Einwohner kehren an maroden Stromleitungen vorbei nach Kahaine zurück
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Einwohner kehren an maroden Stromleitungen vorbei nach Kahaine zurück

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Nach Brandkatastrophe: Maui verklagt Stromversorger

Mehr als 100 Menschen starben bei den Buschbränden auf der hawaiianischen Insel Maui - nun geht der Bezirk gegen den örtlichen Energieversorger juristisch vor. Durch Fahrlässigkeit habe das Unternehmen die Ausbreitung der Feuer begünstigt.

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Gut zwei Wochen nach Ausbruch der verheerenden Brände im US-Bundesstaat Hawaii mit mindestens 115 Toten hat der Bezirk Maui Klage gegen den örtlichen Stromversorger eingereicht. Darin wirft die Behörde dem Energiekonzern Hawaiian Electric unter anderem Fahrlässigkeit vor.

Bezirk: Leitungen blieben trotz "Red Flag" unter Spannung

So habe der Konzern "fahrlässig gehandelt", indem er das Stromnetz nicht abschaltete, obwohl die Wetterdienste wegen der hohen Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, eine "Red Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben hatten, heißt es in der Klage. Durch ein umsichtigeres Handeln hätte insbesondere die Zerstörung der Stadt Lahaina "verhindert werden können", so das Dokument.

Der Bezirk hält dem Konzern außerdem vor, Strommasten und andere Einrichtungen schlecht gewartet und vernachlässigt zu haben. So sei nicht dafür gesorgt worden, dass die Umgebung der Stromleitungen frei von leicht brennbarer Vegetation bleibt. Herabfallende Stromkabel hätten so trockene Pflanzen in Brand gesetzt und die Feuer ausgelöst, heißt es in einer Mitteilung.

Schadenersatzforderung in ungenannter Höhe

Die Feuer auf Maui hätten mehr als 2.200 Gebäude zerstört und einen geschätzten Sachschaden von mehr als 5,5 Milliarden Dollar verursacht, erklärte der Bezirk in dem Klagetext weiter. Die Höhe der Schadenersatzforderung wird dort jedoch nicht beziffert.

Zuvor hatten bereits etliche Anwohner Klage gegen Hawaiian Electric erhoben. Im Internet kursierten in diesem Zusammenhang Videos, auf denen vom Wind beschädigte Überlandleitungen zu sehen sind, um die herum die Vegetation in Brand gerät.

Stromversorger weist Vorwürfe zurück

Die Chefin von Hawaiian Electric, Shelee Kimura, wies jedoch jede Mitverantwortung für die Katastrophe zurück und verteidigte die Entscheidung, den Strom nicht abzuschalten. "In Lahaina treibt Strom die Pumpen an, die das Wasser liefern", sagte Kimura. Auch hätte eine Unterbrechung der Stromversorgung gefährlich für kranke und ältere Menschen sein können.

Hawaiian Electric fürchtet Gerichtsurteile, wie sie nach Waldbränden in Kalifornien gegen Stromversorger ergingen. Nach riesigen Flächenbränden 2018 hatte sich dort das Unternehmen PG&E als verantwortlich für einen verheerenden Waldbrand mit über 80 Toten in der Ortschaft Paradise bekannt. Das Feuer, das über 13.000 Häuser zerstörte, wurde auf defekte Stromleitungen zurückgeführt, der Konzern musste Strafen und Entschädigungen in Milliardenhöhe zahlen.

Auch die Behörden stehen in der Kritik

Vor rund zwei Wochen hatten sich von den Winden des Hurrikan "Dora" angefachte Brände auf der Insel Maui und der benachbarten Insel Hawaii teils rasend schnell ausgebreitet. Die historische Stadt Lahaina an der Westküste von Maui wurde fast vollständig zerstört, mindestens 115 Menschen starben. Die Brände waren die mit den höchsten Opferzahlen in den USA seit mehr als hundert Jahren. In dieser Woche erklärten die Behörden, dass noch mindestens 1.100 Menschen vermisst würden.

Nicht wenige Hawaiianer haben die Behörden jedoch in Verdacht, mit Klagen gegen Stromversorger auch von eigenem Versagen ablenken zu wollen. In sozialen Medien werden nach wie vor heftige Vorwürfe unter anderem wegen Straßensperrungen erhoben, die dazu geführt haben sollen, dass Menschen nicht vor den Flammen fliehen konnten. Zudem sei vor den Bränden nicht rechtzeitig gewarnt worden.

Der Polizeihef von Lahaine erklärte dazu, man habe "Lahaina nicht abgesperrt oder Menschen verboten, aus der Stadt zu gelangen". Man habe nur sichergehen wollen, "dass niemand über eine stromführende Leitung fährt".

Mit Informationen von dpa, AP und AFP

Im Video: US-Präsident Biden besucht das zerstörte Lahaina

Mit einiger Verspätung besuchte US-Präsident Biden die zerstörte Stadt Lahaina
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Mit einiger Verspätung besuchte US-Präsident Biden die zerstörte Stadt Lahaina

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