Unit-Dose-System ist ein Automat der Medikamente aussucht und verpackt abgibt
Bildrechte: BR/ Annette Bögelein

Das Uniklinikum Erlangen hat als erstes Krankenhaus in Bayern die vollautomatische Medikamentenversorgung eingeführt.

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Erster Medikamenten-Automat in bayerischer Klinik

Das Uniklinikum Erlangen hat als erstes Krankenhaus in Bayern die vollautomatische Medikamentenversorgung eingeführt. Die Zusammenstellung und Ausgabe von Arzneimitteln geschieht digital. Das spart Zeit und verringert Fehler.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Zeit der Tablettenschieber am Krankenhausbett mit Medikamenten für den Tag sind im Uniklinikum Erlangen bald vorbei. Die Patienten bekommen stattdessen ihre Tagesration Arzneimittel eingeschweißt in einer kleinen Plastiktüte, dem sogenannten Blisterschlauch. Der wird von einem Automaten erstellt.

Automat stellt Medikamente für Patienten zusammen

Im neugebauten Reinraumlabor der klinikeigenen Apotheke stehen zwei große Automaten, die in Zukunft fast alle Medikamente für Patienten in der Klinik zusammenstellen. Das Verfahren heißt Unit-Dose-System. In jedem der etwa zwei Meter hohen Unit-Dose-System-Automaten lagern etwa 320 Standardmedikamente. Bis zu 60 Tüten in der Minute kann ein Apparat ausgeben. So können pro Tag etwa 2.000 Patienten mit Medikamenten versorgt werden.

"Das ist für unser Klinikum ein wichtiger Schritt, um die Arzneimittelsicherheit und die Patientensicherheit noch einmal zu erhöhen." Professor Frank Dörje, Chef-Apotheker am Uniklinikum Erlangen.

Fehlerquellen bei Medikamenten vermeiden

Professor Frank Dörje, Chef-Apotheker am Uniklinikum Erlangen, hat die vollautomatische Medikamentenversorgung - das sogenannte Unit-Dose-System - in Erlangen eingeführt. Die Arzneimittelversorgung im Krankenhaus ist internationalen Studien zufolge ein Hochrisikoprozess. Nach Infektionsgefahr sind Medikationsfehler die größte Gefahr für Patientinnen und Patienten im Krankenhaus. Laut Professor Frank Dörje liegt die Fehlerquote bei etwa fünf Prozent. Zukünftig soll diese Medikamentenausgabe mit dem Unit-Dose-System nahezu hundertprozentig sicher sein.

Automation entlastet Pflegepersonal

Bisher wurden die Tagesrationen an Medikamente für Patienten auf jeder Station der Klinik vom Pflegepersonal per Hand zusammengestellt. Je nach Patientenaufkommen dauert das zwei bis drei Stunden am Tag. Diese Aufgabe übernimmt zukünftig das Unit-Dose-System am Uniklinikum. Damit gewinnen die Pflegeteams wertvolle Zeit für ihre Patienten.

Jedes vom Stationsarzt verordnete Rezept landet im Computer des Unit-Dose-Systems. Dort prüft es ein Pharmazeut und gibt es frei. Danach sucht der Apparat eigenständig alle Arzneimittel zusammen und gibt sie sortiert nach Tageszeit und mit Einnahmehinweisen versehen in einem Blisterschlauch aus. Auf den kleinen Tüten ist sogar ein QR-Code. Den können Patienten scannen und sich über die Inhaltsstoffe ihre Tabletten informieren.

Auf Lieferengpässe bei Medikamenten reagiert

Tropfen, Brausetabletten oder Betäubungsmitteln, die hohen Auflagen unterliegen, müssen jedoch auch weiterhin per Hand ausgegeben werden. Dennoch erleichtert das Unit-Dose-System den Klinikalltag.

"Das heißt eben nicht, dass der Mensch überflüssig wird. Der verordnende Arzt und die hinwendende Pflegkraft stehen nach wie vor im Mittelpunkt, aber der Gesamtprozess wird eben durch diesen robotikbasierten Prozess sehr erleichtert." Professor Frank Dörje, Chef-Apotheker am Uniklinikum Erlangen.

Das Problem der Lieferengpässe kann allerdings auch diese neue Technologie nicht lösen. Doch auch hier sieht Chefapotheker Frank Dörje sein Klinikum gut aufgestellt, da die Apotheke alle Medikamente grundsätzlich in einer größeren Lagerreichweite vorrätig hat. "Da sind wir seit der Pandemie sehr sensibilisiert," so Dörje.

Uniklinik Erlangen ist Vorreiter in Bayern

Derzeit läuft der Testbetrieb im Uniklinikum auf drei Stationen. Ab Sommer 2024 soll die vollautomatische Medikamentenversorgung schrittweise auf alle Normalstationen ausgedehnt werden. Im nächsten Jahr soll das Unit-Dose-System auch in Würzburg und München eingeführt werden und nach und nach sogar in allen Kliniken in Bayern.

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