Windräder in der Landschaft.
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Westmittelfranken hat mögliche Standorte für Windräder veröffentlicht.

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"Eines der besten Potenzialgebiete": Windkraftplaner berichten

Viel weniger Standorte als gedacht kommen in Bayern für Windräder infrage. Militär und Artenschutz stehen dagegen. Nun ist für Westmittelfranken jedoch bekannt, wo neue Windräder stehen könnten. Zwei Windkraftplaner berichten über ihre Arbeit.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Optimistisch hatte sich Regionalplaner Rainer Fugmann an die Arbeit gemacht, um Standorte für neue Windräder zu finden. Immerhin befindet sich in seinem Zuständigkeitsbereich einer der besten Windstandorte Bayerns: der Jura-Höhenzug Hahnenkamm in Mittelfranken. Doch nach vielen Monaten der Abstimmung mit verschiedenen Behörden und dem Militär steht fest: Für neue Windräder kommen nur wenige, einzelne Flecken auf der großen Landkarte der "Planungsregion 8" infrage.

Es sind insgesamt rund 45 neu ausgewiesene Standorte zwischen Scheinfeld im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Am meisten neue Windräder werden wohl oberhalb Weißenburgs auf dem Jura-Höhenzug gebaut werden. "Hier ist eines der besten Potenzialgebiete in ganz Bayern", so Fugmann. Und im Steigerwald. Auf dem Hahnenkamm wird ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Kommunen rund um Heidenheim realisiert werden können.

Standorte: Karte wird jetzt veröffentlicht

Mit Spannung ist die Karte von vielen erwartet worden, die vor allem finanzielle Chancen durch die Windkraft wittern. Mehrere Milliarden Euro werden damit in den nächsten Jahrzehnten hier in der Region Westmittelfranken verdient werden, sagt Katrin Leuzinger von der Stabstelle Energiewende bei der Regierung von Mittelfranken. "Es ist regionales Geld und auf zwanzig Jahre eine unglaubliche Wertschöpfung." Es werden Pacht gezahlt für die Flächen, Gewerbesteuer, und außerdem muss der Projektierer 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Gemeinde abführen. Kommunen, die ein Windrad bauen können, könnten sich damit jedes Jahr einen neuen Spielplatz leisten, fügt Rainer Fugmann hinzu. Jedoch kommen nicht alle zum Zug, die wollen.

Künftig überall Windräder am Horizont

Die Menschen werden sich dabei aber auch an einen anderen Anblick der Landschaft gewöhnen müssen. "Es wird eine große Veränderung des visuellen Umfelds geben", formuliert es Rainer Fugmann. Von bisher 0,6 Prozent der Fläche müssen nach dem "Wind-an-Land-Gesetz" der Bundesregierung künftig rund zwei Prozent für die Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Das sind mehr als doppelt so viel wie bisher.

Windkraftanlagen haben zuletzt technologisch einen großen Sprung gemacht. Damit wird es weniger Anlagen geben, die deutlich leistungsfähiger sind, weil sie deutlich höher sein werden. Wo bisher zehn Windräder stehen, könnte künftig eines die gleiche Menge an Strom produzieren. Allerdings sind diese Giganten mit drei Rotorblättern auch aus der Ferne zu sehen.

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Katrin Leuzinger und Rainer Fugman von der Regierung von Mittelfranken haben zwei Jahre an geeigneten Standorten für Windkraft getüftelt.

"Windkraft enorm effizient"

Die Leiterin der Stabstelle Energiewende bei der Regierung von Mittelfranken, Katrin Leuzinger, schwärmt von der Windkraft. "Die Effektivität ist enorm." Vor allem brauche sie im Vergleich zu Solaranlagen und Biogas am wenigsten Fläche. "Wir werden einen großen Schritt weiterkommen." Der Freistaat habe alleine bei der Regierung von Mittelfranken in Ansbach 30 Stellen neu geschaffen, um die Energiewende voranzubringen. "Das Thema ist etwas, was wir hier bei uns bewerkstelligen können", sagt Leuzinger, "unabhängig von anderen Krisen auf der Welt."

