Astrophysiker und Philosoph Harald Lesch
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Harald Lesch, Autor, Astrophysiker und Philosoph (Archivbild)

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Harald Lesch zu AKW-Reserve: "Bittere Pille"

Astrophysiker Harald Lesch warnt angesichts der aktuellen Atom-Debatte davor, Hoffnungen in die Kernenergie zu stecken. Die Monate, die Habeck mit einer AKW-Reserve plant, seien aber nicht das Problem - zumindest im "Stand-By"-Modus.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch hat sich am Rande von Europas größter Physiktagung in Regensburg sehr kritisch zur AKW-Reserve geäußert. Er gehe davon aus, dass die Netzbetreiber, die den Stresstest im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt haben, ein Szenario vorgelegt haben, bei dem sich die Politik gar nicht mehr anders entscheiden konnte, als für eine AKW-Reserve - und gegen die komplette AKW-Abschaltung Ende des Jahres. Dieses Szenario würde den absoluten - und wohl unwahrscheinlichen - Ernstfall darstellen, erklärte Lesch auf BR-Anfrage.

AKW auf "Stand-By": "Vernünftige Entscheidung"

Solange die Politik die beiden Atomkraftwerke wirklich nur über den Winter als Reserve auf "Stand-By" halte und danach endgültig abschalte, sei die aktuelle Entscheidung aus Leschs Sicht "eine vernünftige, politische Entscheidung". Diese paar Monate seien nicht das Problem, so der Astrophysiker auf der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

Lesch: Atomenergie keine Sache für die Zukunft

Doch die beiden Reserve-Atomkraftwerke seien "nur ein Tropfen auf den heißen Stein". Lesch warnte grundsätzlich davor, Hoffnungen in die Atomenergie zu stecken. Das sei keine Sache für die Zukunft. "Und ich hoffe, dass wir in ein paar Jahren so viel Windpower und so viel Solar auf den Dächern haben, dass wir darüber einfach nicht mehr reden müssen", machte Lesch klar.

Grundsätzlich sollten sich, so Lesch weiter, alle "immer wieder klarmachen, dass wir uns mit dieser Risikotechnologie ein riesiges Problem an den Hals holen. Und gerade für die jüngere Generation bedeutet es über viele, viele, viele Jahrzehnte, viel, viel Geld auszugeben für eine Endlagerstätte. Und da ist diese Entscheidung halt noch mal so eine bittere Pille, die wir schlucken müssen."

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Lesch: Ganz bitterer Wein, den wir trinken müssen

Er hoffe sehr, dass bei den beiden Atomkraftwerken wirklich alle Sicherheitsstandards gewährleitet sind "und es nicht zu irgendeinem Unfall kommt, wo wir hinterher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen". Lesch kritisiert, dass Deutschland immer noch keine Atommüllendlagerstätte hat. "Also summa summarum ist es ein ganz bitterer, bitterer Wein, den wir hier trinken müssen", so Lesch.

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Harald Lesch auf der Physiktagung in der Uni Regensburg

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