Nach den schweren Bränden ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. 93 Tote wurden bislang auf Maui gefunden.
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Nach den schweren Bränden ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. 93 Tote wurden bislang auf Maui gefunden.

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Brände auf Hawaii: Zahl der Toten steigt weiter

Langsam kehren die Menschen auf der hawaiianischen Insel Maui in ihre Wohnorte zurück - dort erwarten sie Trümmer und Asche - besonders in der Stadt Lahaina. Auch die Zahl der Todesopfer ist weiter gestiegen. Kritisiert wird die Arbeit der Behörden.

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Bunte Holzhütten und farbenfrohe Pflanzen säumten einst die Wege auf der Hawaii-Insel Maui - nun ist davon nicht mehr viel übrig: Nach den verheerenden Wald- und Buschbränden in dem Urlaubsparadies liegt vieles in Schutt und Asche. Zwar lodern noch immer Flammen in der Region, aber die ersten Anwohner dürfen die Schäden an ihrem Besitz in Augenschein nehmen. Die Behörden haben derweil die Zahl der bestätigten Todesfälle nach oben korrigiert.

Behörden sprechen von 93 Todesopfern

Wie der Gouverneur des US-Bundesstaates Hawaii, John Green, am Samstag mitteilte, kamen bei der Naturkatastrophe mindestens 89 Menschen ums Leben. Vier weitere wurden danach noch gefunden Der bei Urlaubern beliebte Badeort Lahaina ist fast komplett ausgebrannt. Green erklärte, die Anwohner würden dort "eine Zerstörung vorzufinden, "wie sie es in ihrem Leben noch nicht gesehen haben".

"Wir wollen, dass die Menschen sich darauf vorbereiten", fügte er hinzu. Mehr als 2.200 Gebäude wurden durch die Flammen beschädigt oder zerstört, wie die US-Katastrophenschutzbehörde Fema am Samstag mitteilte. Mehr als 1.410 Menschen wurden in Notunterkünften untergebracht.

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Nach den schweren Bränden ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. 93 Menschen kamen bislang auf Maui in den Flammen ums Leben.

Zerstörungen in Lahaina

Die Front Street, an der sich einst Restaurants und Geschäfte drängten, ist fast völlig verschwunden. Auch von den Booten im Hafen sind nur noch verkohlte Überreste zu sehen.

Der mächtige Banyan-Baum, der seit 150 Jahren über die Stadt Lahaina wachte, ist nicht mehr grün, sondern schwarz. Die Flammen haben ihn in ein unförmiges und verrußtes Skelett verwandelt. Der Baum hatte bereits in Lahaina gestanden, als Hawaii noch ein Königreich war. Später wurde die Inselgruppe zum Gebiet der USA, mittlerweile ist sie ein eigener Bundesstaat.

All diese Zeiten hatte der Banyan-Baum überlebt. Nun hat ein Feuer die Stadt um ihn herum in nur wenigen Tagen fast völlig zerstört.

Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Dollar

Schätzungen gehen von rund 5,5 Milliarden Dollar (5,0 Milliarden Euro) an Kosten für den Wiederaufbau aus. Aufnahmen der historischen Innenstadt von Lahaina belegten die Zerstörung, die die Brände hinterlassen hatten. In ganzen Straßenzügen blieben kaum mehr als die Grundmauern von Häusern stehen. Von fast jedem Gebäude auf der Front Street - einer bei Touristen beliebten Flaniermeile mit Geschäften und Restaurants - waren nur noch Trümmerhaufen übrig.

Bürger sollen SMS schreiben, um Mobilfunk nicht zu überlasten

Dutzende verkohlte Fahrzeuge, die es offenbar nicht rechtzeitig aus dem Inferno heraus geschafft hatten, stehen an den Straßen. Ein Häuserblock nach dem anderen wurde dem Erdboden gleich gemacht, Swimmingpools waren mit pechschwarzem Wasser gefüllt. Ein Bewohner Lahainas, Kyle Scharnhorst, sagte, die Brände hätten unglaublich schnell zugeschlagen. Die Gegend glich einem Kriegsgebiet.

Für einen Großteil der Bewohner der Insel war am Freitag die Stromversorgung wiederhergestellt worden. In West-Maui wurden laut der Regierung zusätzliche Mobilfunk-Kapazitäten verfügbar gemacht. Die Bürger wurden aufgerufen, SMS zu schreiben, statt anzurufen, damit möglichst viele Menschen die begrenzten Ressourcen nutzen könnten.

Zahl der Toten dürfte weiter steigen

Die zurückkehrenden Einwohner von Lahaina wurden vor möglichen Gesundheitsgefahren angesichts des beschädigten Wassernetzes gewarnt. Zudem ging die Furcht vor Plünderungen um. Die örtlichen Behörden verhängten eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 6 Uhr und ordneten an, dass nur Menschen die zerstörte Stadt betreten dürfen, die vor dem Feuer nachweislich in Lahaina wohnten oder dort in einem Hotel übernachtet hatten.

Die Behörden rechneten indes mit weiteren Toten, zumal die Rettungskräfte erst nach und nach in das Innere zerstörter Gebäude vordringen konnten. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet waren, sagte Gouverneur Green. Leichenspürhunde wurden eingesetzt, um nach weiteren Todesopfern zu suchen, wie der Bürgermeister von Maui County, Richard Bissen Jr., erklärte.

Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und der Polizei

Behindert werden die Suchaktionen vielerorts durch die Bevölkerung. So musste etwa die Polizei nur wenige Stunden nach der Freigabe des Highways nach Lahaina die Straße wieder dichtmachen. Grund waren laut einem Bericht der Zeitung "Honolulu Star Advertiser" Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern und Polizei über den Zugang zu weiterhin gesperrten Gebieten.

Menschen hatten demnach versucht, teils zu Fuß in diese Zonen zu Angehörigen zu gelangen, wie die Bezirksverwaltung erklärte. Damit brächten sie sich in Gefahr und verzögerten zudem die Rettungsarbeiten, da die Einsatzkräfte die Suche nach Opfern unterbrechen und stattdessen Unbefugte wegschicken müssten.

Kritik an Behörden: Wurde nicht richtig gewarnt?

Mindestens drei Brände waren am Dienstag auf Maui ausgebrochen, ein trockener Sommer und die Starkwinde eines in großer Entfernung vorbeiziehenden Hurrikans fachten die Flammen an. Die Waldbrände gelten bereits als die schlimmste Naturkatastrophe im US-Staat Hawaii seit Jahrzehnten.

Das letzte Unglück von ähnlichem Ausmaß ereignete sich Anfang der 60er Jahre, als ein Tsunami 61 Menschen das Leben kostete. Durch einen noch folgenschwereren Tsunami gab es 1946 auf Big Island mehr als 150 Tote. In der Folge wurde damals ein Hawaii-weites Notfallsystem mit Sirenen eingerichtet, deren Bereitschaft einmal pro Monat getestet wird.

Keine Warnsirenen? - "Es gibt keine Transparenz"

Doch die Kritik am Vorgehen der Behörden wächst. "Es gibt keine Transparenz", sagte Profisurfer Kai Lenny in einem Video auf Instagram. "Die Regierung sagt uns nicht, was passiert, und dadurch weiß keiner, wie wir helfen können." Er selbst habe mit einem Jetski über das Wasser Menschen mit dem Nötigsten versorgt, weil viele Straßen gesperrt seien, sagte Lenny.

Die Katastrophenschutzbehörde FEMA erklärte am Samstag, dass rund ein Dutzend Bundesbehörden mit Hilfsmaßnahmen für die Brandopfer beschäftigt seien. 150 FEMA-Mitarbeiter, darunter auch Such- und Rettungstrupps, seien bereits auf Maui, weitere seien unterwegs.

Kritik hatte es auch daran gegeben, dass auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen sein sollen. Zusätzlich erschwert wurden die Rettungsarbeiten dadurch, dass Lahaina im Norden und Süden jeweils nur über eine große Zufahrtstraße erreichbar ist.

Nur per "Mund-Propaganda" von den Flammen erfahren

"Es gab keine Warnung. Niemand kam vorbei. Wir haben keinen Feuerwehrwagen oder sonst wen gesehen", sagte Lynn Robinson, die ihr Haus durch das Feuer verlor.

"Die Menschen hätten sich nur auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen können", ergänzte William Harry bei seiner Rückkehr. Tatsächlich geben Daten der Notfallbehörde von Hawaii keine Hinweise auf eine Betätigung der Warnsirenen, ehe die Menschen um ihr Leben rannten. Stattdessen verschickten die Behörden Alarmhinweise an Handys, Fernseh- und Radiosender, doch schränkten weitreichende Strom- und Netzwerkausfälle womöglich die Reichweite ein.

In der Stadt, die vor dem Unglück rund 13.000 Einwohner hatte, hatte es zudem Beschwerden darüber gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut "New York Times" auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien.

Generalstaatsanwaltschaft ordnet Untersuchung an - Feuerwehr spricht von fehlender Ausrüstung

Das Büro von Hawaiis Generalstaatsanwältin Anne Lopez kündigte eine umfassende Überprüfung der Entscheidungen an, die vor, während und nach dem Feuer getroffen wurden. Auch bestehende Regelungen würden auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse würden im Anschluss mit der Öffentlichkeit geteilt.

Fehlendes Personal und unzureichende Ausrüstung behinderten möglicherweise eine effektive Brandbekämpfung. Der Präsident des hawaiianischen Feuerwehrverbands, Bobby Lee, sagte, maximal 65 Feuerwehrleute seien gleichzeitig im Dienst und dann für drei Inseln zuständig: Maui, Molokai und Lanai. Die Abteilung verfüge über 13 Löschfahrzeuge und zwei Leiterfahrzeuge, aber keine Geländewagen, um Buschbrände gründlich zu bekämpfen, bevor sie Straßen oder bewohnte Gebiete erreichen könnten.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters.

Mindestens 93 Menschen verloren auf Maui in den Flammen ihr Leben. Die Wald-Brände gelten als die schlimmste Naturkatastrophe im US-Staat Hawaii seit Jahrzehnten.
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Mindestens 93 Menschen verloren auf Maui in den Flammen ihr Leben.

Menschen gehen in Lahaina, Hawaii, die Main Street entlang, vorbei an den Schäden des Waldbrandes.
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Die Zahl der Todesopfer bei den Wald- und Buschbränden auf Hawaii ist auf mindestens 80 gestiegen.

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