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Freia Lippold-Eggen, AfD-Stadträtin in Bad Kissingen, ist aus der Partei ausgetreten.

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Von "Rechtsextremen gekapert": AfD-Funktionärin verlässt Partei

Freia Lippold-Eggen, bisher AfD-Stadträtin in Bad Kissingen, hat die Partei mit der NSDAP verglichen - und sich dazu entschieden auszutreten. Der AfD-Bezirksverband spricht von einer "Schmutzkampagne".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die bisherige stellvertretende Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Unterfranken Nord, Freia Lippold-Eggen, ist am Dienstag aus der AfD ausgetreten. Lippold-Eggen war selbst jahrelang Teil des Flügellagers und hat Björn Höckes Kurs mitgetragen. Bei früheren Personalwahlen fiel sie jedoch mehrmals durch.

Die 68-Jährige sitzt auch im Bad Kissinger Stadtrat. Der Grund ihres Austritts sei gewesen, dass der Wahlkreisausschuss des Wahlkreises Unterfranken bei der Regierung von Unterfranken die Aufstellung der Listen- und Direktkandidaten von insgesamt zehn Parteien für die anstehende Landtagswahl im Oktober als rechtens ansehe. Sie selbst sei da allerdings völlig anderer Ansicht, teilte die Kommunalpolitikerin dem BR auf Anfrage mit.

Aufstellungsversammlung sei gekapert worden

Lippold-Eggen kritisiert, dass die AfD-Aufstellungsversammlung für einen Direktkandidaten im Wahlkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld von Mitgliedern der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Jungen Alternative" (JA), quasi gekapert worden sei. Die vier plötzlich aufgetauchten Mitglieder der "JA" seien auch Mitglieder der Studentenverbindung "Prager Teutonia zu Würzburg". Ihr plötzliches Erscheinen habe sie quasi als Überfall erlebt.

Kritik am Vorgehen der AfD

Bei dieser Versammlung und der Wahl des AfD-Direktkandidaten für den Wahlkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld sei durch plötzliche Stimmenmehrheit das 21-jährige JA-Mitglied Daniel Halemba zum Direktkandidaten gewählt worden. Aus ihrer Sicht seien die JA-Mitglieder gar nicht stimmberechtigt gewesen.

Vom unterfränkischen AfD-Bezirksvorsitzenden Richard Graupner sei das aber alles gedeckt worden. Sie habe dann Einsprüche formuliert, aber niemand im Landesverband habe auf ihre Einsprüche reagiert.

Entsetzt sei sie vor allem, dass der Landesverband damit quasi einverstanden sei, dass die, so Lippold-Eggen, "rechtsradikale Burschenschaft" den Kreisverband übernimmt. Die Kommunalpolitikerin hatte am Dienstag in einem Interview mit der "Saale Zeitung" das AfD-Vorgehen mit dem Vorgehen der NSDAP 1933 verglichen. Um an die Macht zu kommen, nutze die AfD "die Schwächen der Demokratie - jener Demokratie, die sie abschaffen" wolle, so die Politikerin in der Zeitung. Und weiter: "Das funktioniert wie 1933, genau so wurde auch die NSDAP groß. Die AfD tut das ohne Anstand. Ich muss es so deutlich sagen, denn: Wer schweigt, stimmt zu."

Kommunalpolitikerin: "Überfall auf den Kreisverband"

Wörtlich sagte Lippold-Eggen zum Auftritt der "JA" bei der AfD-Aufstellungsversammlung für den Wahlkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld: "Als diese Leute da auftauchten, urplötzlich, aus dem Nichts, war das wie ein Überfall auf den Kreisverband. Und wenn sich jemand bei dieser Aufstellungsversammlung zu Wort gemeldet oder irgendwas gesagt hat, dann wurde der gleich von diesen vier Leuten, die da aus Würzburg kamen, niedergeschrien."

Sie habe außerdem einen Anruf von einem Anwalt aus Würzburg erhalten. Dieser habe gesagt, dass "er uns fertig machen würde, wenn wir verhindern würden, dass diese Leute an dem Tag mitwählen dürften". Mit dieser Aussage hat der Anwalt offenbar Lippold-Eggen und Parteikollegen angesprochen. Das Ganze sei für sie "ein radikaler Überfall, in Anführungszeichen die Machtübernahme, und nichts anderes", so die Kommunalpolitikerin.

AfD spricht von "Schmutzkampagne"

Der AfD-Bezirksverband Unterfranken spricht von einer "Schmutzkampagne": "Die Aussagen von Frau Lippold-Eggen sind unzutreffend, widersprüchlich und konstruiert, sodass es sich verbietet, darauf überhaupt ernsthaft einzugehen", so der Vorsitzende des Bezirksverbands Graupner. Zudem ist er der Überzeugung, dass das Verhalten von Lippold-Eggen mit "ihrer Enttäuschung" über eine erfolglose Bewerbung um eine Kandidatur zur Landtagswahl im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld zusammenhänge. Ihre Vorwürfe seien von der Wahlleitung der Regierung von Unterfranken zurückgewiesen worden, so Graupner.

Die Partei sei zuversichtlich, dass die "grotesk anmutenden Vorwürfe" im anstehenden Wahlkampf bei den bayerischen Wählern auf keinerlei Resonanz stoßen werden, so Graupner weiter.

Auch Ehemann ist aus AfD ausgetreten

Laut Lippold-Eggen gebe es den AfD Kreisverband Unterfranken Nord quasi auch nicht mehr. Er hätte sich aufgeteilt. Der Wahlkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld würde quasi von Mitgliedern der "JA" geführt, sagte Lippold-Eggen dem BR. Auf die Frage, wie sehr sie sich tatsächlich von der AfD distanziert habe, schließlich sei sie auf Fotos mit Björn Höcke zu sehen, sagte sie, dass dieses eine Bild 2018 entstanden sei. 2017 sei sie in die AfD eingetreten.

Dann im Mai habe Höcke in Erfurt eine Rede gehalten. Er habe sich von der "JA" nicht distanziert, sondern vielmehr angekündigt, dass er die Jugendorganisation der AfD unterstütze. Deshalb habe sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Eggen dazu entschlossen, die AfD zu verlassen. Sie habe aber erst die Entscheidung des Wahlausschusses abwarten wollen. Peter Eggen war Schatzmeister des AfD Kreisverbands Unterfranken-Nord.

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