Eine Wanderkarte ist auf einem Handy zu sehen.
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Wander-Apps samt hinterlegten Karten haben schon längst die Papierwanderkarte ersetzt.

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Falsche Wege: Wann Wander-Apps gefährlich werden können

Wander-Apps sind längst zu unverzichtbaren Begleitern in den Bergen geworden. Doch sobald Unfälle passieren oder Menschen gerettet werden müssen, wird die Schuld oft bei den digitalen Tourenplattformen gesucht. Was kann eine App leisten?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

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Wander-Apps wie Komoot, Bergfex, Locus Map oder Alpenvereinaktiv sind aus der Tourenplanung nicht mehr wegzudenken. Sie sind einfach zu bedienen, das Handy hat man eh dabei und es ist praktisch, den Track – also den Weg – auf dem Smartphone zu haben.

Falsch hinterlegte Wege auf Karten

Wander-Apps werden meistens dann kritisiert, wenn ein Weg falsch hinterlegt ist. So ist vergangenes Wochenende ein Bergwanderer in den Berchtesgadener Alpen tödlich verunglückt, weil er sich wohl auf einen Steig verlassen hatte, der auf seiner App angezeigt wurde, in Wirklichkeit aber nicht mehr existierte. Der Steig war auf der OpenStreetMap hinterlegt, einer frei zugänglichen Karte, auf die viele Tourenportale zurückgreifen.

Georg Rothwangl, Teamleiter von Alpenvereinaktiv, der App der Alpenvereine, erklärt: "OpenStreetMap ist eine weltweite digitale Karte, die von Freiwilligen gepflegt wird. Sie ist grundsätzlich eine gute Karte, was die Wegsignaturen betrifft. Aber als Nutzer muss einem klar sein, dass sie von Freiwilligen gepflegt wird. Wenn ein Weg wegfällt oder nicht mehr vorhanden ist, dann kann es sein, dass er nicht sofort rausgelöscht wird."

Auf die OpenStreetMap greifen viele Tourenportale zurück, weil sie kostenfrei im Internet verfügbar ist. "Gegen diese Karte ist nichts zu sagen, denn auf jeder Karte – ob Papier oder digital – können Wege verzeichnet sein, die es vielleicht so nicht mehr gibt", sagt Georg Rothwangl.

"Alpenvereinaktiv": Tourenportal der Alpenvereine seit zehn Jahren

Vor zehn Jahren haben sich die Alpenvereine von Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengetan und das digitale Tourenportal "Alpenvereinaktiv" entwickelt. Dort kann jedes Mitglied – wie bei jeder anderen App auch – eigene Touren veröffentlichen. Das Besondere: Es gibt zudem ehrenamtlich geschulte Autorinnen und Autoren, die Alpenvereinsmitglieder sind und ihre Touren dort beschreiben und veröffentlichen. Diese sind extra gekennzeichnet und das heißt für die Benutzer: Die Wege sind geprüft und auf der Wanderung warten keine bösen Überraschungen.

Außerdem können Community-Mitglieder den Alpenvereinen melden, wenn es einen Weg nicht mehr gibt. Die Meldung wird dann von einem Kartografie-Team der Alpenvereinaktiv-App überprüft. Gibt es den Weg wirklich nicht mehr, dann wird er auch aus der OpenStreetMap, kurz OSM, gelöscht.

Georg Rothwangl von "Alpenvereinaktiv" erklärt: "Das dauert immer ein bisschen, bis die Löschung durch alle Server läuft und der Weg tatsächlich nicht mehr sichtbar ist. Bei OpenStreet gibt es keine Redaktionshoheit. Unser Mitarbeiter für die OpenStreetMap stellt den Antrag, diesen Weg zu löschen. Dieser Antrag geht an die Person, die den Weg ursprünglich eingestellt hat. Wenn wir argumentieren, dass wir nachgeschaut haben, dass wir ein Luftbild haben und der Weg nicht mehr vorhanden, wird diese Löschung akzeptiert."

Doch in der App der Alpenvereine werden auch zahlreiche offizielle Karten zur Verfügung gestellt, zum Beispiel die amtlichen Topokarten von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Dazu kommen verschiedene zuschaltbare Kartenlayer, die Informationen über aktuelle Bedingungen sowie Hinweise vor Ort, Wetterkarten, Hangneigungen oder auch die Lawinenlage anzeigen.

Wichtigster Tipp: Augen auf – trotz App und Karte

Die Alpenvereine in Deutschland, Österreich und in der Schweiz empfehlen, bei einer digitalen Tourenplanung immer mehrere Karten miteinander zu vergleichen, um so ein besseres Bild vom Gelände bekommen.

Doch trotz Wanderkarten: Wenn man in den Bergen unterwegs ist, dann sollte man überprüfen, wo der Weg verläuft und ob es sich auch tatsächlich um einen Wanderweg handelt. Im Zweifelsfall ist es ratsam, auch mal umzudrehen.

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