Ankerzentrum Geldersheim (Archiv-Bild)
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Die Zahl der Asyl-Erstanträge ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen

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Zahl der Asylanträge in Bayern deutlich gestiegen

In Bayern haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen einen Erstantrag auf Asyl gestellt als im Vorjahr. Die Asylunterkünfte sind nahezu voll belegt. Die Belastungsgrenze sei erreicht, sagt die Staatsregierung. Der Flüchtlingsrat hält dagegen.

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Die Zahl der Asyl-Erstanträge in Bayern ist im Jahr 2023 deutlich gestiegen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) meldet für den Freistaat 50.389 Asyl-Erstanträge. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Zunahme um rund 74 Prozent.

Viele Geflüchtete aus Syrien, der Türkei und Afghanistan

Hauptherkunftsländer waren den Angaben des BAMF zufolge Syrien (13.018 Erstanträge in Bayern im Jahr 2023), die Türkei (10.187) und Afghanistan (9.553). Flüchtlinge aus der Ukraine sind in der Statistik nicht enthalten, da sie kein Asylverfahren durchlaufen müssen, um Schutz zu erhalten.

Die Situation in den Herkunftsländern ist angespannt. Die türkische Regierung etwa setze massive Repressionen gegen Kurden, aber auch andere kritische Kräfte ein, erklärt Stephan Dünnwald, Sprecher des Flüchtlingsrates Bayern. "Wer sich dem entziehen muss, kommt schnell nach Westeuropa. Deutschland ist hier auch ein Zielland, weil über die vielen Migrantinnen und Migranten enge soziale Verbindungen bestehen", sagt Dünnwald auf Anfrage des BR.

Hohe Auslastung in Asylunterkünften

Bis über ihren Antrag entschieden wurde, leben die Geflüchteten in sogenannten Ankerzentren. Nach Angaben des Bayerischen Innenministeriums sind in den Asylunterkünften in Bayern derzeit rund 129.000 Personen untergebracht, davon 11.400 Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Unterkünfte seien somit zu rund 94 Prozent ausgelastet. Die Asyl- und Flüchtlingsunterbringung im Freistaat sei an ihrer Belastungsgrenze angekommen, teilte die Staatsregierung im November mit.

Flüchtlingsrat: "Kein Grund für Alarmismus"

Der Flüchtlingsrat Bayern hält dagegen: "Für Alarmismus gibt es gerade überhaupt keinen Grund", sagt Sprecher Stephan Dünnwald. Er kritisiert: Die Unterkünfte für Geflüchtete seien voll, weil man viele Unterkünfte nach 2015/16 wieder abgebaut habe. Zudem seien viele Unterkünfte mit Geflüchteten belegt, die schon in den vergangenen Jahren gekommen seien, aber keine Wohnung finden. Dünnwald fordert hier eine bessere Unterstützung durch den Freistaat.

Zudem sollten seiner Meinung nach mehr Richterinnen und Richter eingestellt werden, um die Asylverfahren zu beschleunigen. Ein Verfahren dauert laut BAMF in Bayern durchschnittlich gut sieben Monate. Im vergangenen Jahr entschied das Bundesamt nach eigenen Angaben über knapp 35.600 Asylverfahren in Bayern. Etwa jeder zweite Antragssteller bekam einen Schutzstatus zugesprochen. Gut 7.200 Anträge wurden abgelehnt, rund 10.500 Verfahren wurden aus verschiedenen Gründen eingestellt.

Auch bundesweit mehr Asylanträge

Auch die bundesweite Zahl der Erstanträge ist nach Angaben des BAMF im vergangenen Jahr gestiegen - um rund 51 Prozent auf 329.120 Erstanträge. Personen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. Bayern bekommt demnach rund 15 Prozent zugeteilt.

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