Nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen laufen jetzt die Aufräumarbeiten. Für die Einsatzkräfte geht es darum, so schnell wie möglich die Bahnstrecke und die danebenliegende Bundesstraße wieder frei zu bekommen. Ermittler versuchen außerdem, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Und die Polizei machte heute genauere Angaben zu den fünf Todesopfern. Vermisst wird inzwischen niemand mehr.
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Nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen laufen jetzt die Aufräumarbeiten.

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Zugunglück in Burgrain: So läuft die Bergung der Waggons

Es sind aufwendige Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen. Die umgekippten Waggons müssen mit schwerem Gerät geborgen werden. Das befürchtete Unwetter hat nur für eine kurze Unterbrechung gesorgt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Nach dem Zugunglück in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen am Freitag mit bisher fünf Toten will das Technische Hilfswerk (THW) möglichst viele beschädigte Waggons von der Schiene bekommen. Alle fünf Waggons waren aus den Gleisen gesprungen, drei von ihnen umgestürzt.

Am Sonntag liefen die Bergungsarbeiten soweit nach Plan, teilte ein THW-Sprecher mit. Das befürchtete Unwetter sei rasch über die Unfallstelle gezogen. Man habe die Arbeiten kurz unterbrochen, habe jedoch sonst keine witterungsbedingten Probleme bei den Bergungsarbeiten gehabt.

Ein Waggon teilweise abtransportiert

Den Einsatzkräften ist es bereits gelungen, einen der verunglückten Waggons abzutransportieren. Der bereits gestern geborgene und auf die danebenliegende Bundesstraße 2 gehobene Waggon war am Vormittag in zwei Teile zerschnitten worden, um ihn in zwei Fahrten mit einem Tieflader zu einem Kieswerk in der Nähe zu bringen. Dort werden die Teile vorerst gelagert.

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Ein weiterer verunglückter Waggon konnte aus der Böschung geborgen und angehoben werden.

Weiterer Waggon aus Bahndamm gehoben

Ein weiterer Waggon, der in der Böschung hing, konnte angehoben und ebenfalls auf der B2 abgelegt werden. Für ihn wurde ein Untergerüst aus Holzstämmen gebaut. Sein Abtransport ist für morgen geplant. Auch die Bergung des dritten verunfallten Waggons soll dann durchgeführt werden. Ein extra über die Schienen angelieferter Spezialkran der Bahn soll zudem versuchen, den Steuerwagen auf die Gleise zu setzen.

Lok und ein unbeschädigter Waggon bleiben vorerst

Die Bahn hat erklärte, dass entgegen erster Ankündigungen die Lok und der erste (unbeschädigte) Waggon vorerst auf den Gleisen bleiben - aus Ermittlungsgründen.

Zunächst war geplant, die 83 Tonnen schwere Lok möglichst schnell wieder ins Gleis heben, um sie über die Schienen abzutransportieren. Dazu muss dann ohnehin erst das beschädigte Gleis behelfsmäßig instandgesetzt werden. "Das ist natürlich eine Herausforderung und kein Standard-Einsatz", sagte THW-Sprecher Frank Simon dem BR. "Aufgrund der Beschädigung, der Deformation und der Spannungen müssen wir vorsichtig zu Werke gehen. Ich denke aber, die schwerste Aufgabe haben wir gestern gelöst."

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Der Schienen-Kran steht in Fachant bereit

Bergungsarbeiten im Schichtbetrieb

Das THW in Garmisch-Partenkirchen arbeite derzeit im Schichtbetrieb, so der Sprecher. Unterstützt wird das Team durch Kräfte aus Schongau, Weilheim und Landsberg am Lech. Derzeit seien etwa 50 Kräfte in vier Bergungsgruppen vor Ort.

Auch während der vergangenen Nacht war ein Team an der Unglücksstelle, um auszuleuchten. Auch für die kommenden Tage hat das THW einen Schichtplan aufgestellt.

Alle Vermisstenfälle geklärt, keine weiteren Toten zu befürchten

Die Polizei teilte inzwischen mit, dass sie alle Menschen, die seit Freitagnachmittag als vermisst gemeldet worden waren, ausfindig gemacht habe. Am Samstagmittag galten noch sieben Menschen als vermisst.

Bei dem Bahnunglück waren fünf Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um drei Frauen im Alter von 32, 39 und 70 Jahren sowie nach bisherigen Erkenntnissen um eine 51-Jährige. Das fünfte, am Samstag geborgene Opfer sei ein Junge im Teenageralter.

Zunächst galten zahlreiche Menschen als Vermisste, weil die mehr als 40 Verletzten in verschiedene Krankenhäuser gebracht worden waren und zudem noch unklar war, ob sich weitere Menschen unter den umgestürzten Wagen befanden. Von den Verletzten befindet sich ein Mensch noch in kritischem Zustand.

Ermittlungen: Warum entgleiste der Zug?

Seit Freitag arbeitet die "Soko Zug" daran, den Unfall zu rekonstruieren. Die Leitung liegt bei der Staatsanwaltschaft München II. Unterstützt werden die Ermittler von Sachverständigen.

Eine Kollision mit einem anderen Fahrzeug hatte es nicht gegeben. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der mit Bahnchef Richard Lutz am Samstag den Unglücksort besucht hatte, versprach eine umfangreiche Aufarbeitung des Unglücks. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, den Experten vor Ort zufolge sei ein technischer Defekt "die wahrscheinlichste Ursache".

Behinderungen für den Straßenverkehr

Die Arbeiten an der Unfallstelle wirken sich weiterhin auf den Straßenverkehr aus. Von der Autobahn 95 in Richtung Garmisch-Partenkirchen wird der Verkehr in Sindelsdorf (Landkreis Weilheim-Schongau) abgeleitet. Verkehr aus der Region Augsburg wird von der Bundesstraße 17 nach Füssen in Richtung Fernpass abgeleitet. Verkehr aus Mittenwald/Innsbruck wird bei Krün in Richtung Bundesstraße 11 geleitet. Die Zufahrt zu den Passionsspielen im nahe gelegenen Oberammergau sei weiterhin möglich, hieß es.

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