In Wolfsburg tanzen Alt und Jung zu Adriano-Celentano-Schnulzen. Das „Italienische Sommerfest“ wird alljährlich im September groß gefeiert, weil sich viele ehemalige Gastarbeiter aus Sizilien oder Kalabrien in der VW-Stadt niedergelassen haben.
Stephan Weil geht auf Abstand zur Bundes-SPD
Dieses Jahr gehen Fest und Wahlkampf ineinander über. Stephan Weil, 58, amtierender Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat, auf den ersten Blick Typ biederer Partei-Funktionär, verteilt rote Rosen. Er ist wohlweislich schon vor der Bundestagswahl auf Abstand zur Bundes-SPD gegangen.
"Umfragen geben mir die Zuversicht, dass nicht nur ich differenziere, sondern auch Wählerinnen und Wähler. Und dass die SPD in Niedersachsen schon auf einem anderen Fundament ist als bundesweit." Stephan Weil, SPD
Nicht alles lief gut in Weils Regierungszeit
Weils rot-grüne Regierung hat in den vergangenen Jahren ziemlich geräuschlos gearbeitet. Es gibt allerdings viele Unterrichtsausfälle, die Inklusion läuft schlecht, und Weils Rolle im VW-Aufsichtsrat angesichts der Diesel-Abgasaffäre ist umstritten. Tatsächlich fällt seine Bilanz als Aufklärer ziemlich mau aus. VW ist ein Thema im Wahlkampf, schließlich ist die Automobilbranche mit 250.000 Jobs der wichtigste Arbeitgeber Niedersachsens.
Rot-Rot-Grün als Option?
Lange lag die CDU in den Umfragen vorn. Dann holte die SPD stetig auf, und Bernd Althusmann, der CDU-Spitzenkandidat, holte im Endspurt deshalb die Keule raus: Rot-Rot-Grün. Dieses Regierungsziel unterstellt er Weil.
"Wenn er an der Regierung bleiben will, bleibt ihm nur diese Option. Insofern glaube ich, dass die klare Botschaft nun lauten muss: kein Linksbündnis für Niedersachsen." Bernd Althusmann, CDU
Der CDU-Spitzenkandidat ist in Niedersachsen nicht sehr bekannt
Althusmann war schon einmal Kultusminister. Als seine Regierung 2013 abgewählt wurde, ging er als Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Namibia. Heute ist er zwischen Oldenburg und Wolfsbüttel wenig bekannt. Er kämpft unermüdlich, morgens um halb fünf am Bahnhof von Neu-Wulmstorf begrüßt er Pendler mit heißem Kaffee und Flyern. Er verspricht 3.000 zusätzliche Polizisten mit besonderen Kompetenzen gegen Wohnungseinbrüche und Kostenfreiheit für alle Kindergartenjahre.
Grüne und FDP könnte unterschiedlicher kaum sein
Grüne und FDP kämpfen um Platz drei in Niedersachsen. Sie stehen sich auf den Feldern Landwirtschaft, dem zweitwichtigsten Arbeitgeber, und der Bildungspolitik diametral gegenüber. Der FDP-Spitzenkandidat Stefan Birkner lehnt eine Ampel kategorisch ab, da er Rot-Grün nicht zum Weitermachen verhelfen möchte. Aber auch Jamaika scheint wenig Chancen zu haben. Zumindest möchte Bernd Althusmann, CDU, nicht mit dem linken Flügel der Grünen um Landwirtschaftsminister Mayer koalieren. Grünen Spitzenkandidatin Anja Piel könnte sich eher Rot-Rot-Grün vorstellen.
AfD heillos zerstritten
Der Landesverband Niedersachsen der AfD ist heillos zerstritten. Trotzdem wird die AfD höchstwahrscheinlich den Einzug auch in den 14. deutschen Landtag schaffen. Keine andere Partei will mit ihr aber koalieren. Ob die Linke den Sprung ins Parlament schafft, ist noch unsicher.
Vorgezogene Wahl - wegen Elke Twesten
Die Wahl in Niedersachsen sollte eigentlich erst im Januar stattfinden. Weil die grüne Abgeordnete Elke Twesten aber ihre Partei verließ und zur CDU wechselte, verlor Rot-Grün aber die Mehrheit von einer Stimme. Neuwahlen wurden nötig. Im Wahlkampf machte Weil daraus ein Thema: Verrat am Wählerwillen sei es gewesen, dass die CDU die grüne Abgeordnete aufgenommen habe.