Zwei Ranger in Uniform stehen auf einer Kuppe in den Bergen
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Ranger an der Rotwand

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Wie Bayern den Touristen-Ansturm in den Griff kriegen will

Während der Corona-Pandemie stürmten Ausflügler die bayerischen Urlaubsorte. Einheimische klagten über wildes Parken und zu viel Müll. Doch wie lassen sich Touristen besser lenken? Betroffene Orte arbeiten an Lösungen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Zahlen lassen ahnen, wie groß der Frust in bayerischen Ausflugsorten ist. Das "Bayerische Zentrum für Tourismus" hat in einer nicht repräsentativen Umfrage 2021 in den Urlaubsorten die Einstellung zu Tagesausflüglern abgefragt. 40 Prozent der Kommunen bewerteten die Zunahme der Tagesausflügler als problematisch oder sehr problematisch, in Oberbayern waren es sogar 60 Prozent. Und das in Orten, die zum großen Teil vom Tourismus leben.

Bessere Lenkung der Besucher - aber wie?

Viel Ärger in den Tourismus-Orten hatte der Ansturm von Tagesausflüglern während der Corona-Pandemie verursacht: überfüllte Parkplätze, Autos statt weidender Kühe auf den Wiesen, überall Müll. Und manch einer verrichtete auch seine Notdurft auf freier Fläche, weil Toiletten fehlten.

In vielen Orten haben sich Verantwortliche danach zusammengesetzt und sich Maßnahmen überlegt, wie ein vernünftiger Ausgleich zwischen Einheimischen und Touristen aussehen könnte. Herausgekommen ist ein Mix aus technischen Lösungen und direkter Ansprache von Touristen.

Verständnis für brütendes Birkhuhn

Es geht darum, Ausflügler zu informieren, wie sie sich an den Urlaubsorten richtig verhalten müssen. Darum kümmern sich etwa Alexander Römer und Andreas Köpferl. Als der BR sie trifft, sind sie gerade an der Rotwand oberhalb des Spitzingsees im Landkreis Miesbach unterwegs. Die beiden sind als hauptamtliche Ranger in den Bergen, angestellt beim Landkreis. Römer und Köpferl sprechen Wanderer an, plaudern, geben Tipps und weisen nebenher auf die Schutzgebiete für die Birkhühner hin.

"Vor einer Woche sind die Bibberl geschlüpft", erklärt Römer. Die kleinen Küken seien die ersten Wochen besonders empfindlich, deswegen müssten Hunde unbedingt an die Leine, und Wanderer sollten sich nicht abseits der Wege bewegen.

Ranger Köpferl schätzt, dass bis zu vier Fünftel der angesprochenen Wanderer schon über die Verhaltensregeln in der empfindlichen Bergnatur Bescheid wissen – das liegt unter anderem an der Informationsarbeit der Ranger, die auch in Kindergärten oder Schulklassen gehen und von der sensiblen Natur im Hochgebirge erzählen.

Köpferl und Römer sehen sich nicht als Naturschutz-Sheriffs. Sie sprechen höflich und einfühlsam mit den Wanderern. "Ich find' die total nett, und die machen ihre Aufgabe sehr gut", lobt Wanderin Irene von Majewski die Ranger.

Den Bus attraktiver machen

Am Institut für "Nachhaltige Tourismusentwicklung" der Hochschule Kempten wird erforscht, wie Besucherlenkung funktionieren kann. Die Hochschule betreibt als Projekt zum Beispiel einen flexiblen Erlebnisbus, der von Kempten aus zu Zielen in den Bergen startet. Das Ziel: Die Touristen sollen auf das Auto verzichten und auf den Bus umsteigen. Erforscht wird, wie man die Ausflügler dazu bringen kann.

Eine Möglichkeit ist der Preis. Aber vor allem geht es über Zusatzleistungen: Wenn also der Bus dort hält, wo man sonst mit dem Auto nicht hinkommt. Die Erkenntnisse sollen an regionale Busunternehmer weitergegeben werden.

Den Ausflug am Frühstückstisch planen

In vielen Orten sind mittlerweile an den Parkplätzen Sensoren installiert. Parkleitsysteme zeigen über elektronische Tafeln schon an den Zufahrten an, wo noch Platz ist. Alfred Bauer, Tourismus-Professor an der Hochschule Kempten, spricht von ersten Schritten. Bauer verspricht sich auch einiges vom Ausflugsticker der Bayern Tourismus GmbH.

Bauer zufolge sollten sich Ausflügler schon am Frühstückstisch über diesen Ticker informieren können, wie es an den Ausflugszielen zu der Zeit ausschaut, zu der sie voraussichtlich ankommen.

Dazu müssen viele Daten verknüpft werden: Wetterdaten, Parkplatzbelegung, dazu Erfahrungswerte der Auslastung zu bestimmten Wochentagen. Technisch wäre das machbar. Aber in Bayern ist es wohl erst in ein paar Jahren so weit.

Im Video: Ranger schützen Natur vor Verantwortungslosigkeit

Ein beliebtes Ausflugsziel: der Königssee
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Ein beliebtes Ausflugsziel: der Königssee

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