Oktoberfest 2019: Das Münchner Kindl beim Einzug der Wiesn-Wirte.
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Oktoberfest 2019: Das Münchner Kindl beim Einzug der Wiesn-Wirte.

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Oktoberfest 2019: O'zapft is!

Bis zum letzten Tag wurde gehämmert, gestrichen, genagelt und geschraubt. Nun steht sie: die 186. Wiesn, das größte Volksfest der Welt. Eine kurzer Blick auf die lange Tradition des Münchner Oktoberfestes.

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Das Oktoberfest - oder die Wiesn, wie der Münchner sagt - ist für viele Besucher das schönste Volksfest der Welt. Es beginnt traditionell am Samstag mit einem festlichen Einzug der Wirte und dem anschließenden "Wiesn-Anstich" um Punkt 12 Uhr. Das ist bei uns in Bayern ein richtiges Highlight: Von Aschaffenburg bis Passau wird mitgefiebert, wie viele Schläge der Münchner Oberbürgermeister wohl dieses Mal beim Anstich des ersten Bierfasserls braucht.

Nur zwei Schläge hat Münchens OB Dieter Reiter gebraucht, um das erste Wiesn-Fass anzuzapfen - und war damit fast schneller als der Countdown im Schottenhamel.
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Wieder nur zwei Schläge hat Münchens OB Dieter Reiter heuer gebraucht, um das erste Wiesn-Fass anzuzapfen.

Ein Highlight ist auch der traditionelle Schützen- und Trachtenumzug durch die Münchner Innenstadt am ersten Wiesn-Sonntag. Fast 10.000 Teilnehmer aus Trachten- und Schützenvereinen sowie Musikkapellen aus allen Bundesländern zeigen eine farbenfrohe und muntere Vielfalt von Brauchtum. Auch viele Gäste aus anderen europäischen Ländern, vor allem aus der Schweiz, Österreich oder Italien, nehmen an dem sieben Kilometer langen Umzug teil.

Angeführt wird er Zug vom "Münchner Kindl", dem Wahrzeichen Münchens. In nachfolgenden Kutschen sitzen Ehrengäste wie der Oberbürgermeister und der bayerische Ministerpräsident. Die großen Münchner Brauereien sind mit besonders prachtvoll verzierten Gespannen vertreten.

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Traditioneller Schützen- und Trachtenumzug 2018.

Tradition und Moderne

Wenn es um die Wiesn geht, hört man freilich nicht immer nur Gutes. Von "Massenbesäufnis" ist dann oft die Rede, "Kitsch und Kommerz". Ein zuverlässiger Aufreger jedes Jahr: Der "ausg'schamde" Bierpreis. Dennoch: Auf der Wiesn geht's noch immer in vielen Ecken gemütlich zu, das Oktoberfest ist und bleibt einzigartig.

Da sind die alteingesessenen Festzelt-Stammtische oder die historischen Fahrgeschäfte, die - seit Generationen in Familienbetrieb - oft schon seit mehr als 100 Jahren nach München kommen: Das lustige "Toboggan" zum Beispiel oder das heimtückische "Teufelsrad". Und natürlich gibt es auch heute noch die Wiesn-Urgesteine: den Schichtl, der schon so manchen Besucher geköpft hat, oder den Kabarettisten Moses Wolff, der eigenen Angaben zufolge jeden Wiesn-Tag - und das seit Jahrzehnten - in "seinem" Bierzelt hockt. Einmal hatte er sogar einen eigenen Briefkasten im Hackerzelt. Holzzaun B.2 Heizstrahler, Wiesn, Hackerz. Bierg. rechts, 80339 München, das war 16 Tage lang seine offizielle Adresse - und der Wiesn-Postbote soll all seine Briefe und Packerl zuverlässig geliefert haben.

Seit dem Jahr 2010, als das 200. Jubiläum gefeiert wurde, gibt es außerdem die "Oide Wiesn". Die ist ein paar hundert Meter weiter hinten, links der Bavaria. Auf der Oiden Wiesn geht's zu wie anno dazumal: Im Bierzelt kommt die Blasmusik ohne Verstärker aus, Bier wird in Steinkrügen ausgeschenkt, ein Markerl für die historischen Fahrgeschäfte gibt es für gerade einmal einen Euro. Wer dem Bierzeltwahnsinn auf der großen Wiesn entkommen will, kann also einfach ganz gemütlich auf die Oide Wiesn gehen - die allerdings ein paar Euro Eintritt kostet.

Am Anfang war eine Hochzeit

So manch' einer fragt sich vielleicht, warum das Volksfest "Oktoberfest" heißt, obwohl es hauptsächlich im September stattfindet - und wieso wir Bayern "Wiesn" sagen - wo doch kaum ein Büscherl Gras auf dem betonierten, weitläufigen Gelände wächst.

