Ein Manometer zeigt den Druck im Erdgasnetz auf dem Gelände des Untergrund-Gasspeichers der VNG AG an.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jan Woitas

Gasspeicher in Deutschland: Wie lange bleiben sie gut gefüllt? (Archivbild)

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Bundesnetzagentur legt Indikatoren zur Gasversorgung vor

Sie sollen dafür sorgen, dass sich jeder über die aktuelle Gasversorgungslage informieren kann: Bei der heutigen Vorstellung stehen alle fünf neuen Indikatoren der Netzagentur auf "stabil". Worüber sie Auskunft geben und worüber nicht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Das Szenario "Gasmangellage" schwebt über dem anstehenden Winter. Wie weit ist Deutschland entfernt von solch einem Fall? Zu dieser Frage will die Bundesnetzagentur nun Transparenz schaffen. Seit Freitag sind auf der Website der Behörde fünf Indikatoren zur Lage der Gasversorgung für jeden einsehbar.

Aktuelle Lage: Alle Indikatoren "stabil"

"Wir machen transparent, ob eine Gasmangellage akut droht. Die Indikatoren geben uns eine schnelle Einschätzung und Prognose zur aktuellen Lage", heißt es vom Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dazu. Bei einer Gasmangellage drohen Eingriffe in die Versorgung. Das Monitoring ermögliche es nun, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. "Stand heute sind alle Indikatoren 'stabil'", so die aktuelle Bilanz von Müller.

In den Grafiken zeigt sich das anhand der Tachopfeile, die überall im Bereich "stabil" stehen. Möglich sind jeweils auch die Felder "angespannt" und "kritisch". Die Regulierer untersuchen dabei die Temperaturprognose, den Gasverbrauch (temperaturbereinigt), die Speicherfüllstände, die Situation in den Nachbarländern und die Beschaffung der Regelenergie - jeweils veranschaulicht mithilfe von Diagrammen und Karten.

Gasverbrauch hängt von der Temperatur ab

Zwei Beispiele zur Verdeutlichung: "Temperatur ist der entscheidende korrelierende Faktor insbesondere mit den privaten Gasverbräuchen", sagte Müller bei der Pressekonferenz. Als "stabil" wird die Lage dabei eingestuft, wenn die prognostizierte Durchschnittstemperatur der kommenden sieben Tage über dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 liegt. "Dann ist die Woche im Mittel wärmer als im Bezugszeitraum", heißt es als Erklärung zur Grafik.

Export oder Import in Länder mit Notfallstufe?

Für den Indikator "Nachbarländer" wiederum geht es um die dortige Ausrufung einer Notfallstufe. "Angespannt" wird die Situation, wenn diesen Schritt Länder gehen, in die Deutschland Gas derzeit (eher) exportiert, etwa Österreich. "Kritisch" wird die Lage, wenn ein Land die Stufe ausruft, von dem Deutschland Gas derzeit (eher) importiert, zum Beispiel Frankreich.

Müller: Hoffentlich bleibt Indikator 5 auf "stabil"

Die Gewichtung und Dringlichkeit der Indikatoren ist unterschiedlich, erklärte Müller. So sei der letzte Indikator, die Beschaffung der Re­ge­l­ener­gie, "womöglich der härteste". Schlage dieser auf "kritisch" um - kann also die benötigte Regelenergie weder über die Börse noch über Ausschreibungen gedeckt werden - drohe eine Gasmangellage unmittelbar.

So hofft Müller, dass dieser Indikator den ganzen Winter über auf "stabil" stehenbleibt. Sollte die Lage aber wirklich einmal als "kritisch" bewertet werden, gebe es immer noch Maßnahmen, die ergriffen werden könnten, etwa der Rückgriff auf die Gasspeicher. Dennoch würden dann wohl Preiseffekte sichtbar werden und die Regierung müsse schnell über ihr Handeln entscheiden, führte Müller aus.

Kein Automatismus - Regierung entscheidet

Denn: "Aus diesem Set gibt es keinen Automatismus - die Entscheidung über die Gasmangellage obliegt der Bundesregierung." Anhand der Indikatoren kann also nicht abgelesen werden: Wenn das eintritt, dann folgt jenes. Die definieren damit auch nicht, wann die "Notfallstufe" des Notfallplan Gas ausgerufen werden sollte. Seit Ende Juni gilt hier die Alarmstufe, Stufe zwei von drei. Die Indikatoren geben Hinweis, am Ende entscheidet aber die Regierung, ob sie beispielsweise erst bei fünfmal "kritisch" Maßnahmen ergreift, schon eher handelt oder weitere Faktoren in ihre Entscheidung einbezieht.

Kein Gas aus Russland: Lage seither generell angespannt

Die Messwerte sind außerdem nicht dafür geeignet, lokale Gasmangellagen zu identifizieren. Die Bundesnetzagentur entschied sich darüber hinaus gegen eine Kombination der Indikatoren, da dies die Komplexität des Thema zu stark vereinfache.

Neben den neuen Werten, die derzeit eine "stabile" Lage sehen, veröffentlicht die Bundesnetzagentur auch einen Lagebericht, in dem die Situation angesichts der Reduktion und späteren Beendigung der russischen Pipelinelieferungen schon länger als "angespannt" bezeichnet wird. Auf Nachfrage eines Journalisten bei der Pressekonferenz, der auf die Dopplung der Begriffe mit nun unterschiedlicher Bedeutung hinwies, erklärte Müller, man werde noch einmal über die Formulierungen nachdenken. Unabhängig davon gelte: "Wir wollen wachsam sein."

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