In Hof erhalten alle Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren die "Hofer KidsCard".
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In Hof erhalten alle Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren die "Hofer KidsCard".

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"Wollen keine Armutskarte": Rabattaktion für alle Kinder in Hof

Im bayernweiten Vergleich ist die Kinderarmut in Hof überdurchschnittlich hoch. Als Hilfe für die Betroffenen hat die Stadt eine Aktion gestartet, bei der alle Kinder dieselbe Auswahl haben. Stigmatisierung soll dadurch vermieden werden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In Hof ist fast jedes vierte Kind unter 15 Jahre auf Sozialleistungen angewiesen. Bayernweit liegt die Zahl mit sechs Prozent deutlich niedriger als in der oberfränkischen Stadt, wo sie bei über 23 Prozent liegt. Das geht aus dem aktuellsten Bericht des Hofer Jugendamtes hervor dass sich auf 2020 bezieht. Jetzt will die Stadt ein Zeichen als kinderfreundliche Kommune und gegen Kinderarmut setzen.

Rabattaktion nicht nur in Hof: "Wollen keine Armutkarte"

2.200 Kinder zwischen neun und 13 Jahren bekommen ab sofort Vergünstigungen bei Schwimmbad-, Zoo- oder Kino-Besuchen und zum Teil auch Preisnachlässe beim Einkauf von Schreibwaren, Kleidung oder Elektronik-Spielen. Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) hat am Montagnachmittag die "Hofer KidsCard" vorgestellt. Anders als zum Beispiel in Nürnberg stelle man diese kostenlose Rabatt-Karte nicht nur einkommensschwachen Familien zur Verfügung, sondern allen Hofer Kindern zwischen neun und 13 Jahren.

Das Grundkonzept der "Hofer KidsCard" ist nicht neu. In Oberfranken gibt es mit dem Coburger Familienpass beispielsweise ein vergleichbares Angebot, das bereits seit mehreren Jahren existiert. "Der Familienpass soll für alle Familien da sein, unabhängig vom Geldbeutel", erklärt der Leiter des Sozialreferats und 3. Bürgermeister, Can Aydin. Im Unterschied zu Coburg, wo man den Pass proaktiv beantragen muss, ist die "Hofer KidsCard" an alle Neun- bis 13-Jährigen verschickt worden.

Die Folge: Alle Kinder haben die gleichen Voraussetzungen, niemand kann belächelt werden, weil er eine Vergünstigungskarte besitzt. Damit wolle man eine Diskriminierung verhindern, erklärt Oberbürgermeisterin Döhla im BR-Gespräch: "Das Angebot soll etwas Selbstverständliches sein, wir wollen nicht, dass Kinder dann so eine Art 'Armutskarte' haben. Wir wollen damit auch gerade Kinder aus ärmeren Familien ermöglichen, dass sie schöne Dinge erleben können." In Hof seien überdurchschnittlich viele Kinder von Armut betroffen.

Vergünstigungen werden auf "KidsCard" aufgeladen

Im Hofer Rathaus hofft man, dass sich zum Beispiel weitere Einzelhändler und Gastronomen beteiligen und ihre Produkte günstiger anbieten. Solche Vergünstigungen könnten jederzeit digital von der Stadtverwaltung auf die "KidsCard" aufgeladen werden. Über einen QR-Code kann jedes Kind sehen, welche Vergünstigungen es noch abrufen kann. Hinweise wie die, dass alle jungen Menschen unter 18 Jahren bereits seit Jahren kostenlos das Hofer Museum besuchen können, sind zumindest Stand jetzt noch gar nicht aufgeführt.

Für die "KidsCard" hat der Hofer Stadtrat für 2023 rund 20.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Stadt investiere ganz bewusst in dieses Angebot für Kinder und Familien, betonte Eva Döhla im BR-Gespräch. "Das sind natürlich zusätzliche Ausgaben, doch wir sehen es gerade bei unserer hohen Kinderarmut als wichtigen Handlungsschwerpunkt. Wir haben ohnehin hohe Sozialausgaben im zweistelligen Millionenbereich. Da können wir mit der "KidsCard" mit gutem Gewissen Sachen anbieten, die direkt bei den Kindern ankommen." So funktioniere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Unabhängig von der "KidsCard" können einkommensschwache Familien auch Zuschüsse für die Mitgliedsbeiträge bei Sportvereinen oder der Musikschule bekommen. Da viele Familien aber oft nicht wissen, wo sie was beantragen können, hat die Stadt Hof bereits im vergangenen Jahr einen "Wegweiser" zusammengestellt. Damit sollen Fachkräfte, aber auch Ehrenamtliche in den Bereichen Schulen, Jugend, Soziales und Sport die Familien direkt die Telefonnummern der zuständigen Behörden und Einrichtungen weitergeben können.

2.200 Kinder aus Hof zwischen neun und 13 Jahren bekommen ab sofort Vergünstigungen.
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2.200 Kinder aus Hof zwischen neun und 13 Jahren bekommen ab sofort Vergünstigungen.

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