Filmplakat Dokumentarfilm "13 Führerscheine"
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Dokumentarfilm "13 Führerscheine"

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US-Filmteam in Lichtenfels: Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

Ein Schülerprojekt ist in Lichtenfels der Frage nachgegangen, was aus 13 Juden wurde, denen 1938 die Führerscheine entzogen wurden. Das Projekt fasziniert einen New Yorker Filmemacher so sehr, dass er bereits den zweiten Dokumentarfilm darüber dreht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Sharon Kohn ist aus Amerika angereist, ihre Enkelin Jay aus England – für beide ist es eine Reise in die Vergangenheit. Ein US-amerikanisches Filmteam begleitet ihre Spurensuche. Die beiden wollen vor Ort mehr erfahren über das Leben ihres Vaters und Großvaters Walter Kohn.

"Ich wollte hierher kommen, um mehr über meine Familie zu erfahren und mich stärker mit ihr verbunden zu fühlen. Wollte die Geschichten, die ich hörte, zu meiner machen, zu meiner Familiengeschichte." Jay Kane, Angehörige

Auf den Spuren der Familiengeschichten

Die beiden Frauen gehören zu einer ganzen Gruppe von Nachkommen, die aus allen Teilen der Welt nach Lichtenfels gereist sind. Bezirksheimatpfleger Günter Dippold führt sie zu ehemaligen Wohnhäusern und Schulen. Viele Angehörige sind zum ersten Mal hier, wussten kaum etwas über die Schicksale ihrer jüdischen Vorfahren. Die Gruppe fühlt sich in Lichtenfels gut aufgehoben, sagt sie. Trotzdem ist es für Arlyn und David Bamberger ein emotionaler Besuch, auf den Spuren des Urgroßvaters Otto.

"Alle sind so freundlich und so nett. Und das hat komplett verändert, wie ich das deutsche Leben voher eingeschätzt hatte. Ich wollte nie ein deutsches Auto kaufen, ich wollte auch keine deutschen Produkte kaufen. Und mein Besuch hier hat meine Einstellung dazu ziemlich verändert." David Bamberger, Angehöriger

Film erzählt vom Umgang mit NS-Vergangenheit in Lichtenfels

Begleitet wird die Gruppe von einem US-amerikanischen Filmteam. Der Regisseur Ryoya Tera drehte bereits eine Dokumentation über Lichtenfels und den Umgang mit der NS-Vergangenheit. Der Film wurde international auf Festivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet. Während sein Film "13 Führerscheine" derzeit in Lichtenfels zu sehen ist, arbeitet der Regisseur an seinem zweiten Werk.

13 Führerscheine geben Anstoß für Aufarbeitung

Jahrzehntelang tat sich in Lichtenfels wenig bis gar nichts beim Thema "Erinnerungskultur", obwohl bei den Novemberpogromen 1938 sogar zwei Menschen im Ort ums Leben kamen. Doch das änderte sich vor wenigen Jahren völlig. 2017 fanden Mitarbeiter des Landratsamtes 13 Führerscheine. Sie waren jüdischen Bürgern in der NS-Zeit entzogen worden. Lichtenfelser Schülerinnen und Schüler recherchierten mühevoll ihre Lebensläufe, fanden Kontakte zu Nachkommen in aller Welt heraus, entwarfen eine Ausstellung und gaben den Führerscheinbesitzern so wieder ein Gesicht – den acht, die fliehen konnten und den fünf, die deportiert und ermordet wurden. Die Stadt lud die Angehörigen nach Lichtenfels ein, die Dokumente ihrer Vorfahren wieder in Empfang zu nehmen. So gab das Projekt den Nachkommen ein Stück Familiengeschichte zurück.

Lichtenfels als positives Beispiel für Umgang mit NS-Vergangenheit

Den Regisseur Ryoya Terao lässt das Thema nicht los. Er weiß, dass viele Länder bis heute nicht die dunkle Seite ihrer Historie aufarbeiten. Lichtenfels sei da anders und mittlerweile Vorbild – auch das soll sein neuer Film zeigen. Der Filmemacher ist mit einer gebürtigen Lichtenfelserin verheiratet. Beide leben heute in den USA. Die Oberfränkin Elisabeth gab erst den Anstoß zu den Filmen. Auch, weil die NS-Zeit damals im Schulunterricht komplett totgeschwiegen wurde.

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