Hitze in Italien: Touristen erfrischen sich in einem Brunnen auf der Piazza del Popolo in Rom.
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Hitze in Italien: Touristen erfrischen sich in einem Brunnen auf der Piazza del Popolo in Rom.

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Dürre in Südeuropa: Brände, niedrige Pegel und Notstand

Für Südeuropa zeichnet sich ein harter Sommer ab. Eine seit Monaten anhaltende Dürre macht Ländern wie Italien und Spanien immer mehr zu schaffen. Die Hitze hat schwerwiegende Folgen, zum Beispiel für die Wein- und Olivenproduktion. Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Wetterkarten für Südeuropa leuchten derzeit an vielen Stellen rot. Hitze, Dürre, Brände: Viele Menschen in Europa leiden unter den heißen Temperaturen. In Italien hat die Regierung einen Dürre-Notstand in mehreren Regionen beschlossen. In Portugal ist von der schlimmsten Dürre seit 20 Jahren die Rede. In Griechenland gibt es durch den Klimawandel immer mehr Waldbrände.

Extreme Trockenheit

US-Forscher zeigen anhand von Klima-Modellierungen der vergangenen 1.200 Jahre in einer Studie, dass Teile von Spanien und Portugal so trocken sind wie seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. Der Grund sei die Veränderung des Azoren-Hochdruckgebietes - im Sommer schickt es heiße, trockene Luft nach Portugal, Spanien und Frankreich. Im Winter sorgt es für Feuchtigkeit und Niederschläge.

  • Zum Artikel: "Urlaub in Zeiten des Klimawandels: 'Happy über kühle Nächte'"

Spanien: Niedrige Stausee-Pegel

In Spanien seien die Pegel der Stauseen aufgrund der Trockenheit und der Hitze inzwischen mit einem Schnitt von 46 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erfassung vor 17 Jahren gesunken, berichtete am Dienstag die Zeitung "La Vanguardia" unter Berufung auf das Ministerium für Ökologischen Wandel in Madrid.

Man rechne damit, dass das Niveau bis September weiter zurückgehe. Erst im Herbst sei eine Erholung zu erwarten. Es gebe allerdings zum Teil große regionale Unterschiede. In einigen Regionen lägen die Pegelstände sogar über dem langjährigen Schnitt. Schlimm sei die Lage aber derzeit im Guadalquivir-Becken im Süden sowie im Guadiana-Becken im Zentrum und Südwesten Spaniens, hieß es. Der Wassermangel ziehe bereits die Land- und Viehwirtschaft, die Flussschifffahrt und den Tourismus in Mitleidenschaft, berichtete der staatliche spanische Fernsehsender RTVE.

Portugal: Schlimmste Dürre der vergangenen Jahre

In Portugal spricht man unterdessen von der schlimmsten Dürre der vergangenen 20 Jahre. Nach dem heißesten Mai seit 1931 leidet nach jüngsten Angaben des portugiesischen Instituts für Meer und Atmosphäre (IPMA) derzeit über 97 Prozent des Territoriums unter schwerer Trockenheit. Die Regierung in Lissabon führt deshalb Kampagnen zur effizienteren Nutzung von Wasser durch.

Teile Spaniens und Portugals sind somit derzeit so trocken wie seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. Grund dafür ist eine durch den Klimawandel ausgelöste Veränderung des Azoren-Hochdruckgebiets, wie es in einer am Montag in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie heißt. Die Dürre habe schwerwiegende Folgen für die Wein- und Olivenproduktion.

  • Zum Artikel: "Klimawandel hat Europas Großwetterlage fest im Griff"

Griechenland: Weiter große Gefahr durch Waldbrände

Hunderten Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern ist es in der Nacht zu Dienstag gelungen, drei große Waldbrände in Griechenland zum Teil unter Kontrolle zu bringen. "Die Gefahr bleibt jedoch groß", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsfernsehen (ERT). Am Vorabend mussten mehrere Dörfer im Raum der kleinen Hafenstadt Itea evakuiert werden. In der Region der Kleinstadt Amfissa erfassten und zerstörten die Flammen zahlreiche Olivenbäume. Auf der Halbinsel Peloponnes musste ein Hotel nahe Kranidi evakuiert werden, berichtete der staatliche Rundfunk weiter.

Die Brände seien nach Angaben der Meteorologen wegen der lang anhaltenden Dürre und der hohen Temperaturen ausgebrochen und wurden durch starke Winde angefacht. In Südeuropa nimmt die Wahrscheinlichkeit von Bränden und die verbrannten Flächen wegen des Klimawandels zu.

Italien ruft mancherorts Notstand wegen Dürre aus

Italiens Regierung beschloss wegen der gravierenden Trockenheit in fünf Regionen des Landes mittlerweile den Notstand. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres gilt in der Lombardei, dem Piemont, der Emilia-Romagna, Venetien sowie Friaul-Julisch Venetien im Zusammenhang mit dem Wassermangel der Notstand. Damit kann die Regierung einfacher Gelder und Hilfsmittel zur Bekämpfung der Folgen der Trockenheit in den Alpengebieten und den Gegenden entlang des Flusses Po frei machen. Rom stellte den Regionen 36,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Vor allem Norditalien erlebt derzeit heftige Trockenheit. Große Seen wie etwa der Gardasee führen deutlich weniger Wasser als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Der Wasserstand im Fluss Po - der längste Strom Italiens - ging so weit zurück, dass an der Meermündung Salzwasser kilometerweit in das Flussbett drang. Der Pegel ist an manchen Stellen so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr.

Ausgetrocknetes Feld bei Milano
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Ausgetrocknetes Feld bei Milano

Mehr Hitzewellen in Westeuropa wegen verändertem Jetstream

Wichtige Faktoren für die Zunahme von Hitzewellen insbesondere in Westeuropa sind aus Sicht von Potsdamer Forschern Veränderungen des sogenannten Jetstreams – große Windbänder in fünf bis zehn Kilometern Höhe. Das geht aus einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams um das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hervor, die im Fachblatt "Nature Communications" erscheint. Dafür werteten die Wissenschaftler Beobachtungsdaten aus den letzten 40 Jahren aus.

Das Ergebnis: Über Europa, insbesondere über Westeuropa, haben Hitzewellen drei- bis viermal schneller zugenommen als im Rest der nördlichen mittleren Breiten wie etwa in den USA oder Kanada. Diese extremen Hitzeperioden hängen demnach mit doppelten Jetstreams und deren zunehmender Verweildauer zusammen. Als solche Lagen gelten Zustände, in denen sich der Jetstream in zwei Äste aufspaltet. Die längere Dauer wirke zusätzlich zum Temperaturanstieg durch die vom Menschen verursachte Erwärmung und führe zu intensiveren Hitzewellen, stellen die Forscher heraus.

Mit Material von dpa und AFP.

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