetarische oder vegane Produkte orientieren. Zum Beispiel dem V-Label, entwickelt von der Europäischen Vegetarier-Union (EVU), dass es in einer "vegetarisch" und einer "vegan" Variante gibt. Andere weit verbreitete Siegel sind die Veganblume der Vegan Society und das EcoVeg-Label für vegane Bioprodukte. Als vegan gekennzeichnete Lebensmittel müssen frei von tierischen Inhalts- und Hilfsstoffen sein. Eine solche Kennzeichnung ist allerdings freiwillig. Heißt also: Ein Produkt, das kein Vegan-Label trägt, muss nicht zwangsläufig Tierisches enthalten.

Warum überhaupt auf tierische Produkte verzichten?

Doch warum überhaupt tierische Produkte meiden? Das kann Verbraucherinnen und Verbraucher aus unterschiedlichen Gründe wichtig sein: Zum Beispiel, weil sie sich vegetarisch ernähren möchten, also kein Fleisch und keine Bestandteile von geschlachteten Tieren essen wollen. Oder sie wollen gänzlich keine tierischen Produkte, also auch keine Milch, Käse oder Eier, konsumieren, ernähren sich also vegan. Die Motivationen dafür können ethische, gesundheitliche oder ökologische Überlegungen sein. Auch wollen immer mehr Menschen ihren Konsum von tierischen Produkten zumindest bewusst reduzieren, zum Beispiel um den CO2-Fußabdruck ihrer Ernährung zu verkleinern – die Rede ist oft von sogenannten "Flexitariern". Aber auch Schwangere oder Allergiker müssen teilweise genau auf Inhaltstoffe achten, weil sie etwa in der Schwangerschaft keine Rohmilchprodukte essen sollten oder stark allergisch reagieren auf Laktose in Milchprodukten oder auf Krebs- und Schalentiere.

"Kann Spuren von Milch enthalten"

Der Zusatz "Kann Spuren von Milch enthalten", der oft auch in Bezug auf Nüsse, Soja oder Eiern verwendet wird, ist übrigens ein Hinweis für Allergiker. Meist ist es so, dass Produkte mit diesem Zusatz mit denselben Maschinen hergestellt werden, mit denen auch Lebensmittel mit diesen Bestandteilen verarbeitet werden. Auch wenn die Maschinen zwischendurch gereinigt werden, lässt sich hier nicht ausschließen, dass das Endprodukt noch Spuren zum Beispiel eben von Milch enthalten sind. Es bedeutet aber nicht, dass Milch Teil der Rezeptur ist. Besonders für Menschen mit sehr starken Allergien, die sogar lebensgefährlich werden können - zum Beispiel Nussallergien – kann dieser Hinweis entscheidend sein.

ARCHIV - 12.07.2018, Thailand, Chiang Mai: Mehl aus getrockneten Hausgrillen wird für das Verpacken vorbereitet. Von Dienstag an dürfen Hausgrillen in Lebensmitteln verwendet werden. Dann tritt ein neues EU-Gesetz in Kraft, wonach die auch als Heimchen bekannten Insekten gefroren, getrocknet oder als Pulver verwendet werden können. (zu dpa «Grillen als Lebensmittel - Neue EU-Regelung tritt in Kraft») Foto: Visarut Sankham/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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ARCHIV - 12.07.2018, Thailand, Chiang Mai: Mehl aus getrockneten Hausgrillen wird für das Verpacken vorbereitet.

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