Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach beim offiziellen Wahlkampfabschluss der Sozialdemokraten am Heumarkt in Köln in der vergangenen Woche
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SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat bei der Bundestagswahl mit großer Mehrheit sein Direktmandat verteidigt.

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Direktmandate für Lauterbach und Merz, Groko-Minister abgestraft

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat bei der Bundestagswahl mit großer Mehrheit sein Direktmandat verteidigt, CDU-Politiker Friedrich Merz kehrt in den Bundestag zurück. Einige Minister der Großen Koalition verpassten ihr Direktmandat deutlich.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Bei der Bundestagswahl gab es bei den Direktmandaten am Sonntag zahlreiche Überraschungen. Besonders einige Minister der großen Koalition mussten schmerzhafte Niederlagen hinnehmen. Zahlreiche prominente Politiker schafften hingegen via Direktmandat ihren Einzug ins Parlament.

Lauterbach sieht Bestätigung für Corona-Politik der SPD

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sieht sein erneut errungenes Direktmandat bei der Bundestagswahl als "ein Votum für unsere Corona-Politik". Der durch die Pandemie bundesweit bekanntgewordene Gesundheitsexperte hat seinen Wahlkreis Leverkusen - Köln IV (Nordrhein-Westfalen) mit 45,6 Prozent der Erststimmen zum fünften Mal gewonnen und bleibt im Bundestag. Lauterbach hatte vor der Wahl Interesse am Posten des Bundesgesundheitsministers geäußert.

Rückkehr in Bundestag: Friedrich Merz gewinnt Direktmandat

Der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen) das Direktmandat gewonnen. Nach Auszählung aller Stimmbezirke lag Merz am Sonntag bei 40,4 Prozent weit vor dem SPD-Kandidaten Dirk Wiese (32,2 Prozent). Das geht aus Angaben des Hochsauerlandkreises hervor.

Merz, gebürtig aus Brilon im Sauerland, hatte sich nach vier Wahlperioden (1994 bis 2009) zunächst nicht mehr für ein Direktmandat beworben. Nun kehrt der vielerorts als Wirtschafts- und Finanzexperte geltende Merz nach längerer Pause in den Bundestag zurück. Er hatte 2018 und 2021 auch den CDU-Bundesparteivorsitz angestrebt, war aber gescheitert.

Maaßen kommt nicht in den Bundestag

Ex-Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen (CDU) ist mit seiner Kandidatur für ein Direktmandat im Bundestag deutlich gescheitert. Der umstrittene CDU-Politiker kam nach Auszählung aller Stimmen im südthüringer Wahlkreis 196 auf 22,3 Prozent der Erststimmen, sein SPD-Kontrahent, der Olympiasieger und Ex-Biathlon-Bundestrainer, Frank Ullrich, holte das Direktmandat mit 33,6 Prozent der Erststimmen. Thüringens SPD-Chef Georg Maier zeigte sich begeistert angesichts des Erfolgs von Ullrich. Mit Ullrich habe ein Kandidat das Direktmandat geholt, "der dort in der Region verwurzelt ist und der demokratisch verwurzelt ist", sagte Maier.

Maaßen war in Südthüringen zum CDU-Kandidaten gewählt worden, nachdem der bisherige CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann im Zuge der sogenannten Maskenaffäre seine Ämter niederlegen musste. Maaßens Kandidatur stand von Anfang an massiv in der Kritik - auch in Teilen der Union.

CDU-Politiker Amthor verpasst Direktmandat

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor hat das Direktmandat in seinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern an den SPD-Politiker Erik von Malottki verloren. 20,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben Amthor im Wahlkreis 16 ihre Erststimme, wie auf der Homepage der Landeswahlleiterin am frühen Montagmorgen mitgeteilt wurde. Der von einer Lobbyismus-Affäre überschattete Amthor landete damit nur auf dem dritten Platz, hinter von Malottki (24,8 Prozent) und dem AfD-Politiker Enrico Komning (24,3 Prozent).

2017 hatte der damals 24-jährige Amthor das Direktmandat mit 31,2 Prozent gewonnen. In diesem Jahr war er als Spitzenkandidat der CDU in Mecklenburg-Vorpommern in die Bundestagswahl gegangen. Somit wird Amthor höchstwahrscheinlich dennoch in den Bundestag einziehen.

CDU-Generalsekretär Ziemiak gewinnt Direktmandat in NRW

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat das Direktmandat im nordrhein-westfälischen Wahlkreis Märkischer Kreis II gewonnen. Laut vorläufigem Wahlergebnis erhielt Ziemiak 33,6 Prozent der gültigen Erststimmen. Damit lag er mehr als drei Prozent vor seiner SPD-Konkurrentin Bettina Lugk.

