Ein Schild mit der Aufschrift "Wasserschutzgebiet" bei Zell am Main
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Wasserschutzgebiet bei Würzburg: Erweiterung auf Halt

Es soll zum zweitgrößten Wasserschutzgebiet Bayerns werden: das Schutzgebiet der Zeller Quellen bei Würzburg. Die nötigen Unterlagen für die Erweiterung liegen vor. Eröffnet ist das Verfahren aber noch nicht. Kritik am Würzburger Landrat wird laut.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Zeller Quellen sind für die Stadt Würzburg von enormer Bedeutung: Etwa die Hälfte der Würzburger Bevölkerung – 65.000 Menschen – erhält Trinkwasser aus diesen Quellen. Um es zu schützen, will der Würzburger Trinkwasserversorger TWV das Wasserschutzgebiet im westlichen Landkreis Würzburg erweitern – von etwa acht auf insgesamt 66 Quadratkilometer. Die nötigen Unterlagen liegen seit Anfang des Jahres vor. Trotzdem ist das Verfahren noch nicht eröffnet. Es steht auf Halt. Und das sorgt für Streit: Naturschützern und Grünen-Politikern geht es nicht schnell genug. Sie werfen dem Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) vor, das Verfahren zu verzögern. Der Landrat hingegen will im Vorfeld noch offene Fragen klären.

Landrat Eberth: "Wir müssen nachbessern"

Ursprünglich war geplant, dass die Unterlagen zur Erweiterung des Wasserschutzgebietes jetzt im Juli öffentlich ausgelegt werden. Doch dazu ist es bisher nicht gekommen. Laut Landrat Eberth liegt das an Unklarheiten im Verordnungsentwurf, den die TWV eingereicht hat. "Wir müssen bevor wir ins Verfahren gehen nachbessern, um das Verfahren effizient und auch vom Bürger akzeptiert durchführen zu können", sagt Eberth im Gespräch mit BR24. Er spricht von "Inkonsistenzen" im Entwurf und befürchtet, dass Bürgerinnen und Bürger dadurch verwirrt sein könnten. Als Beispiel nennt Eberth Eingriffe in den Boden: Für Bodenuntersuchungen seien Bohrungen von maximal einem Meter Tiefe erlaubt, bei Fundamenten seien es drei Meter Tiefe und bei baulichen Anlagen vier Meter.

"Wir müssen den Menschen im zukünftigen Wasserschutzgebiet erklären, warum sie welche Einschränkungen in der Zukunft haben. Das ist ein Akzeptanzthema", so Eberth. In dem geplanten Wasserschutzgebiet leben etwa 16.000 Menschen. Bei einem Treffen im Landratsamt hat sich der Landrat mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, der TWV und dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt. "Die TWV bessert nach. Und dann gehe ich davon aus, dass wir ruckzuck das Verfahren starten können", so Eberth.

Grünen-Politiker und Naturschützer kritisieren Verzögerung

Doch das geht dem Grünen-Landtagsabgeordneten Patrick Friedl nicht schnell genug. Er spricht von einer "Blockade des Wasserschutzgebietsverfahrens". Nach Ansicht von Friedl hält sich Landrat Eberth nicht an das rechtliche Verfahren. "Er kann nicht einfach Vorwegverfahren erfinden, um das Verfahren zu verzögern und das tut er gerade", so Friedl. Mitte Juni hat das Thema auch den Umweltausschuss des Landtags beschäftigt. Friedls Antrag, die Erweiterung des Wasserschutzgebietes zu beschleunigen, wurde jedoch abgelehnt.

Auch Steffen Jodl vom Bund Naturschutz kritisiert die Verzögerung – und fordert, die Erweiterung des Wasserschutzgebietes schnellstmöglich umzusetzen: "Man versucht ja anscheinend einige Punkte aus der Verordnung noch herauszulösen und abzuschwächen. Das kann's ja nicht sein. Dafür ist das Verfahren da."

Würzburger Landrat hofft auf Akzeptanz

Landrat Eberth weist die Kritik zurück: "Ich glaube, durch diesen dreimonatigen Nachbesserungsversuch, werden wir insgesamt die Zeit nicht wesentlich verlängern, vielleicht sogar verkürzen." Eberth hofft auf mehr Akzeptanz und weniger Einwände, wenn die nachgebesserten Unterlagen öffentlich ausliegen. "Natürlich wollen wir Trinkwasserschutz. Aber es muss schon alles vernünftig passieren", so Eberth.

Zeitplan noch unklar

Aktuell ist davon auszugehen, dass die Unterlagen im Herbst öffentlich ausgelegt werden. Bürgerinnen und Bürger, Landwirtinnen und Landwirte und andere Betroffene haben dann vier Wochen Zeit, um Einwände vorzubringen. Sie haben auch die Möglichkeit, Klage einzureichen. Wie schnell das Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden kann, ist deshalb völlig unklar.

Grafik: Bestehendes und Geplantes Wasserschutzgebiet bei Würzburg

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In dunklem Grün: Bestehendes Wasserschutzgebiet. In hellem Grün: Geplantes, erweitertes Wasserschutzgebiet.

DK1-Deponie und Gips-Bergwerk müssen Wasserschutzgebiet berücksichtigen

Aktuell befindet sich die Erweiterung des Wasserschutzgebietes der Zeller Quellen in der Planreife. Das bedeutet, dass das Wasserschutzgebiet bei Bauvorhaben schon jetzt berücksichtigt werden muss. Das gilt auch für die geplante DK1-Deponie für Bauabfälle und Bodenhaushub der Firma Beuerlein in Helmstadt genauso wie für das geplante Gips-Bergwerk der Firma Knauf in der Altertheimer Mulde.

Das Bergamt Nordbayern ist für die Verfahren dieser beiden Vorhaben zuständig und bestätigt auf Nachfrage, dass die Planreife des Wasserschutzgebietes dabei einbezogen wird. "Tatsächlich tun wir das schon im gesamten Verfahrensverlauf, weil der Trink- und Grundwasserschutz ohnehin einen sehr hohen Stellenwert hat und zu gewährleisten ist", heißt es vom Bergamt.

Jahrzehntelange Planung für Wasserschutzgebiet

Der Plan, das Wasserschutzgebiet zu erweitern, ist nicht neu. Nach der Ausweisung des Wasserschutzgebietes 1978 war schnell klar, dass es viel zu klein bemessen wurde. 30 Jahre lang haben Geologen und Wasserexperten das Einzugsgebiet der Zeller Quellen untersucht. "Nach heutigen Erkenntnissen – auch im Hinblick auf den Klimawandel – sind wir der Ansicht, dass es eben einen richtigen und flächendeckenden Grundwasserschutz braucht", sagt der Leiter der TWV Alfred Lanfervoß.

Trinkwasser im Würzburger Wasserwerk
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Trinkwasser im Würzburger Wasserwerk

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