Plakate von Gaza-Geiseln hängen in Berlin.
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Sechs Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas rückt die Freilassung von Geiseln im Gaza-Streifen offenbar näher.

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Hoffnung auf Freilassung von Geiseln in Gaza wächst

Sechs Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas rückt die Freilassung von Geiseln im Gaza-Streifen offenbar näher. Katars Regierungschef al Thani sagte, bei den Verhandlungen gebe es deutliche Fortschritte. Derweil wächst der Druck auf Netanjahu.

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Sechs Wochen nach dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel verdichten sich die Anzeichen für eine mögliche Einigung auf ein Abkommen zur Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Die noch verbleibenden "geringfügigen" Hindernisse seien eher "logistischer und praktischer" Natur, sagte Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani am Sonntag in Doha. Unterdessen wurde das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza am Wochenende weitgehend evakuiert.

Katar als Vermittler

Al-Thani zeigte sich nach einigen "Aufs und Abs" in den Gesprächen "zuversichtlicher, dass wir ziemlich nahe vor einer Übereinkunft sind, die die Leute sicher nach Hause zurückbringen kann". Einen Zeitplan nannte der katarische Ministerpräsident nicht. Katar, wo sich sowohl ein großer US-Militärstützpunkt als auch das politische Büro der Hamas befindet, hatte in den vergangenen Wochen in Verhandlungen über die Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und über eine vorübergehende Waffenruhe in dem Krieg vermittelt. Im Zuge dieser Vermittlung waren bisher vier Geiseln freigekommen.

USA: Arbeiten hart an einer Einigung

Die US-Regierung bekräftigte am Samstag, sie arbeite "weiter hart daran, eine Einigung zu erzielen". Das Weiße Haus dementierte allerdings einen Bericht der "Washington Post" über eine vorläufige Einigung, wonach die islamistische Hamas im Gegenzug für eine Waffenruhe im Gazastreifen festgehaltene Frauen und Kinder freilassen solle. Die Zeitung hatte berichtet, gemäß der vorläufigen Einigung sollten die Konfliktparteien die Kämpfe für mindestens fünf Tage einstellen, während ein Teil der Geiseln in Gruppen freikommen solle.

Menschen halten Plakate mit Bildern der Geiseln empor
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Hoffnung auf Freilassung von Geiseln in Gaza wächst

Frühchen aus Al-Schifa-Klinik evakuiert

Am Sonntag erklärte die von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde, dass auch alle 31 noch verbliebenen Frühgeborenen aus dem Al-Schifa-Krankenhaus evakuiert worden seien. Die Babys würden von drei Ärzten und zwei Krankenschwestern begleitet, sagte der Generaldirektor für die Krankenhäuser im Gazastreifen, Mohammed Zakut, der Nachrichtenagentur AFP. Es seien "Vorbereitungen im Gange", um die Frühchen über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten zu bringen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschrieb die Klinik nach einem einstündigen Besuch von WHO-Mitarbeitern als "Todeszone". In einem vor der Nachricht über die Evakuierung der Frühchen verbreiteten Bericht teilte die WHO mit, es befänden sich noch 291 Patienten und 25 medizinische Mitarbeiter im Al-Schifa-Krankenhaus. Die Organisation bereite mit Partnerorganisationen ihre sofortige Evakuierung vor, hieß es.

Druck auf Netanjahu wächst

Derweil wächst der Verhandlungsdruck auf Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Von Frustration und Wut über Schmerz, Angst und Entschlossenheit reichten die Gefühle, die am Samstagabend in der großen Kundgebung von Angehörigen der Geiseln in Jerusalem zum Ausdruck kamen. Sie fühlen sich von Israels Regierung im Stich gelassen an jenem verheerenden 7. Oktober. An diesem Tag richtete die Hamas im Süden des Landes ein Massaker mit rund 1.200 Toten an und verschleppte rund 240 Menschen in den Gazastreifen. Es sei an der Zeit, dass die Regierung sich nun an die Seite der Familien stelle und klarmache, dass diese "nicht allein sind und nie wieder alleingelassen werden".

Erneut Angriffe auf Flüchtlingssiedlung Dschabalia

Unterdessen dauerten die Kämpfe andernorts im Gazastreifen an. Am Samstag trafen zwei Angriffe Ziele in der Flüchtlingssiedlung Dschabalia im Norden des Gazastreifens. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden die von der UNO betriebene und als Flüchtlingsunterkunft genutzte Al-Fachura-Schule und ein weiteres Gebäude getroffen, mehr als 80 Menschen wurden demnach getötet.

Die israelische Armee erklärte, sie habe "Berichte über einen Vorfall in der Region Dschabalia" erhalten und untersuche diese derzeit. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor sechs Wochen rund 12.300 Menschen im Gazastreifen getötet.

Nach Angaben der israelischen Armee drangen israelische Soldaten in Gegenden um Dschabalia und Seitun im Norden des Gazastreifens vor. Bei Kämpfen seien drei israelische Soldaten getötet worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten israelischen Soldaten stieg damit auf 62.

Mit Informationen von AFP und KNA

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