Hans Zollner
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Jesuitenpater Hans Zollner SJ, Leiter des Kinderschutzzentrums "Center for Child Protection" (CCP) der Päpstlichen Universität Gregoriana.

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Jesuitenpater Hans Zollner beklagt Defizite im System der Kirche

Bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gebe es nach wie vor Defizite in der katholischen Kirche, sagt der Jesuitenpater Hans Zollner. Er hoffe, dass sich der emeritiere Papst entschuldige, betonte der Leiter des Kinderschutzzentrums CCP in Rom.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Der Jesuitenpater Hans Zollner SJ sieht die Defizite bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im System der katholischen Kirche begründet. "Es müsste auf allen Ebenen darum gehen, dass es eine Verantwortungspflicht gibt und eine Rechenschaftspflicht", betonte er im Interview mit Bayern 2.

Zollner ist ist Leiter des Kinderschutzzentrums "Center for Child Protection" (CCP) der Päpstlichen Universität Gregoriana.

"Hoffnung, dass sich Papst Benedikt entschuldigt"

Angesichts des aktuellen Gutachtens über Missbrauchsfälle im Erzbistum München und Freising sagte Zollner, er hoffe, dass der emeritiere Papst Benedikt XVI. nochmal zu den Vorwürfen Stellung nimmt. "Und wenn es so ist, wie vermutet wird und wie auch die Anwaltskanzlei mit diesem Grad von Wahrscheinlichkeit so formuliert hat, dass er sich dann auch entschuldigt."

Zollner sagte, er glaube, das sei auch im Sinne derer, die das Lebenswerk Benedikts nicht gefährdet sehen wollten.

"Es müssen Konsequenzen gezogen werden"

Der Jesuitenpater benannte zudem Defizite im System der katholischen Kirche: "Das heißt, dass Leute, die dann in entsprechende Funktionen kommen bzw. Rollen ausfüllen, so gut sie es meinen, auch in diesem System unter Umständen Dinge tun, die, wie wir gesehen haben, sogar dem eigenen Kirchenrecht widersprechen." Entsprechend müsse auch sanktioniert und bestraft, müssen Konsequenzen gezogen werden, so der Theologe. "Das betrifft die Personalauswahl, das betrifft die Personal, Ausbildung und Fortbildung."

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Marx' Rücktrittsangebot war ein Schritt nach vorne

Es brauche ein sichtbares Zeichen, so Zollner. Er glaube, dass Kardinal Marx mit seinem Rücktrittsangebot im Frühjahr 2021 einen Schritt nach vorne gemacht habe und auch großes Erstaunen ausgelöst habe. "Weil er damals klargemacht hat, dass es ihm nicht um seine Person geht und dass er sein Amt zur Verfügung stellt."

Im Mai 2021 hatte Reinhard Marx dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten. Er wolle für Fehler und Versagen in der Vergangenheit Verantwortung übernehmen, sagte er. Papst Franziskus lehnte den Amtsverzicht dann allerdings ab.

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