Annalena Baerbock
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Annalena Baerbock im Porträt: Traum vom Kanzleramt geplatzt?

Annalena Baerbock war nach Ansicht vieler Beobachter schon auf dem Weg direkt ins Kanzleramt. Dann jedoch unterliefen ihr und ihrer Partei Fehler, auch hinsichtlich Baerbocks Biographie. Ein Blick auf den Werdegang der Grünen-Spitzenkandidatin.

Annalena Baerbock war mal Fränkin – wenn auch nur kurz. Im Kindergartenalter lebte sie mit ihrer Familie eine Zeit lang in Nürnberg. An den Stadtteil Gostenhof erinnert sie sich heute aber nur noch bruchstückhaft.

Groß wird die Kanzlerkandidatin der Grünen auf einem Bauernhof in der Nähe von Hannover. "Hippie-Haushalt", nennt sie das. Ihre Familie nimmt sie mit zu Anti-Atomkraftdemos und Friedensmärschen. Baerbock jobbt beim Bäcker und turnt sich auf dem Trampolin bis zu Deutschen Meisterschaften. Ihre Trainerin erlebt sie als mutig und zielstrebig.

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Baerbock: "Wow, Politik kann etwas bewegen"

Der Sprung in die Politik ist für Baerbock mit Tränen verbunden. Freudentränen. Im Frühjahr 2004 steht sie auf der Brücke zwischen Frankfurt/Oder und dem polnischen Slubice und feiert die Osterweiterung der EU. "Wow, Politik kann etwas bewegen", beschreibt sie rückblickend dieses Schlüsselerlebnis.

Ein Jahr später tritt sie den Grünen bei. Sie studiert Politikwissenschaften und Völkerrecht und landet über ein Praktikum bei einer Europaabgeordneten in der Europapolitik – und in Brandenburg. Dort wird sie Landesvorsitzende, zieht 2013 in den Bundestag ein und wird 2018 Parteichefin – zusammen mit Robert Habeck.

Baerbock und Habeck sorgen für Mitgliederboom bei den Grünen

Das Duo teilt sich ein Büro, macht Schluss mit Flügelkämpfen, versucht das Image der Öko-Verbots-Partei loszuwerden und bringt die Partei auf Erfolgskurs. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt – auf mehr als 120.000. Ein Vertrauter Baerbocks berichtet, einige Neu-Mitglieder würden allein wegen der Grünen-Chefin eintreten.

Baerbock ist in der Partei bestens vernetzt. Bei Wahlen erhält sie Rekordergebnisse, die bei den diskussionsfreudigen Grünen lange undenkbar waren. Sie gilt als machtbewusst und detailversessen – vor allem in der Klimapolitik. Politiker von Union und FDP erleben sie als hartnäckige und bestens vorbereitete Verhandlerin in den Jamaika-Gesprächen 2017.

Baerbocks Fehler im Wahlkampf

Doch im Wahlkampf macht Baerbock Fehler: Sie gibt Nebeneinkünfte von der Partei zu spät an, muss ihren Lebenslauf korrigieren und schreibt in ihrem Buch von anderen ab. Die Grünen-Parteizentrale wirkt in dieser Zeit überfordert. Das Image der perfekt vorbereiteten Politikerin bekommt Kratzer. Ihre Kritiker sagen: Da macht sich eine größer als sie ist.

Baerbock wirkt angespannt. Beim Parteitag Mitte Juni in Berlin verhaspelt sie sich am Ende ihrer Rede. Als sie die Bühne verlässt ist ihr Mikrofon noch an. Alle können hören, wie sie flucht: "Scheiße." Baerbock muss sich fragen lassen, ob das Kanzleramt nicht doch eine Nummer zu groß für sie sei.

Lebenserfahrung statt Regierungserfahrung

Regierungserfahrung hat sie bisher nicht. Die 40-Jährige verweist stattdessen darauf, mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Im Wahlkampf streut sie immer wieder Erfahrungen als Mutter von zwei Töchtern ein. Sie wisse, wo die Menschen der Schuh drückt.

Bei vielen Wählerinnen und Wählern kommt das an. Die Umfragen nach den TV-Triellen bescheinigen Baerbock hohe Sympathiewerte. Die Grünen sacken dagegen seit ihrem Höhenflug im Frühjahr Monat für Monat ab. Der Wahlkampf spitzt sich zu auf ein Duell – ohne Baerbock.

Juniorpartnerin statt Kanzleramt?

Das Kanzleramt scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Vielmehr bereiten sich die Grünen darauf vor, in der nächsten Bundesregierung ein starker Juniorpartner zu werden. Annalena Baerbock wird dabei eine wichtige Rolle spielen – vermutlich aber eher wieder im Duo mit Robert Habeck, so wie vor der Kanzlerkandidatur.

  • Zum Artikel: "Baerbock im Wahlkampf: Juniorpartner statt Kanzleramt?"

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