Bei der letzten Bundestagswahl ging das Direktmandat in dem Wahlkreis noch an die SPD. Ziemiak sitzt seit 2017 im Bundestag. Seit Dezember 2018 ist er Generalsekretär seiner Partei. Bei der Bundestagswahl trat auf er auf Listenplatz sechs an.

Kramp-Karrenbauer ohne Direktmandat in Saarbrücken

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat im Saarland kein Direktmandat geholt. Im Wahlkreis Saarbrücken verlor sie mit 25,1 Prozent der Stimmen gegen Josephine Ortleb (SPD), die auf 36,9 Prozent kam, wie die Landeswahlleitung am Sonntagabend mitteilte. Kramp-Karrenbauer hatte das Direktmandat im Wahlkreis Saarbrücken für die CDU zurückerobern wollen, nachdem dieses 2017 an die SPD gegangen war. Kramp-Karrenbauer kann noch über die Landesliste in den Bundestag einziehen. Sie steht auf Platz eins. Bislang hat sie noch kein Mandat im Bundestag.

Kramp-Karrenbauer war von 2011 bis 2018 Ministerpräsidentin im Saarland. Im Februar 2018 wurde sie zur Generalsekretärin der Bundes-CDU und im Dezember 2018 zur Parteivorsitzenden gewählt. 2021 übernahm Armin Laschet den Vorsitz.

Maas nimmt Altmaier Direktmandat ab

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat das Duell gegen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) um das Direktmandat im Wahlkreis Saarlouis gewonnen. Maas kam auf 36,7 Prozent der Stimmen, Altmaier auf 28,0 Prozent. Es war das bundesweit einzige Duell zweier Bundesminister um ein Direktmandat für den Bundestag.

Bei der Bundestagswahl 2017 war es noch andersherum: Damals war Altmaier als Sieger vom Platz gegangen. Maas war damals über die SPD-Landesliste in den Bundestag gerückt. Sowohl Maas als auch Altmaier kommen gebürtig aus dem Kreis. Altmaier hatte das Direktmandat in dem Wahlkreis 2009, 2013 und 2017 für die CDU gewonnen.

Altmaier kann noch über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag einziehen. Da steht er nach Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer auf Platz 2.

Scheuer: In acht Jahren von 60 auf 31 Prozent

Der von Negativschlagzeilen gebeutelte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat in seinem Wahlkreis Passau deutlich an Zuspruch verloren, sich aber das Direktmandat gesichert. Bei den Erststimmen kam er dem vorläufigen Endergebnis nach auf 30,7 Prozent. Das sind 16,8 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2017, als der niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende auf 47,5 Prozent der Stimmen kam. 2013 konnte er noch 59,8 Prozent der Stimmen erringen.

Hinter Scheuer landete der SPD-Politiker Johannes Schätzl mit 20,9 Prozent. Im BR-Fernsehen sagte Scheuer am Sonntagabend: "Ich hatte dreieinhalb brutal harte Jahre und wurde auch von der Opposition ziemlich unsanft angepackt, das wird sicherlich seine Auswirkung gehabt haben." Der 47-Jährige ist seit 2002 im Bundestag und seit 2018 Bundesverkehrsminister.

Kanzleramtschef Braun verliert Direktmandat im Wahlkreis Gießen

Der hessische CDU-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Helge Braun, hat den Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Gießen verloren. Nach dem vorläufigen Endergebnis erhielt der Kanzleramtschef am Sonntag 29,6 Prozent der Erststimmen und unterlag damit knapp seinem SPD-Kontrahenten Felix Döring, der auf 30,4 Prozent kam. Bei der vorherigen Wahl 2017 hatte Braun in dem Wahlkreis noch das Direktmandat gewonnen.

Ministerin Klöckner nicht direkt gewählt

Die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin Julia Klöckner hat das Direktmandat im Wahlkreis Kreuznach nicht erreicht. Joe Weingarten von der SPD kam nach der Auszählung der Stimmen auf 33,0 Prozent der Erststimmen. Landwirtschaftsministerin Klöckner erreichte laut Landeswahlleiter nur 29,1 Prozent. Weingarten war 2019 als Nachfolger von Andrea Nahles in den Bundestag eingezogen.

Klöckner hatte den Wahlkreis - zu dem ihr Heimatort Bad Kreuznach gehört - 2005 und 2009 gewonnen. 2013 und 2017 konnte Antje Lezius für die CDU das Direktmandat holen. Bei den Zweitstimmen liegt die SPD mit 32,4 Prozent ebenfalls vor der CDU mit 24,4 Prozent.

