Münchner Forscher Krausz mit Physik-Nobelpreis geehrt
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Münchner Forscher Krausz mit Physik-Nobelpreis geehrt

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Münchner Forscher Krausz mit Physik-Nobelpreis geehrt

Schon seit Anfang Oktober weiß er von der Verleihung. Nun hat der Münchner Physiker Krausz zusammen mit zwei Kollegen den Physik-Nobelpreis erhalten. Der Friedensnobelpreis ging an eine inhaftierte iranische Aktivistin - ihr Stuhl blieb leer.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der in München lehrende Physiker Ferenc Krausz hat zusammen mit den anderen Trägern der wissenschaftlichen Nobelpreise in Stockholm seine Auszeichnung entgegengenommen. Der schwedische König Carl XVI. Gustaf überreichte den Nobelpreis für Physik an Krausz, Anne L'Huillier und Pierre Agostini.

Der in Ungarn geborene Krausz lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und arbeitet am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Er hat mit L'Huillier und Agostini einen Weg gefunden, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich selbst die rasend schnelle Bewegung von Elektronen messen lässt. Die in Frankreich geborene L'Huillier ist erst die fünfte Frau, die mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet wird.

Krausz war "völlig überwältigt"

Bereits Anfang Oktober hatte Krausz von der Auszeichnung erfahren. "Ich versuche zu realisieren, dass das Realität ist", zeigte sich Ferenc Krausz damals im Interview mit BR24 überwältigt. Für den Nobelpreisträger kam die Auszeichnung völlig überraschend.

Am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching war am 3. Oktober Tag der offenen Tür. Er habe einige Laborführungen gemacht, erzählt Krausz bei der Pressekonferenz. In einer Pause zwischen den Präsentationen habe er dann einen Anruf mit unterdrückter Rufnummer bekommen. Normalerweise nehme er solche Anrufe nicht an, da man "mit dubiosen Anliegen konfrontiert werden" könnte. Er habe dann ausnahmsweise trotzdem abgenommen, und es sei schnell klargeworden, "dass ich dieses Mal nicht so schnell auflegen kann". Er nehme die Auszeichnung mit "großer Demut" entgegen.

Video, 6. Oktober: Nobelpreisträger Krausz im Interview

Im BR24-Exklusivinterview berichtet der Professor Ferenc Krausz, was ihm die Auszeichnung bedeutet.
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Im BR24-Exklusivinterview berichtet der Professor Ferenc Krausz, was ihm die Auszeichnung bedeutet.

Friedensnobelpreis an inhaftierte Iranerin

Der Nobelpreis für Chemie ging an die in den USA tätigen Forscher Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov, die für die Entdeckung und Entwicklung von sogenannten Quantenpunkten ausgezeichnet wurden. Quantenpunkte kommen unter anderem in modernen QLED-Fernsehern zum Einsatz.

Den Medizin-Nobelpreis nahmen Katalin Karikó und Drew Weissman entgegen, deren Arbeiten an der mRNA-Technologie unter anderem die Entwicklung der Corona-Impfstoffe ermöglicht haben. Den Wirtschaftsnobelpreis erhielt die US-Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Der Literaturnobelpreis ging an den Norweger Jon Fosse. Die Auszeichnungen sind in diesem Jahr mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 980.000 Euro) dotiert. Sie wurden im Oktober verkündet und werden traditionell am Todestag des Stifters Alfred Nobel (1833-1896) überreicht.

Mit großem Interesse wurde auch die Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo verfolgt. Die Kinder der iranischen Aktivistin Narges Mohammadi nahmen in Vertretung für ihre Mutter den diesjährigen Preis in Empfang. Die 17-jährigen Zwillinge Ali und Kiana Rahmani, die mit ihrem Vater in Paris im Exil leben, verlasen im Osloer Rathaus auch eine Nobelpreisrede im Namen ihrer Mutter.

Mohammadi: Iraner werden mit Beharrlichkeit allen Despotismus beseitigen

Die 51-jährige Mohammadi ging mit dem "tyrannischen und frauenfeindlichen Regime" in ihrem Land hart ins Gericht. Die internationale Gemeinschaft forderte sie auf, sich stärker für die Menschenrechte einzusetzen.

Sie sei eine iranische Frau, die stolz darauf sei, das reiche zivilisatorische Erbe ihres Landes weiterzutragen, "das heute von einem tyrannischen und frauenfeindlichen religiösen Regime unterdrückt wird", erklärte die 51-Jährige in ihrer Botschaft, die sie nach eigenen Angaben "hinter den hohen Mauern eines Gefängnisses geschrieben" hat. Das iranische Volk aber "wird durch seine Beharrlichkeit allen Widerstand und Despotismus beseitigen", gab sie sich zuversichtlich. "Habt keine Zweifel - das ist sicher."

Mehrmals schon im Gefängnis

Bei der Zeremonie im Rathaus der norwegischen Hauptstadt blieb ihr Stuhl leer. Dahinter hing ein Porträt der Preisträgerin mit offenem Haar - eine Anspielung auf den Kopftuchzwang im Iran.

Mohammadi setzt sich gegen den Kopftuchzwang sowie gegen die Todesstrafe im Iran ein. Dafür wurde sie seit 1998 wiederholt inhaftiert. Mohammadi wurde nach Angaben des norwegischen Nobelkomitees 13-mal verhaftet und fünfmal verurteilt - zu insgesamt 31 Jahren Gefängnis und 154 Peitschenhieben. Sie hat wiederholt über sexuelle Gewalt und andere Misshandlungen im Evin-Gefängnis berichtet.

Seit November 2021 sitzt sie wegen "Propaganda gegen den Staat" erneut in Haft. Derzeit ist sie im Hungerstreik, um auf das Schicksal der religiösen Minderheit der Bahai aufmerksam zu machen, die im Iran massiv diskriminiert wird.

Seit neun Jahren hat Mohammadi ihre Kinder nicht mehr gesehen

Die 51-Jährige unterstützt zudem die Protestbewegung "Frau, Leben, Freiheit", die den Iran nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini erfasst hat. Die 22-jährige Amini war im September 2022 nach ihrer Festnahme wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlungen durch die Sittenpolizei.

Mohammadi hat ihre Kinder seit bald neun Jahren nicht mehr gesehen. Auf die Frage, ob sie ihre Mutter überhaupt eines Tages wiedersehen werden, antwortete Kiana vor Reportern, sie persönlich sei "eher pessimistisch". Ihr Bruder Ali versicherte hingegen, er bleibe "sehr, sehr optimistisch".

Auch der norwegische König Harald und Königin Sonja waren bei der Verleihungszeremonie, bei der die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, den lebenslangen Einsatz der Iranerin für Menschenrechte und eine starke Zivilgesellschaft würdigte. "Keine Bestrafung hat sie aufgehalten", sagte Reiss-Andersen.

Mit Informationen von AP, dpa und AFP.

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