Ein Blick auf die Geschichte der Wiesn beantwortet diese Fragen recht schnell: "Oktoberfest", weil alles mit einem Pferderennen anfing - und zwar am 17. Oktober 1810. Anlass war die Hochzeit von Kronprinz Ludwig mit der sächsischen Prinzessin Therese. Deshalb heißt der Platz auch "Theresienwiese".

Da man natürlich auch damals schon wusste, wie ordentlich gefeiert wird, haben anlässlich dieser Vermählung in der ganzen Stadt zahlreiche Feste stattgefunden, tagelang. Das Pferderennen war mit 30.000 Zuschauern, drei Vierteln der damaligen Einwohner, das letzte große Event und zugleich die Geburtsstunde des Oktoberfestes.

Bereits 1818, acht Jahre später, wurden das erste Karussell und Losstände, in denen es Porzellan und Schmuck zu gewinnen gab, aufgestellt. Bier floss natürlich auch in Strömen. Ein Jahr danach übernahm die Stadt München die Festleitung, von nun an sollte das Oktoberfest planmäßig jedes Jahr gefeiert werden. Damit es noch möglichst warm und sonnig ist, wurde die Festzeit auf Mitte September vorverlegt.

Wer darf auf der Wiesn ausschenken?

Das mit dem Wiesn-Bier ist eine heikle Sache, die schon manch einen dazu bewogen hat, vor Gericht zu ziehen. In Bayern gibt es mehr als 600 Brauereien, der Ausschank auf dem Oktoberfest bleibt den meisten von ihnen aber verwehrt, denn auf der Wiesn sind nur die sechs großen Münchner Biere vertreten: Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Paulaner, Löwenbräu und Spaten.

Welche Kriterien eine Münchner Brauerei erfüllen muss, um zugelassen zu werden, ist in der Wiesn-Ordnung festgelegt: "An Wiesnbesucher darf nur Münchner Bier der leistungsfähigen und bewährten Münchner Traditionsbrauereien, das dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 und dem Deutschen Reinheitsgebot von 1906 entspricht, ausgeschenkt werden."

Das Oktoberfest heißt also nicht zu Unrecht auch "Fest des Münchner Biers" oder "Fête de la bière". "Leistungsfähig" muss die Brauerei sein, weil nur so ein sicherer und störungsfreier Ablauf in den Ausschankbetrieben und Festzelten gewährleistet ist. Immerhin werden jedes Jahr um die sechs Millionen Liter Bier ausgeschenkt.

Was aber heißt "Traditionsbrauerei"? Konkret bedeutet das: eine Brauerei, die das Münchner Brauchtum pflegt, also am Wiesnfestzug teilnimmt und den traditionellen Trachten- und Schützenumzug finanziell unterstützt.

Licht und Schatten

Das Münchner Oktoberfest ist einmalig und aus der Geschichte der Stadt gar nicht mehr wegzudenken. Doch trotz aller Freude am Fest darf nicht vergessen werden, was am 26. September 1980 passierte. Durch eine Bombe, die um 22.21 Uhr am Haupteingang explodierte, verloren 13 Wiesnbesucher ihr Leben verloren, über 200 weitere Menschen wurden verletzt.

Noch immer ist nicht endgültig geklärt, wer hinter der Tat steckt. Bis heute gibt es Widersprüche und Ungereimtheiten.

Und warum das Oktoberfest einerseits 2010 das 200. Jubiläum feierte, wir aber heuer auf die 186. Wiesn gehen? Das liegt daran, dass in einigen Jahren nicht oder nur im Rahmen eines kleinen Ersatzfestes gefeiert werden konnte: Insgesamt 24 Mal musste das Oktoberfest im Laufe der Jahre ausfallen - wegen Krieg, Krankheit oder Inflation.

Ausgelassenheit und Sicherheit

In puncto Sicherheit bleibt auch dieses Jahr fast alles wie schon in den Jahren zuvor. So besteht das Taschen- und Rucksackverbot weiterhin. Faustregel: Jede Tasche, in die mehr als drei Milchtüten passen, muss draußen bleiben.

Auch gilt, wie auch schon im vergangenen Jahr, ein absolutes Drohnenverbot. An Samstagen und am 3. Oktober sowie ab 18 Uhr dürfen keine Kinderwägen auf die Wiesn.

Auf der offiziellen Oktoberfest-App und über die offiziellen Wiesn-Social-Media-Kanäle gibt es live Infos, zum Beispiel darüber, wie voll die Zelte sind.

Ob Taschenkontrollen oder Überwachungskameras - die meisten Besucher lassen sich dadurch ihre Laune nicht verderben und freuen sich einfach auf das 186. Münchner Oktoberfest - mit seinen Traditionen, Gästen und Geschichten.