Der Schleuser-Fahrer, der am Freitag einen Unfall verursacht hat, bei dem sieben Menschen starben, soll wegen siebenfachen Mordes vor Gericht kommen.
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Der Schleuser-Fahrer, der am Freitag einen Unfall verursacht hat, bei dem sieben Menschen starben, soll wegen siebenfachen Mordes vor Gericht.

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Vorwurf siebenfacher Mord: Schleuser nach Unfall in U-Haft

Der Fahrer raste bei Ampfing vor einer Polizeikontrolle davon und verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Mit ihm waren 23 Menschen an Bord - sieben starben bei dem Unfall, darunter ein Kind. Nun wurde Haftbefehl gegen den Schleuser erlassen.

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Nach dem Schleuser-Unfall mit sieben Toten auf der Autobahn 94 ist der mutmaßliche Fahrer in Untersuchungshaft gekommen. Dem 24-Jährigen werden unter anderem siebenfacher Mord, fünfzehnfacher versuchter Mord und das Einschleusen von Ausländern mit Todesfolge vorgeworfen, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte.

Unfall bei Ampfing: Sieben Menschen starben

Der staatenlose Mann mit Wohnsitz in Österreich soll am Freitagmorgen mit 23 Menschen in einem Kleintransporter unterwegs gewesen sein, wie es weiter hieß. Vor einer versuchten Kontrolle der Bundespolizei sei er mit 180 km/h geflohen. An der Autobahnabfahrt Ampfing/Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf) verunglückte der Wagen.

Alle Insassen wurden verletzt. Sieben von ihnen starben, darunter auch ein sechs Jahre altes Kind. Auch der 24-Jährige wurde verletzt. Die Passagiere stammten aus Syrien und der Türkei.

Ermittler wollen Hintermänner identifizieren

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Traunstein wurde der mutmaßliche Schleuser noch am Samstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser erließ den Angaben zufolge den Haftbefehl. "Wir gehen gegen die Schleuser und ihre Hintermänner weiterhin sehr hart vor. Wir wollen so Menschenleben schützen und Straftätern das Handwerk legen", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Wolfgang Beckstein. Es gehe bei den Ermittlungen in diesem Fall auch darum, die Hintergründe aufzuklären und die Hintermänner zu identifizieren und festzunehmen.

Kleinbus nur für neun Personen ausgelegt

Der Mercedes Vito, der eigentlich für maximal neun Personen zugelassen ist, war in Richtung München unterwegs. Er fiel kurz nach 3 Uhr in der Nacht einer Streife der Bundespolizei auf. Als der Fahrer merkte, dass er von der Polizei verfolgt wurde, habe er nicht auf Anhalte-Versuche reagiert und stattdessen seinen Wagen bis auf rund 180 km/h beschleunigt, so die Polizei.

Kurz danach habe er die Autobahn bei der Abfahrt Ampfing/Waldkraiburg "mit weit überhöhter Geschwindigkeit" verlassen und in einer Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Mehrere Insassen seien aus dem Wagen geschleudert worden. Die Beamten sprachen von einem "sehr belastenden Einsatz". Auf Bildern von der Unfallstelle war das auf dem Dach in einem Trümmerfeld liegende stark beschädigte Wrack zu sehen.

Gefährliche Schleuser-Fahrten

Nach Angaben der Bundespolizeidirektion München agieren Schleuser zunehmend rücksichtslos und versuchen häufig, sich polizeilichen Kontrollen zu entziehen. Das erklärte die für die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität in Bayern zuständige Polizeibehörde auf BR-Anfrage. Zahlen zu Unfällen von Schleusern, die sich einer polizeilichen Kontrolle entzogen haben, werden von der Bundespolizei statistisch nicht erfasst.

Nach BR-Recherchen gab es in Bayern seit Jahresbeginn aber mindestens zehn Unfälle, bei denen mutmaßliche Schleuser mit ihren Fahrzeugen vor einer Polizeikontrolle geflüchtet waren. Insgesamt 45 Personen, darunter auch Kinder, wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt, sieben Menschen starben.

Innenminister Herrmann fassungslos

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einer Tragödie. Das menschenverachtende Verhalten des Schleusers, der sich der Bundespolizei entziehen wollte, nur um seine eigene Haut zu retten, mache fassungslos, sagte Herrmann.

Mit Informationen von dpa und AFP

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