Karl Lauterbach
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"Die UEFA ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich"

Die UEFA ist so scharf wie nie zuvor für ihre Zuschauer-Politik bei der EM angegriffen worden. Karl Lauterbach sieht den Verband für viele Corona-Tote verantwortlich. Auch andere Politiker sind angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante verärgert.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat seine Kritik an der EM verschärft und schwere Vorwürfe gegen die Europäische Fußball-Union (UEFA) erhoben. Das Achtelfinale zwischen der deutschen Nationalmannschaft und England am Dienstagabend in London habe "nochmal gezeigt, wie eng die Fans stehen, wie oft sie sich umarmen und anschreien", schrieb Lauterbach bei Twitter. Sein Schluss: "Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren jetzt wiederum Tausende. Die UEFA ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich."

Bei der 0:2-Achtelfinal-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England waren am Dienstagabend 41.973 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion. Für die Halbfinals und das Endspiel sollen sogar 60.000 Zuschauer zugelassen werden. Weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten.

Scharfe Kritik aus der Bundesregierung

Auch Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz übte Kritik an der UEFA. "Bei aller Freude über die spektakulären Spiele dieser EM halte ich es für bedenklich, wie viele Zuschauer inzwischen in einige Stadien gelassen werden", sagte Scholz der "Süddeutschen Zeitung". "Mühsam und unter großen Anstrengungen haben wir die Pandemie in Europa in den Griff bekommen, das sollten wir jetzt nicht aufs Spiel setzen."

Zuvor hatte bereits Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an die britische Regierung und die UEFA appelliert, die Zuschauerzahlen bei den verbleibenden EM-Spielen zu reduzieren. "Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen", sagte Seehofer der "Augsburger Allgemeinen" vom Dienstag. Das sei auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der er sich dazu abgestimmt habe. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, die Entscheidungen der UEFA seien "null nachzuvollziehen".

Viele Infektionen in Schottland nach EM-Spielen

In Schottland lassen sich derweil 2.000 Corona-Fälle nach offiziellen Angaben in Verbindung mit Spielen der Fußball-Europameisterschaft bringen. Zwei Drittel von 1.991 positiv Getesteten seien Fans, die entgegen der Ratschläge aus dem Norden zu Spielen nach London gereist seien, wie die Gesundheitsbehörde Public Health Scotland mitteilte. Am 18. Juni hatten die Schotten in London gegen England gespielt. Knapp 400 nun Infizierte aus Schottland sollen im Stadion gewesen sein, während in der Innenstadt Tausende weitere Fans Straßen und Plätze bevölkerten.

Die Infektionszahlen beziehen sich auf positiv Getestete, die während ihrer ansteckenden Phase EM-Spiele oder Fan-Events besucht haben - und zwar zwischen dem 11. und dem 28. Juni. Drei Viertel der Infizierten waren der Behörde zufolge zwischen 20 und 39 Jahre alt, neun von zehn waren Männer.

Sorge wegen Viertelfinale in St. Petersburg

Vielen schauen nun besorgt nach St. Petersburg. Vor dem ersten Viertelfinalspiel zwischen der Schweiz und Spanien an diesem Freitag spitzt sich die Lage in der russischen Hafenstadt, die als Corona-Hotspot gilt, zunehmend zu. Vonseiten der UEFA seien aber keinerlei Änderungen oder gar eine Verlegung des Spiels geplant, erklärt die Europäische Fußball-Union auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Die finale Entscheidung bezüglich der Zuschauerzahl liegt immer bei den jeweiligen lokalen Behörden."

Ein verschärftes Hygienekonzept für das Spiel am Freitag im Stadion sei nicht nötig, sagen die russischen Veranstalter laut Staatsagentur Tass. Es bleibe dabei: 50 Prozent der mehr als 60.000 Plätze in der Gazprom-Arena dürfen beim Spiel von Spanien gegen die Schweiz besetzt werden.

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