Thorsten Glauber bei "jetzt red i"
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Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) will "kluge Lösungen" finden, um Naturschutz und Tourismus in Einklang zu bringen.

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Umweltminister Glauber will Tourismus besser "lenken und leiten"

Zu viele Touristen sind in den Bergen abseits der Wege unterwegs und gefährden die Natur. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber will die Gäste deshalb in Zukunft besser anleiten - mit Rangern und digitalen Hilfsmitteln.

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Über 70.000 Tagesgäste kommen zu Spitzenzeiten in den Landkreis Miesbach. Der Tegernsee, die umliegenden Seen und Almen locken besonders viele Touristen aus München an. Und auch in vielen anderen bayerischen Regionen boomt der Tourismus. Die Zahl allein sei aber nicht das Problem, berichteten Bürgerinnen und Bürger am Mittwochabend bei "jetzt red i" aus Miesbach.

Es fehle an Aufklärung über den richtigen Umgang mit der Natur. Viele Leute seien "beratungsresistent" und würden abseits der Wege gehen, weil gewisse Apps sie dorthin leiten. Schutzgebiete seien in Gefahr, sagte Gerhard Kinshofer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Sein Vorschlag: "Wenn man vor jeder Nachrichtensendung am Abend einen Lehrfilm zeigen würde, wie man sich in der Natur verhält, würde das was bringen."

Glauber: "Kluge Lösungen" für Tourismus und Naturschutz

Damit stieß er bei Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) auf offene Ohren. Sein Ministerium arbeite bereits an einer ähnlichen Idee. Überhaupt sei Aufklärung besonders wichtig, damit das Miteinander von Tourismus und Naturschutz gelingen könne. "Wir brauchen kluge Lösungen, die den Tagesgast lenken und leiten", sagte Glauber.

Dies sei eine gemeinsame Aufgabe des Freistaats mit den betroffenen Landkreisen und Kommunen. Den Menschen dagegen zu sagen "bleibt weg", sei keine Lösung. Schließlich hingen in Bayern 600.000 Arbeitsplätze vom Tourismus ab. Er verwies auf bereits laufende Bildungsprogramme in Schulen und Kindergärten. Aber auch Eltern müssten dabei helfen. Vor Ort gebe außerdem bayernweit 70 vom Freistaat angestellte Gebietsbetreuerinnen und Betreuer, sowie 800 ehrenamtliche Rangerinnen und Ranger.

SPD-Politikerin Hagl-Kehl fordert eigene App vom Bund

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl, Mitglied des Tourismus-Ausschusses, sieht hier auch die Bundespolitik in der Pflicht. So müssten bestehende Plattformen und Apps besser kontrolliert werden, damit die Menschen nicht unbedarft durch Schutzgebiete laufen. Aber sie betonte auch: "Wir brauchen eine eigene Plattform, wo wir die Menschen lenken." Dafür müsse der Bund Geld in die Hand nehmen. "Man muss die Menschen anleiten, dass sie die Natur schätzen und nicht zerstören."

Zudem brachte sie auch die Idee von digitalen Rangern ins Spiel, die gezielt auf Plattformen nach nicht mit dem Naturschutz konformen Wegen und Routen suchen und diese melden. Es müsse klar sein, dass nicht jeder in der Natur alles dürfe, so die Abgeordnete aus dem Landkreis Deggendorf.

Markus Wasmeier wirbt für respektvolles Verhalten in der Natur

Ski-Legende Markus Wasmeier, der aus der Region stammt, warb in der Sendung für ein anderes Bewusstsein für die Natur: "In Norwegen fühlt sich jeder Einheimische als Gast in der Natur, und der Gast ebenfalls. Heißt: Man verlässt das so, wie man es vorgefunden hat." Man nehme dort seinen Müll wieder mit und parke nur an den dafür vorgesehenen Plätzen. Shuttle-Busse brächten die Besucher außerdem zu besonders beliebten Stellen, sodass weniger Staus entstünden.

Auch er plädierte für mehr Aufklärung von Kindesalter an. Dabei seien vor allem die Schulen in der Pflicht, denn die Eltern würden sich oft selbst nicht auskennen, so Wasmeier. Er betreibt selbst ein Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee und freut sich grundsätzlich darüber, wenn Touristen ins bayerische Oberland kommen. "Wir müssen einen Mittelweg finden."

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