Neue Generation Windräder: 270 Meter hoch

Das neueste Windrad vom Technologieführer Max Bögl aus der Nähe von Neumarkt schafft doppelt so viel Leistung wie die der Vorgängergeneration. "Die Länge der Rotorblätter macht den Unterschied", sagt Planer Rainer Fugmann. Das Windrad dreht sich in 180 Metern Höhe, die Rotorblätter sind 90 Meter lang. "Die laufen langsam und gleichmäßig, denn je höher, desto gleichmäßiger ist die Luftströmung", so Fugmann. Damit brauche es künftig weniger Windräder, um mehr Strom zu erzeugen. Derzeit stehen 186 Windräder in den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen. "Ich glaube, dass es mittelfristig nicht mal eine Verdoppelung werden wird", so Fugmann.

Zwei Jahre Abstimmung mit Naturschutz und Militär

Zwei Jahre lang hat Regionalplaner Rainer Fugmann an der Standort-Karte für die Windkraft getüftelt. Er hat mit den Naturschutzbehörden gesprochen, mit der Wasserwirtschaft, der Bundeswehr und der US-Army. Standorte zu finden, ist reichlich schwierig. Obwohl die 10H-Regel nicht mehr gilt, sollen die Windräder nicht zu nah an Ortschaften stehen. Sie dürfen Militärhubschrauber nicht behindern, keine Radaranlagen stören. Und in Mittelfranken gibt es mit den US-Army Standorten Katterbach und Illesheim gleich zwei große Standorte.

Mit 123 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Region hat der Regionalplaner mindestens zwei Gespräche geführt. Sein Ziel war es, den Kommunen gegenüber auswärtigen Investoren durch frühe Information einen Vorteil zu verschaffen. Damit können von den neuen Windrädern die Bürgerinnen und Bürger vor Ort profitieren. Jetzt wird die Karte veröffentlicht.

"Standorte im Wald sind unvermeidbar"

Im Weißenburger Stadtwald oberhalb der Stadt auf dem Jura befindet sich die "Goldgrube" der Region. "Etwas in dieser Größe und Qualität hat man keine fünfmal in Bayern", meint Fugmann. Hier am Raitenbucher Forst befinden sich wenige Dörfer, keine geschützten Schmetterlinge, und auf der Hochebene bläst viel Wind. Allerdings werden wohl einige Anlagen in den Wald gebaut werden müssen. "Wir gehen auf Standorte, die ohnehin vom Borkenkäfer geschädigt sind", sagt Fugmann.

Seine Fleißarbeit ist eine Art Flucht nach vorne. "Wenn wir es nicht tun würden, würde Windkraft trotzdem kommen." Denn mittelfristig sinken die Hürden für Windkraft-Genehmigungen. "Deshalb haben wir die Planung strukturiert in die Hand genommen." Der Plan schützt sensible Bereiche: das Vogelschutzgebiet rund um den Altmühlsee, besonders schöne Landschaften wie etwa den Hesselberg oder den Riesrand sowie viele Wasserschutzgebiete.

Bürgeranlagen in Burgsalach und Heidenheim geplant

Fugmann ist wichtig, dass diesmal die Bürgerinnen und Bürger von der Windkraft profitieren. Bisherige Anlagen wurden manchmal weiterverkauft – und das Geld fließt jetzt woanders hin. Bürgeranlagen mehrerer Kommunen sind bereits für Burgsalach auf dem Jura und südlich von Markt Berolzheim auf dem Hahnenkamm geplant.

Ältere Windparks werden künftig wohl abgebaut und durch neue Anlagen ersetzt. Eine von der Gemeinde Oberdachstetten bereits vorgeplante Anlage kann dagegen nicht realisiert werden. "Die US-Army war sehr kooperativ", sagt Fugmann, "aber die Region bei Oberdachstetten war nicht zu bekommen." Auch der Naturpark Frankenhöhe bleibt aus diesen Gründen von Windrädern verschont.

Karten öffentlich einsehbar

Die Karten sind ab jetzt öffentlich einsehbar (externer Link), am 6. Mai beginnt das Beteiligungsverfahren. Bürgerinnen und Bürger können dann ihre Einwände bei der Regierung von Mittelfranken einreichen. Damit sie genügend Zeit haben, sich ausreichend zu informieren, läuft das Verfahren doppelt so lange wie üblich, nämlich bis Anfang Juli.

Windkraftanlage in Bayern - auf diesem Foto bei Hirschberg (Fränkische Alb)
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Wo können Windräder aufgestellt werden? Aus Sicht von Experten hat Westmittelfranken großes Potential.

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