Die Obdachlosenunterkunft in Regen
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Die Obdachlosenunterkunft in Regen

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Tötungsdelikt Regen: Vorwürfe von Bürgermeister gegen Behörden

Nachdem ein Mann in einer Obdachlosenunterkunft getötet wurde, erhebt Regens Bürgermeister schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Der mutmaßliche Täter war in der Vergangenheit in einer psychiatrischen Klinik. Auch das Obduktionsergebnis ist bekannt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Die Gewalttat in einer Obdachlosenunterkunft in Regen, bei der vergangene Woche ein 52-jähriger Bewohner mit einem Messer getötet wurde, hat ein Nachspiel. Der Regener Bürgermeister Andreas Kroner (SPD) wirft den Behörden vor, die Stadt zu wenig über die offenbar enorme Gefahr informiert zu haben, die von dem 21-jährigen mutmaßlichen Täter ausging.

Stadt nicht über schwere der Erkrankung informiert

Der 21-Jährige lebte schon länger in der Obdachlosenunterkunft und war in der Vergangenheit auch mehrfach straffällig geworden. Dann sei er zur psychiatrischen Behandlung ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen worden, kam aber danach wieder zurück. Wie gefährlich er durch seine offenbar psychische Erkrankung wirklich war, habe die Stadt, die die Unterkunft betreibt, nicht gewusst und auch nicht von den Behörden mitgeteilt bekommen.

Bürgermeister Kroner betonte, es spiele keine Rolle, dass der Mann als Flüchtling hier war. Die Lage wäre bei einem psychisch kranken Deutschen genau dieselbe, betonte Kroner. Das sei ihm wichtig zu sagen.

Stadt fühlt sich "im Stich gelassen"

Der Bürgermeister will sich jetzt mit einem Brief an das Innenministerium wenden und auch den Städtetag kontaktieren. "Wir fühlen uns da im Stich gelassen," so Kroner. Man schicke Personal in die Unterkunft, zum Beispiel einen Flüchtlingsbetreuer, und im selben Haus wohne auch eine Frau zur Miete, die in der Obdachlosenunterkunft sauber mache.

In der Garage des Hauses befinde sich die Regener Tafel, wo Ehrenamtliche arbeiten und Publikumsverkehr herrscht. Schule und Kindergarten seien nicht weit entfernt von dem Haus. "Ich will mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können", so Kroner mit Bezug auf den Fall in Würzburg.

Täter polizeibekannt

Ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern sagte dem BR auf Nachfrage, dass man nicht gewusst habe und auch jetzt noch nicht genau wisse, wie schwer die psychische Erkrankung des 21-Jährigen ist. Er sei vor der Tat mehrmals strafrechtlich aufgefallen, unter anderem wegen Diebstahls und Körperverletzung, in dem Fall eine "Rangelei". Im Juni habe es dann einen Unterbringungsbeschluss durch das Landratsamt Regen gegeben. Der 21-Jährige sei in das Bezirksklinikum Mainkofen eingewiesen, aber danach wieder entlassen worden.

Polizei mit erschreckenden Details

Laut Obduktionsergebnis wurde das 52-jährige Opfer mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet. Außerdem wurde dem Opfer der Kopf abgetrennt. Ob das erst nach seinem Tod geschehen ist, konnte die Obduktion nicht abschließend klären. Die Polizei hat inzwischen den Tatort mit einem 3D-Scan-Verfahren mit Unterstützung des Bayerischen Landeskriminalamts eingemessen. Mit diesem Verfahren sollen die örtlichen Gegebenheiten in einer räumlichen Darstellung gesichert werden. Weitere Ermittlungen laufen noch.

Keine Hinweise auf religiös motivierte Tat

Bisher haben sich laut Polizei keine Hinweise auf eine politisch oder religiös motivierte Tat ergeben. Es gehe eher in Richtung einer Tat "zwischen zwei Personen, die zusammen wohnten", so die Polizei. "Es war kein Verrückter, der messerstechend durch die Stadt gelaufen wäre". So stufe man die Tat nicht ein.

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