Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor der Limbach Gruppe Teströhrchen in den Händen (Symbolbild)
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Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor der Limbach Gruppe Teströhrchen in den Händen (Symbolbild)

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Neue Corona-Variante EG.5: Ansteckender, aber nicht gefährlicher

Das Coronavirus hat sich weiter verändert. Die neue Variante EG.5 ist nicht gefährlicher als ihre Vorgängerin, aber leichter übertragbar. Derzeit bewegen sich die Ansteckungsraten auf niedrigem Niveau - doch sie steigen. Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Seit Anfang 2023 beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Verbreitung der Virusvariante EG.5, auch "Eris" genannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte sie kürzlich als "Virusvariante von Interesse" ein, da sie sich weltweit schneller ausbreitet als die anderen zirkulierenden Varianten. Laut WHO wurde diese Virusvariante inzwischen aus 51 Ländern gemeldet.

Auch in Deutschland wurde die Virusvariante bereits gefunden. Das Robert Koch-Institut meldet einen steigenden EG.5-Anteil unter den sequenzierten Proben. Allein die Variante EG.5.1 macht 40 Prozent aller analysierten Proben aus, dazu kommen noch weitere Sublinien von EG.5.

Warum ist die Variante EG.5 ansteckender?

EG.5 trägt im Vergleich zu seinen "Eltern" XBB.1.9.2 und XBB.1.5 eine zusätzliche Mutation im Spike-Protein. Vermutlich ist es diese kleine Abweichung, die es dem Virus ermöglicht, eine bereits erworbene Immunität gegen Corona zu umgehen.

Solche Veränderungen seien ein üblicher Prozess, sagt der Infektiologe Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar in München: "Das Virus sucht nach Überlebensmöglichkeiten. Und das Immunsystem von uns Menschen passt sich entsprechend an, um sich auch gegen neue Varianten wehren zu können. So wird es immer wieder neue Corona-Varianten geben."

Ist EG.5 gefährlicher?

Nein, die Virusvariante EG.5 ist nicht gefährlicher. Darin sind sich die Experten einig. Die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München sagt: "Die neuen Varianten sind nicht gefährlicher als Omikron. Das heißt, sie machen nicht schwerer krank. Sie sind immer ein bisschen ansteckender, darauf wird das Virus einfach evolutionär selektiert, aber sie machen nicht schwerer krank. Und deswegen kann man das auch gelassen betrachten."

Auch die WHO hat bislang noch keine Anhaltspunkte, dass Erkrankungen mit dem Sub-Typ EG.5 eventuell schwerer verlaufen.

Schützt unsere erworbene Immunität gegen Corona weiterhin?

Nach Ansicht von Protzer hat jeder von uns durch Impfungen und Corona-Infektionen eine Immunitätsmauer aufgebaut. "Die Infektion kann ich wieder bekommen. Aber die Gefahr, schwer krank zu werden, ist einfach viel, viel geringer, als sie am Anfang der Pandemie war", sagt die Virologin.

Dieser Ansicht ist auch Spinner: "Aufgrund der deutlich gestiegenen Immunkompetenz, also unserer Abwehrfähigkeit nach Impfung und Genesung, sind immungesunde Menschen in der Lage, auch neue Varianten des Coronavirus gut zu bekämpfen und damit einen schweren Verlauf zu verhindern."

Trotzdem kann diese Immunität nachlassen. Es gibt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, dass vor allem ältere und chronisch Kranke, also Menschen ab 60 und solche mit Erkrankungen des Immunsystems, eine Boosterung erhalten. Für den Herbst erwarten die Experten eine Zunahme der Atemwegserkrankungen und dabei wird auch Corona eine große Rolle spielen.

Modifizierter Corona-Impfstoff im Zulassungsverfahren

Die Pharmafirmen "Moderna" und "Biontech/Pfizer" haben schon vor einiger Zeit angepasste Impfstoffe entwickelt, die sich noch im Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) befinden. Sobald das "Go" der EMA vorliege, könne das angepasste Vakzin noch vor der "Infektionssaison" zur Verfügung gestellt werden, so eine Unternehmenssprecherin von Biontech. "Wir haben tatsächlich auf Risiko produziert, um die Impfstoffe sofort ausliefern zu können", sagt sie.

Die angepassten Vakzine wurden gegen die Corona-Variante XBB 1.5 hergestellt. Da sich EG.5 aus dieser Linie entwickelt hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der modifizierte Impfstoff auch gegen die sich jetzt verbreitende Variante EG.5 wirkt.

Sind Corona-Selbsttests noch zuverlässig?

Selbsttests weisen Eiweißstrukturen des Coronavirus nach und unterscheiden nicht nach dem Erbgut. Deswegen können die auf dem Markt befindlichen Corona-Selbsttests durchaus auf die neue Corona-Variante EG.5 ansprechen. Die EU veröffentlicht regelmäßig eine Liste der auf dem Markt befindlichen Antigentests, die sich in ihrer Qualität aber stark unterscheiden.

Protzer hält die Tests jedoch nicht für sinnvoll: "Selbsttests sprechen ganz am Anfang einer Infektion, wo ich durchaus schon ansteckend bin, einfach nicht an. Dafür ist die Empfindlichkeit nicht hoch genug."

Auch Spinner hält die Corona-Selbsttests inzwischen für wenig sinnvoll: "Menschen mit Symptomen von Atemwegserkrankungen sollten zu Hause bleiben, wenn sie krank sind. Völlig unabhängig davon, ob Corona oder eine andere Virusgrippe vorliegt."

Im Video: Neue Variante Eris breitet sich aus

Die neueste Corona-Variante namens Eris breitet sich in Urlaubsländern wie Australien oder Frankreich aus.
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Die neueste Corona-Variante namens Eris breitet sich in Urlaubsländern wie Australien oder Frankreich aus.

Dieser Artikel ist erstmals am 19.08.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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