Brennendes Holz in einem Kaminofen (Symbolbild)
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Bis 2030 soll die Hälfte der Wärme klimaneutral erzeugt werden - doch es gibt Streit darüber, wie umweltschädlich das Heizen mit Holz ist.

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Hitzige Debatte: Wie sinnvoll ist Heizen mit Holz?

Das Bundesumweltministerium hält Heizen mit Holz für nicht klimaneutral und darum für wenig sinnvoll. Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger ärgert diese Aussage. Umweltschützer kritisieren wiederum die Förderung von Holzheizungen.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kann nicht glauben, welcher "Unfug vom Bundesumweltministerium verbreitet wird", so schreibt es der Freie-Wähler-Chef vergangene Woche auf Twitter. Auch Waldbauernverbände sprechen von "falschen Aussagen". Der Streit dreht sich um eine Frage, die schnell die Gemüter erregt: Wie sinnvoll ist Heizen mit Holz?

  • Zum Artikel: "Heizen mit Holz: Wirklich eine Alternative zu Öl und Gas?"

Ministerium: Heizen mit Holz nicht klimaneutral

Das Bundesumweltministerium schreibt auf seiner Homepage: "Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral."

Beim Verbrennen von Holz entsteht CO2. Pro produzierter Wärmeeinheit sogar mehr als bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Deshalb hält das Ministerium Holzheizungen nur unter "sehr eingeschränkten Bedingungen" für sinnvoll.

Waldeigentümer: Gesamte CO2-Bilanz des Waldes anschauen

Betrachte man nur den einzelnen Baum, stimme das, sagt auch Irene Seling von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände: "Aber das ist keine passende Perspektive. Wir müssen die Gesamtfläche betrachten." Damit meint Seling die Gesamtfläche des Waldes. Insgesamt nehmen die Bäume in den Wäldern mindestens das, was an CO2 beim Holzverbrennen frei wird, wieder auf. Somit sei das Heizen mit Holz klimaneutral, rechnet Seling vor.

Das wiederum findet das Ministerium "vereinfachend". Diese Argumentation nehme einfach an, dass das, was der Wald an CO2 bindet, automatisch als Ausgleich für die "CO2-Emissionen der Holzverbrennung zur Verfügung" stehe. Der Wald aber nimmt CO2 aus der Luft unabhängig von der Holzverbrennung auf. Er hat damit eine wichtige Funktion als Klimasenke und verbessert die deutsche Klimabilanz. Diese Funktion sollte aus Sicht des Ministeriums "besser zum Ausgleich anderer, nicht vermeidbarer CO2-Emissionen genutzt werden".

Kritik an Förderung von Holzheizungen

Dem stimmt Kenneth Richter vom Naturschutzbund Deutschland zu. Und deshalb passt eine Sache für ihn so gar nicht zu den Aussagen des Ministeriums: "Wenn wir mit Holzheizungen tatsächlich genauso viele Emissionen wie vorher oder möglicherweise noch mehr als bei Fossilen produzieren, dann macht das keinen Sinn, eine solche Technologie weiter zu fördern", sagt Richter.

Bis vor kurzem wurde der Einbau einer neuen Holzheizung, zum Beispiel mit Holzpellets oder Hackschnitzeln, noch mit bis zu 45 Prozent gefördert. Das hat die Bundesregierung im Sommer abgesenkt - auf höchstens 25 Prozent. Umweltschützer Richter fordert, die Förderung ganz abzuschaffen.

  • Zum Artikel: "Schadstoffe in der Luft durch Holzöfen - Messen wir genug?"

Bis 2030 soll Hälfte der Wärme klimaneutral erzeugt werden

Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, dagegen hält die Haltung der Bundesregierung für richtig. Denn es sei wichtig, "dass wir aus den fossilen Energien rauskommen, dass wir Ölheizungen oder Gasheizungen ersetzen". Sie sieht Holzheizungen dabei als Baustein, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Gerade als Hybridheizung, also eine Holzheizung die mit Solarthermie, Wärmepumpe oder Ähnlichem kombiniert wird, könne Holz helfen, "hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien im Wärmesektor zu wechseln".

Bis 2030 hat sich die Bundesregierung das Ziel gesteckt, 50 Prozent der Wärme klimaneutral zu erzeugen – so steht es im Koalitionsvertrag. Aus Sicht des Umweltministeriums, das Holzverbrennung als nicht klimaneutral einstuft, soll in dieses Ziel trotzdem grundsätzlich auch die Holzenergie eingerechnet werden. Sie müsse jedoch neu bewertet und ausgerichtet werden, schränkt das Ministerium ein.

Erneuerbare Wärme zum Großteil aus Holz

Der Ausbau von Wärme aus erneuerbaren Energien liegt deutlich hinter dem Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung zurück. 2021 kamen nur 16,5 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen. Heizen mit Holz ist da die tragende Säule mit einem Anteil von 67 Prozent.

Die Bundesregierung setzt jetzt stark auf Wärmepumpen. Wie sie in Zukunft mit der Holzenergie weitermachen will, wird gerade erarbeitet – als Teil einer Nationalen Biomassestrategie.

Aiwanger: Regionaler Brennstoff

Für den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) ist Holz der "Inbegriff der ökologischen Kreislaufwirtschaft" und als regionaler Brennstoff wichtig für die Wärmewende. Deutschland brauche deutlich mehr "Förderung von Biomasse, nicht weniger, um von den fossilen Energieträgern wegzukommen", sagte er beim Runden Tisch "Holzenergie".

Irene Seling vom Verband der Waldeigentümer hofft, dass die Förderung nicht noch weiter heruntergefahren wird. Energieholz hilft aus ihrer Sicht auch dabei, unabhängiger zu werden von Energieimporten. Außerdem sei es ein Nebenprodukt, das bei Holzernte und Waldumbau automatisch anfalle und nicht anders genutzt werden könne. Das sieht Umweltschützer Kenneth Richter anders. Die Holzreste ließen sich für Pressspanplatten, Papier oder innovative Biomasseprodukte nutzen, sagt er. Der Streit ums Heizen mit Holz geht weiter.

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