"Schon als der Mann die Filiale der Raiffeisenbank in Loppenhausen betrat, hatte ich ein ganz komisches Bauchgefühl", sagt Margot Z., knapp ein Jahr nach dem Vorfall. Die Filiale der Raiffeisenbank Pfaffenhausen im Landkreis Unterallgäu gibt es heute nicht mehr, die Erinnerungen an den Tag im Mai 2021 sind aber noch da. "Er kam rein und wollte 15.000 Euro von seinem Firmenkonto abheben. Er gab sich als Geschäftsführer einer Firma aus der Region aus, kannte die Firmenkontonummer und legte mir sogar einen Pass mit dem Namen unseres Kunden vor." Ihr ungutes Bauchgefühl war bestätigt: "Ich kenne den Geschäftsführer, für den sich der Mann ausgab, persönlich. Der Mann, der vor mir stand, war aber definitiv ein anderer."
Bundesweit Erfolg mit der Masche
Zwischen März und Mai 2021 hatten die mutmaßlichen Bank-Betrüger in über 50 Fällen mit diesem Trick Erfolg - und erbeuteten laut Anklage über 555.000 Euro Bargeld. Im Unterallgäu scheiterten sie allerdings und konnten sogar festgenommen werden - und das dank wachsamer Bankmitarbeiterinnen.
Margot Z. wies den Mann im Anschluss darauf hin, dass er nicht der Geschäftsführer sein könne, für den er sich ausgibt. Daraufhin verließ er die Bank und sie folgte ihm kurzerhand: "Ich dachte, ich brauche unbedingt ein Beweisstück, ein Kennzeichen oder irgendwas, damit ich die Polizei informieren kann." Den Alarmknopf in der Bank hätte sie nicht drücken können, weil der Mann ihr so nah kam und es bemerkt hätte. Deswegen "habe ich mir mein Handy geschnappt, ihn verfolgt und konnte sein Autokennzeichen fotografieren."
Zweiter Versuch im Nachbarort scheitert auch
Während sie das Foto der Polizei schickte, fuhr der Mann in die drei Kilometer entfernte, nächste Filiale der Raiffeisenbank in Breitenbrunn. Wieder versuchte der mutmaßliche Betrüger Bargeld mit einem gefälschten Pass abzuheben. Aber auch hier funktionierte der Trick nicht.
Hinter dem Schalter stand Andrea M.. Auch sie kannte den Geschäftsführer persönlich, für den sich der Mann ausgab. An ihrem Gesichtsausdruck habe der Mann wohl erkennen können, dass sie den Betrug durchschaue: "Er hat mir den gefälschten Ausweis dann aus den Händen gerissen und gesagt, dann lassen wir das eben." Sie habe während der ganzen Zeit Angst gehabt. "Er hat immer so in seine Aktentasche geschaut und da weiß man ja nicht, ob eine Pistole drin ist oder nicht", sagt Andrea M..
Bank auf dem Land: "Man kennt sich"
Bei diesen Betrugsversuchen zeige sich ganz deutlich der Vorteil einer ländlichen Bank, sind sich die beiden Bankmitarbeiterinnen einig. "Ich bin seit über 30 Jahren bei der Raiffeisenbank, mit vielen Kunden per Du, man kennt sich hier einfach und es ist persönlich", sagt Margot Z.. Betrüger hätten es da einfach schwer.
Mammut-Verfahren mit über 50 Fällen
Den vier Angeklagten werden gewerbs- und bandenmäßiger Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. Der Prozess ist mit 34 Verhandlungstagen ein wahres Mammut-Verfahren. "Weil die Angeklagten die Taten leugnen oder gar keine Aussage machen, müssen über 50 mutmaßliche Betrugs-Fälle genau angeschaut werden", sagte ein Gerichtssprecher dem BR. Falls sie doch aussagen, könne sich der Prozess aber auch noch verkürzen. Für die vier Angeklagten geht es jeweils um Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.
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