Kühnert und Müller erringen Direktmandate

Der frühere Juso-Chef Kevin Kühnert ist erstmals in den Bundestag eingezogen. Der 32-Jährige gewann mit 27,1 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Tempelhof-Schöneberg, wie die Landeswahlleitung in Berlin mitteilte. Er setzte sich damit gegen die frühere Bundesministerin Renate Künast durch, die auf 25,1 Prozent der Erststimmen kam.

Auch Berlins scheidender Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zieht per Direktmandat in den Bundestag ein. Er setzte sich in seinem Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf mit 27,9 Prozent der Stimmen gegen die Grünen-Kandidatin Elisabeth Paus durch, die auf 24,4 Prozent kam. Müller zieht sich nach fast sieben Jahren im Roten Rathaus aus der Landespolitik zurück.

Schulze und Esken verpassen Direktmandate

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat das Direktmandat ihres Wahlkreises Münster deutlich verpasst. Die SPD-Politikerin erreichte 24,1 Prozent der Erststimmen in der westfälischen Stadt. Das Direktmandat gewann die Grünen-Politikerin Maria Klein-Schmeink mit 32,3 Prozent. Vor Schulze lag auch noch der CDU-Direktkandidat Stefan Nacke mit 26,2 Prozent. Schulze trat auf Platz zwei der Landesliste ihrer Partei an und kommt darüber wieder in den Bundestag. Die gebürtige Rheinländerin ist seit März 2018 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken zieht ohne Direktmandat in den Bundestag. Die meisten Erststimmen in ihrem Wahlkreis Calw erhielt der CDU-Politiker Klaus Mack (48). Der Bürgermeister der Stadt Bad Wildbad errang den Angaben des Landkreises Calw zufolge nach Auszählung aller Stimmen 33,8 Prozent in der traditionellen CDU-Hochburg. Saskia Esken kam mit 17,23 Prozent auf den zweiten Platz; sie konnte damit ihr Ergebnis im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl leicht verbessern (2017: 16,9 Prozent).

Grünen-Chef Habeck holt in Schleswig-Holstein Direktmandat

Der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck hat erstmals in Schleswig-Holstein für seine Partei ein Direktmandat gewonnen. Nach Angaben der Kreisverwaltung holte er am Sonntagabend den Wahlkreis Flensburg-Schleswig mit 28,1 Prozent der Erststimmen. Er bezwang die CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen, die nach Auszählung aller Stimmen auf 23,4 Prozent kam.

"Ich bin überwältigt von dem mir entgegengebrachten Vertrauen", erklärte Habeck. "Es ist ein Privileg den Wahlkreis 1, meine Heimat, als direkt gewählter Abgeordneter zu vertreten. Mit all meiner Kraft werde ich mich in Berlin für die Region einsetzen." Der ehemalige schleswig-holsteinische Umweltminister führt die Grünen seit 2018 zusammen mit Annalena Baerbock.

Scholz gewinnt Wahlkreis 61 vor Baerbock

Im Wahlkreis 61 (Potsdam, Potsdam-Mittelmark II und Teltow-Fläming II) hat SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz das Direktmandat errungen. Er erhält 64.270 Stimmen und erreicht 34,0 Prozent der Erststimmen. Zweitplatzierte im Wahlkreis wird die Potsdamer Kanzlerinkandidatin Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen) mit 35.452 Stimmen und 18,8 Prozent. Rund 232.000 Wahlberechtigte im Wahlkreis waren am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen, die Wahlbeteiligung liegt bei 81,9 Prozent. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren waren 79,1 Prozent der Wahlberechtigten wählen, die SPD-Kandidatin Dr. Manja Schüle konnte den Wahlkreis im Jahr 2017 für sich entscheiden.

Chrupalla holt Direktmandat mit klarer Mehrheit

AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla hat in seinem sächsischen Wahlkreis mit klarer Mehrheit das Direktmandat geholt. Wie das Statistische Landesamt von Sachsen am Sonntagabend auf seiner Website mitteilte, kam der AfD-Ko-Chef nach Auszählung aller 53 Wahllokale des Wahlkreises Görlitz auf 35,8 Prozent der Erststimmen. Mit deutlichem Abstand folgte demnach der CDU-Kandidat Florian Oest mit 26,1 Prozent der Erststimmen. Chrupalla hatte bereits bei der Bundestagswahl 2017 das Direktmandat in Görlitz geholt. Dieses Mal führte er außerdem die Landesliste seiner Partei auf Platz eins an.

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