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Gasversorgung: Speicher sind gut gefüllt

Im vergangenen Sommer war die Sorge groß, dass Deutschland das Gas ausgehen könnte. Eine Mangellage blieb aus, die Speicher sind zurzeit recht voll, speziell in Bayern. Dennoch: Die Ampel-Regierung will für die nächsten Jahre auf Nummer sicher gehen.

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Für Gasspeicher hat sich in Deutschland lange Zeit kaum jemand interessiert. Schließlich war der Rohstoff im Überfluss vorhanden – dank der Importe aus Russland. Doch seitdem Moskau den Gashahn zugedreht hat, ist die Situation eine andere. Jetzt muss das Gas aus anderen Ländern herbeigeschafft und rechtzeitig eingelagert werden. Denn auch im nächsten Winter wird der Gasverbrauch wieder steigen. Schließlich heizt bundesweit fast jeder zweite Haushalt mit Erdgas.

Gasspeicher aktuell zu 80 Prozent gefüllt

So gesehen haben die Zahlen, die das Bundeswirtschaftsministerium jetzt vorgelegt hat, ein gewisses Gewicht: Die Gasspeicher in Deutschland sind zurzeit durchschnittlich zu rund 80 Prozent gefüllt. So steht es in einem Bericht des Grünen-geführten Ministeriums, mit dem sich auch das Bundeskabinett beschäftigt hat. Darin hat das Ressort von Robert Habeck überprüft, ob die gesetzlichen Vorgaben für die Speicher eingehalten werden. Wie das bayerische Wirtschaftsministerium auf BR24-Anfrage mitteilt, liegt der Füllstand der Anlagen im Freistaat aktuell sogar bei 85 Prozent.

Die Ampel-Koalition in Berlin hatte die entsprechenden Regeln im vergangenen Jahr verschärft – als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen Folgen für die Energieversorgung Europas. Seitdem gelten für bestimmte Stichtage genaue Zielvorgaben, um Engpässe in der kalten Jahreszeit zu verhindern. Beispielsweise müssen die Speicher jeweils zum 1. September zu 75 Prozent gefüllt sein. Ein Wert, der laut Bundeswirtschaftsministerium schon Anfang dieses Monats erreicht wurde.

Füllstände im Jahresvergleich deutlich gestiegen

Im Frühjahr 2022 waren die deutschen Speicher nur zu einem Viertel gefüllt. Ein Umstand, den Beobachter im Rückblick als einen Teil der russischen Kriegsvorbereitungen werten. Der bundesweit größte Speicher im niedersächsischen Rehden wurde bis zum April vergangenen Jahres vom russischen Staatskonzern Gazprom kontrolliert. Er war im vergangenen Frühjahr fast vollständig leer.

Vor diesem Hintergrund wertet das Bundeswirtschaftsministerium die gesetzlichen Vorgaben als einen "ganz wesentliche[n] Baustein dafür, dass eine Gasmangellage vermieden werden konnte und die Lage insgesamt beherrschbar geworden ist". Das Ministerium will die Regeln deshalb um zwei Jahre verlängern – bis April 2027. Ein Vorschlag, dem sich das Kabinett angeschlossen hat, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte. Nach seinen Worten hat die Ampel-Koalition vergangenes Jahr "schnell und entschlossen" gehandelt – und die Vorschriften hätten sich bewährt.

Kritik an staatlicher Gasbeschaffung

Zum ganzen Bild gehört allerdings, dass die Regierung nicht nur Regeln verschärft hat, sondern auch im großen Stil Gas eingekauft hat – mit vielen Steuermilliarden. Kritiker bemängeln, dass diese staatliche Gasbeschaffung – abgewickelt über das Unternehmen Trading Hub Europe – die Energiepreise zusätzlich in die Höhe getrieben habe. Schließlich akzeptierte der Staat in der Krise auch sehr hohe Preise, um das Schlimmste zu verhindern. Eine Entscheidung, die die Bundesnetzagentur verteidigt. "Es war richtig, dass wir im vergangenen Sommer schnell gehandelt haben und alles darangesetzt haben, die Gasspeicher für den Winter zu füllen", sagt Behördenchef Klaus Müller.

Bundesnetzagentur mahnt zu sparsamem Umgang mit Gas

Für eine Entwarnung ist es aus Sicht der Bundesnetzagentur aber zu früh. Die Vorbereitung auf den kommenden Winter nennt die Behörde in ihrem wöchentlichen Lagebericht eine "zentrale Herausforderung". Deswegen bleibe es auch wichtig, sparsam mit Gas umzugehen. Tatsächlich haben Industriekunden in den ersten Monaten 2023 unterm Strich durchgehend weniger Gas verbraucht als im Durchschnitt vorangegangener Jahre. Mit Blick auf Haushalts- und Gewerbekunden weist die Bundesnetzagentur aber zumindest für April eine Abweichung nach oben aus. Der Grund dafür dürfte in den vergleichsweise niedrigen Temperaturen im vergangenen Frühjahr liegen.

Auch die Gaspreise geraten immer wieder in Bewegung. Sie liegen zwar aktuell deutlich unter den Spitzenwerten während der Energiekrise. Doch unvorhergesehene Ereignisse wie die gescheiterte Revolte russischer Söldner können die Preise nach oben treiben, was zu Beginn dieser Woche zu beobachten war. Die Bundesregierung weist zudem auf den zum Teil noch ausstehenden Hochlauf der Versorgung mit Flüssiggas. Manche der dafür nötigen Terminals seien inzwischen in Betrieb gegangen, andere noch nicht. Auch deshalb hält sie an den Vorgaben für die Gasspeicher fest.

Flammen auf einem Gasherd
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