Karlheinz Brandenburg in einem sogenannten reflexionsarmen Raum mit Dummy-Puppe.
Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Martin Schutt

Karlheinz Brandenburg wird für seine MP3-Entwicklung von der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) ausgezeichnet.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Deutscher MP3-Entwickler in Hollywood geehrt

Karlheinz Brandenburg gilt als Vater des MP3, jenem Format, das vor 25 Jahren seinen Siegeszug antrat. Für sein Lebenswerk ist der gebürtige Erlanger in Hollywood ausgezeichnet worden. Das Erlanger Fraunhofer-Institut profitiert bis heute von MP3.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der ehemalige Mitarbeiter des Erlanger Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen, Karlheinz Brandenburg, ist in Hollywood ausgezeichnet worden. Wie das Fraunhofer-Institut mitteilt, wird Professor Karlheinz Brandenburg als MP3-Mitentwickler für seine visionäre Arbeit geehrt. Die Preisverleihungsgala wurde von der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) durchgeführt.

Von der Dissertation zur Revolution

Die Grundlagen für die MP3-Technik lieferte der gebürtige Erlanger Karlheinz Brandenburg mit seiner Dissertation, die er 1989 an der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verfasste. Diese Grundlagenarbeit wurde später gemeinsam mit dem Kernteam der MP3-Entwicklung, Ernst Eberlein, Heinz Gerhäuser, Bernhard Grill, Jürgen Herre, Harald Popp und Thomas Sporer, am Fraunhofer Institut fortgeführt.

Das Ergebnis waren Audiocodecs, wie sie heute noch genutzt werden, allen voran MPEG-1 Layer 3 (MP3) und MPEG-2 Advanced Audio Coding (AAC). Diese Technik ermöglicht es, Musik, Hörbücher oder Podcasts wegen der komprimierten Dateigrößen immer und überall dabei zu haben. Eine Erfindung, die jede Plattensammlung der Welt auf einen kleinen Computer übertragen konnte.

Privatradios testeten Erfindung

Um die bahnbrechende Erfindung Anfang der 1990-er Jahre zu testen, arbeitete das Erlanger Fraunhofer-Institut nach eigenen Angaben eng mit mehreren Privatradio-Anstalten zusammen. Bei den Olympischen Spielen 1992 im französischen Albertville hätten sie erstmals Audiobeiträge in hoher Qualität über das normale ISDN-Telefonnetz übertragen und dadurch Geld gespart. Die Einnahmen aus dem Geräteverkauf seien in die Weiterentwicklung von MP3 geflossen.

Keine Massenfertigung in Deutschland

Gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Micronas habe das Fraunhofer-Institut dann den ersten Prototyp eines MP3-Players gebaut. Auch Siemens, Grundig und andere deutsche Hersteller hätten Geräte entwickelt. "Aber Deutschland ist einfach nicht der Standort, um günstig Massenelektronik herzustellen", schreibt das Institut. "Das haben die Firmen erkannt und sind entsprechend nicht weiter in den Markt eingestiegen." Damit tritt die Forschungseinrichtung der Darstellung in verschiedenen Medien entgegen, das Potential von MP3 sei nicht erkannt worden.

MP3 war gutes Geschäft

Im Übrigen habe sich die neue Technologie für Deutschland auch ohne Gerätefertigung gelohnt. Eine Studie aus dem Jahr 2008 habe gezeigt, dass Bund und Länder durch mp3 damals jährlich rund 300 Millionen Euro an Steuern eingenommen hätten und tausende Arbeitsplätze entstanden seien, vor allem im Handel, so das Fraunhofer-Institut. Im Institut selbst finanzierten mp3 und seine Nachfolgetechnologien bis heute einen Bereich mit acht Abteilungen und über 430 Mitarbeitenden.

Preis für bedeutende technische Errungenschaften

Für seine Verdienste wurde Karlheinz Brandenburg nun mit der Digital Processing Medal geehrt. Diese Auszeichnung würdigt bedeutende technische Errungenschaften bei der digitalen Verarbeitung von Inhalten für Kinofilme, Spiele, Fernsehen und andere digitale Medien. Die Berufsorganisation SMTPE setzt sich aus kreativen Experten, Medientechnikern und Ingenieuren zusammen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Innovationen zu fördern und dadurch die Technologiebranche voranzutreiben.

In einer Reihe mit James Cameron

In der Vergangenheit wurden bereits viele große Namen für unterschiedlichste Verdienste um die Medienbranche ausgezeichnet, darunter James Cameron, Thomas A. Edison, George Eastman und Peter Jackson.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels hieß es, die Vermarktung von MP3 sei in Deutschland verpasst worden, weil das Potential nicht erkannt worden sei. Dies war verkürzt dargestellt und wurde deshalb korrigiert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!