09.01.2024, Bayern, Oberstdorf: Ein Langläufer durchstreift die schneebedeckte Berglandschaft im Sonnenschein. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Sonne und Schnee in den Bayerischen Alpen

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Polarwirbelsplit und brisante Wetterlage zur Wochenmitte

Am Montag ist es passiert: Der Polarwirbel hat sich geteilt. Der sogenannte Polarwirbelsplit könnte für einen massiven Kälteeinbruch im Februar oder März sorgen. Unabhängig davon drohen schon in dieser Woche viel Schnee und Glatteis.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Polarwirbel ist eine sehr stabile Zone tiefen Luftdrucks, die sich im Winterhalbjahr weit oberhalb der Arktis befindet. Durch die fehlende Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten kühlt die Luftmasse sehr stark ab – und über kalter Luft ist der Luftdruck aus physikalischen Gründen stets tief. Daher haben wir es hier mit einem stabilen winterlichen Höhentief über der Nordpolregion zu tun.

Polarwirbel hat normalerweise wenig Einfluss auf unser Wetter

Da der Schwerpunkt des Polarwirbels in der Stratosphäre liegt und somit über der eigentlichen Wetterschicht, hat er normalerweise wenig Einfluss auf unser Wetter. Aber manchmal, wie auch in diesen Tagen, schwächt sich der Polarwirbel stark ab, er schwächelt sozusagen – und dann kann es passieren, dass er sich auch spaltet.

So entstehen zwei Wirbel und diese rücken an den Rand der Polarzone, also weg vom Nordpol. Dafür macht sich dann in der eigentlichen Polarregion höherer Luftdruck breit und diese ist mit ungewöhnlich warmer Luft erfüllt. Diese sehr milden Luftmassen drücken nun von oben auf die kalten Luftmassen und schieben diese entweder nach Nordamerika, Asien, Russland oder auch nach Mitteleuropa. Es kommt zu einem Kaltluftausbruch.

Arktische Kälte im Februar oder März möglich

Es passiert aber nicht gleich, dass uns möglicherweise kalte Luft arktischen Ursprungs erreicht, sondern das kann zwei bis sechs Wochen dauern. Das heißt, möglicherweise müssen wir im Februar oder auch erst zu Beginn des März nochmal mit einem markanten Kältelufteinbruch rechnen. Ob es dann wirklich dazu kommt oder ob die eisige Luft nach Asien, Russland oder Nordamerika ausbricht, wird sich zeigen. Auch ist es nicht zwangsläufig, dass ein Polarwirbelsplit immer zu einem Kaltlufteinbruch führt. Die Voraussetzungen für einen Kälteeinbruch sind gegeben, aber ob es wirklich passiert, wird sich im Februar oder März zeigen.

Die aktuelle Wetterlage hatte mit dem gestrigen Polarwirbelsplit aber nichts zu tun, auch wenn am Rande von Tief Efthalia über Südskandinavien kalte Luft polaren Ursprungs nach Bayern strömte und viele Wolken und gebietsweise auch Schneefälle brachte.

Dienstag ruhiges Wetter dank Zwischenhocheinfluss

Der nach Osteuropa abziehende Ausläufer des ins Baltikum ziehenden Tiefs Efthalia bringt am heutigen Dienstagmorgen und am frühen Vormittag vom Frankenwald über das Fichtelgebirge, den Oberpfälzer bis zum Bayerischen Wald noch einige wenige Schneeflocken. Ansonsten setzt sich am Dienstag von Frankreich her das kleine Zwischenhoch Bonifaz durch und sorgt verbreitet für trockenes Wetter in Bayern. Vor allem im Süden gibt es mitunter längere sonnige Abschnitte, auch im Norden Bayerns zeigt sich vor allem in den Nachmittagsstunden ab und zu die Sonne. Der Wind weht dazu mitunter lebhaft, im Osten Bayerns anfangs mit starken Böen. Das Ganze bei Höchstwerten von -2 bis +2 Grad.

In der Nacht zu Mittwoch verlagert sich das Zwischenhoch über dem Süden Deutschlands langsam ins östliche Mitteleuropa und sorgt für eine teils klare, teils wolkige Nacht. Bis zum frühen Morgen sinken die Temperaturen verbreitet auf Tiefstwerte zwischen -5 und -10 Grad.

