Dom St. Stephan in Passau
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Der Dom St. Stephan in Passau (Archivbild)

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Weitere Betroffene für Passauer Missbrauchsstudie gesucht

Am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Uni Passau wird seit 2022 an der Missbrauchsstudie für das Bistum Passau gearbeitet. Nun suchen die Forscher weitere Betroffene und Zeitzeugen. Auch kleine Informationen seien von Nutzen, heißt es.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Forscher am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Passau haben wieder einen Aufruf gestartet: Sie suchen für eine auf drei Jahre angelegte Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen im Bistum Passau weitere Betroffene und Zeitzeugen. Der Aufruf des Teams ist jetzt auf der Internetseite der Universität (externer Link) veröffentlicht worden.

  • Zur Dokumentation: Schweigen und Vertuschen: Die Todsünden der katholischen Kirche

Direkter Kontakt zu Betroffenen gewünscht

Bisherige Gespräche mit Betroffenen hätten gezeigt, dass deren Wissen unverzichtbar sei, um die erhaltenen Archivalien zu ergänzen und neue Perspektiven aufzuzeigen, betonte der mit der Studie befasste Historiker Marc von Knorring.

Die Gespräche seien keine reinen Frage-Antwort-Konstellationen, vielmehr würden die Betroffenen bestimmen, welche Aspekte ihrer Erlebnisse und Erfahrungen sie mitteilten und welche nicht und welche Schwerpunkte sie setzten. Die Forscher würden Zeit und Ort der Gespräche frei mit den Interessierten vereinbaren und auch versuchen, deren Vorstellungen so weit wie möglich zu berücksichtigen. Die Reisekosten würden auf Wunsch erstattet. Auch reine Telefoninterviews seien möglich.

Projekt soll 2025 abgeschlossen werden

Mit wie vielen Betroffenen die Forscher bereits gesprochenen haben - einen Aufruf hatte es schon im Juli 2023 gegeben - darüber könne er aus Geheimhaltungsgründen keine Angaben machen, sagte von Knorring am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Erst nach Abschluss des Projekts Mitte 2025 werde die Öffentlichkeit informiert.

Interessiert seien die Wissenschaftler auch an Gesprächen mit Menschen aus dem sozialen Umfeld von Betroffenen – sei es in der Familie, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz –, aber auch an schriftlichen Aufzeichnungen inzwischen verstorbener Betroffener, etwa Tagebüchern. Ziel sei es, ein möglichst umfangreiches Bild der Vorkommnisse im Bistum Passau seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis etwa 2020 zu erarbeiten.

Jede Information ist den Forschern wichtig

Betroffene ergänzten durch ihre Mitwirkung an der Studie nicht nur die schriftliche Überlieferung, sie erhielten auch eine Stimme, so von Knorring weiter. Jede noch so geringfügig erscheinende Information sei von Nutzen. Zugleich garantieren die Forscher, dass die fertige Studie keinerlei direkte oder indirekte Rückschlüsse auf die Identität der einzelnen Gesprächspartner zulassen wird. Auch das Bistum Passau erfahre keine Namen – und habe auch keinen Einfluss auf die Arbeit.

Auch evangelische Kirche beschäftigt sich mit Thema Missbrauch

Der Umgang mit sexualisierter Gewalt ist auch eines der Themen der aktuell laufenden bayerischen evangelischen Landessynode in Coburg. "Wir werden wachsam bleiben", sagte die Präsidentin der Synode, Annekathrin Preidel, bereits am Montag. Strukturen in der Kirche müssten so verändert werden, dass sexualisierte Gewalt keinen Platz in ihnen habe. 

Ende Januar war eine Studie unabhängiger Wissenschaftler zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie vorgestellt worden. Darin ist von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede. Es handelt sich um die erste umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt bei den Protestanten. Die bayerische Landeskirche hatte 129 beschuldigte Personen für den Zeitraum 1917 bis 2020 für die Studie identifiziert.

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