September 2022: Ankunftszentrum für ukrainische Geflüchtete in der Dachauerstraße in München (Symbolbild).
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September 2022: Ankunftszentrum für ukrainische Geflüchtete in der Dachauerstraße in München (Symbolbild).

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Geflüchtete aus der Ukraine: So ist die Lage in Bayern

Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs leben rund 160.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Bayern, knapp ein Drittel davon Minderjährige. Wie die Geflüchteten im Freistaat untergebracht sind und wie viele arbeiten – ein Überblick.

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Vor fast genau zwei Jahren überfiel Russland die Ukraine, bis heute herrscht Krieg mitten in Europa. Der 24. Februar 2022 war der Beginn einer großen Fluchtwelle: Viele Ukrainerinnen und Ukrainer verließen ihr Heimatland und suchten Schutz, auch in Bayern. Aktuell leben im Freistaat rund 160.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Das teilt das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage mit und verweist auf Zahlen aus dem Ausländerzentralregister (Stand: 11.02.24).

Knapp ein Drittel der Geflüchteten aus der Ukraine in Bayern sind demnach Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren – insgesamt rund 50.000. Viele von ihnen besuchen im Freistaat Kitas oder gehen in die Schule. Laut dem Innenministerium halten sich in Bayern deutlich mehr Ukrainerinnen auf als Ukrainer: Von den insgesamt 160.000 Kriegsflüchtlingen sind 61 Prozent weiblich, 39 Prozent sind männlich.

Nur ein Drittel ukrainischer Geflüchteter lebt in staatlichen Unterkünften

Wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer aus Bayern in der Zwischenzeit wieder zurück in ihr Heimatland sind, erfasst das Ministerium nach eigenen Angaben nicht. Bekannt ist dagegen, wie viele ukrainische Kriegsflüchtlinge in staatlichen Unterkünften untergebracht sind – knapp 49.000.

Das bedeutet: Zwei Drittel der ukrainischen Kriegsflüchtlinge im Freistaat haben anderweitig eine Bleibe gefunden. Das Innenministerium geht laut einer Sprecherin davon aus, dass sie "privat, beispielsweise bei Freunden, Verwandten, oder Gastfamilien untergekommen sind oder eigenständig eine Unterkunft angemietet haben". Eine statistische Erhebung dieser privat untergekommenen Personen mit Ukraine-Bezug erfolge durch das Ministerium nicht.

Knapp 40.000 arbeiten – deutlich mehr erhalten Bürgergeld

Interessant ist auch die Frage, wie viele der ukrainischen Geflüchteten in Bayern arbeiten. Das Innenministerium verweist hier auf eine Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit aus dem November 2023. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt in Bayern 38.300 ukrainische Staatsangehörige beschäftigt. Davon hatten 31.100 einen sozialversicherungspflichtigen Job. 7.200 waren ausschließlich geringfügig beschäftigt.

Laut Bundesagentur für Arbeit lag die Beschäftigungsquote bei Ukrainerinnen und Ukrainern in Bayern im Juli 2023 bei 29,6 Prozent. Zur Gruppe der Erwerbsfähigen zählen Menschen zwischen 15 und 65 Jahren. Wichtig ist auch: Viele ukrainische Geflüchtete im arbeitsfähigen Alter besuchen zunächst Integrations- oder Sprachkurse (im Januar waren das im Freistaat knapp 17.000). Andere gehen noch zur Schule, betreuen kleine Kinder oder arbeiten aus anderen Gründen nicht. Seit Anfang des Jahres versucht die Bundesregierung, mit einem "Job-Turbo" ukrainische Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Klar ist: Die Mehrzahl der ukrainischen Geflüchteten in Bayern lebt von Bürgergeld. Demnach beziehen aktuell in Bayern rund 90.700 ukrainische Staatsangehörige im Freistaat Bürgergeld, zwei Drittel davon sind "erwerbsfähige Leistungsberechtigte". Das Innenministerium weist darauf hin, dass nicht alle davon Kriegsflüchtlinge sein müssen – die Statistik beziehe sich auf die Staatsangehörigkeit, nicht auf den aufenthaltsrechtlichen Status.

Deutschland: rund 1,1 Millionen ukrainische Geflüchtete

Bundesweit ging die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zuletzt auf hohem Niveau leicht zurück. Bis Mitte Februar waren in ganz Deutschland im Ausländerzentralregister rund 1,1 Millionen ukrainische Geflüchtete registriert. Das waren etwa 80.000 weniger als ein Jahr zuvor. Rund die Hälfte der Geflüchteten lebt demnach in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Baden-Württemberg. Knapp 350.000 sind minderjährig.

Rund 321.000 ukrainische Geflüchtete, die nach dem Kriegsbeginn nach Deutschland gekommen sind, leben zwei Jahre später nicht mehr hier. Wie viele davon in die Ukraine zurückgekehrt sind und wie viele nun in einem anderen Land leben, wird statistisch allerdings auch bundesweit nicht erfasst.

Mit Informationen von AFP

Hinweis (22.02.24): In der ursprünglichen Version dieses Textes stand, dass laut Bundesagentur für Arbeit Ende 2023 in Bayern insgesamt rund 18 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer im erwerbsfähigen Alter beschäftigt waren. Das war ein Fehler. Richtigerweise waren es 29,6 Prozent. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

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