Mittwoch drohen Schnee, Eisregen und Glatteis

Mittwochfrüh oder am frühen Vormittag greift von der Bodensee-Region und der Schweiz her die Warmfront eines Tiefs bei der Biskaya über. Diese Warmfront breitet sich mit milder und feuchter Luft tagsüber langsam nordostwärts auf Bayern aus, sie gleitet auf die bodennah frostige Luft auf. Im Gepäck hat sie zeitweilige, teils länger anhaltende Regen-, nach Norden und Osten zu Schneefälle; mitunter schneit es gerade in Teilen Nordbayerns auch kräftig und ergiebig. Im nördlichen Franken sind bis Donnerstagfrüh Neuschneemengen von 5 bis 15 cm, im Bereich der Rhön und Frankenwald nach einem Wettermodell auch bis zu 25 cm möglich.

Im Übergangsbereich zwischen Schnee und Regen muss aber auch verbreitet mit gefrierendem Regen und Glatteis gerechnet werden. Mitunter kann es über mehrere Stunden regnen, sodass es zu größeren Eispanzern zum Beispiel auf Autos kommen kann. Auch größere Eisanlagerungen an Bäumen oder Stromleitungen sind möglich, die dann unter der Last zusammenbrechen. Während es tagsüber also in Nord- und Ostbayern zunächst schneit, später sich auch hier zunehmend Regen dazu mischt, in der großen Mitte es teils gefrierenden Regen gibt, fällt in Richtung Alpen in deutlich mildere Luft oft Regen. Die Höchstwerte liegen am Mittwoch zwischen 0 Grad im Landkreis Hof sowie in manchen Niederungen Ostbayerns und 6 oder 7 Grad am westlichen Alpenrand.

Zweigeteiltes Wetter am Donnerstag

Am Donnerstag liegt diese Warmfront über der südlichen Mitte Deutschlands und fungiert als Luftmassengrenze. Sie trennt kalte Luft im Norden Deutschlands von deutlich milderen Luftmassen im Süden des Landes. Im Bereich dieser Luftmassengrenze kommt es auch am Donnerstag noch zu zeitweiligen Niederschlägen, auf der kalten Seite als Schnee, auf der warmen Seite als Regen oder vereinzelt noch als gefrierender Regen.

Im Laufe des Tages verlagert sich die Luftmassengrenze südostwärts, das heißt, die kalte Luft breitet sich von Norden her auf den Süden Bayerns aus und spätestens nachmittags und abends geht dann auch hier der Regen wieder zunehmend in Schnee über. Mit der Verlagerung der Luftmassengrenze ziehen sich auch die Niederschläge im Laufe des Tages langsam südostwärts zurück. Die Höchstwerte liegen zwischen 0 Grad nördlich des Mains und 8 Grad örtlich im Alpenvorland.

Es erwartet uns also am Mittwoch und Donnerstag mit dieser aufziehenden Warmfront bzw. Luftmassengrenze eine brisante Wetterlage mit teils ergiebigen Schneefällen, gefrierendem Regen mit Glatteis und Regen. Wobei nach aktuellen Stand noch nicht sicher ist, wie weit die mildere Luft nach Norden vorankommt. Genauso unsicher ist es, wo in welchen Regionen wie viel Schnee oder Regen fällt oder in welche Regionen es zum gefrierenden Regen kommt. Bei solchen Grenzwetterlagen ist es oft erst einige wenige Stunden oder erst kurz vorher möglich, das abzuschätzen.

Am Freitag und am Wochenende Wetterberuhigung

Zum Freitag hin beruhigt sich das Wetter. Es gibt in der Nähe der Berge noch einzelne Schneeschauer, sonst neben vielen Wolken auch sonnige Abschnitte. Am Wochenende setzt sich von Südwesten her ein Hochdruckgebiet durch und somit ist es abseits möglicher zäher Nebel- und Hochnebelfelder überwiegend freundlich mit teils längerem Sonnenschein und weitgehend trocken bei jahreszeitgemäßen Temperaturen. In den Nächten bleibt es frostig.

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