Ein Modell (computersimuliert) zeigt das Haupthaus des geplanten Hotels.
Bildrechte: Snøhetta Arkitektur og Landskap A/S
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So könnte es aussehen: Das Modell stammt von dem norwegischen Architekturbüro Snøhetta.

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Streit um Hotel am Königssee: Kein Teilabriss des Bahnhofs

Streit um Hotel am Königssee: Kein Teilabriss des Bahnhofs

Der Alte Bahnhof am Königssee sollte für ein geplantes Riesenhotel teilweise abgerissen werden. Dagegen wehrten sich Denkmalschützer mit einer Petition. Eine Lösung ist in Sicht. Doch das Hotelprojekt könnte am Naturschutz scheitern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Es soll ein riesiges Hotel-Ensemble werden. Direkt hinter der Seelände am Königssee im Berchtesgadener Land ist ein zwanzig Meter hohes Haupthaus mit mehreren Nebengebäuden geplant.

Der Komplex soll sich in den Ortsteil in einer Art Bumerang-Form einfügen. Dafür müssten brachliegende Gebäude weichen. Die Bettenkapazität liegt bei mehr als 500 Betten, pro Jahr wären das rund 40.000 zusätzliche Übernachtungsgäste.

Der Alte Bahnhof steht unter Denkmalschutz

Was im Planungsverfahren nun bekannt wurde: Der Alte Bahnhof am Königssee, ein geschichtsträchtiges Gebäude, soll teilweise abgerissen werden - obwohl er unter Denkmalschutz steht.

Laut Bebauungsplan sollte der östliche Flügel des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes abgerissen werden und durch eine Glaskonstruktion ersetzt werden – umfunktioniert zu einem Durchgangsbereich zum übrigen Bahnhofsgebäude, das wie früher gastronomisch genutzt werden soll.

Denkmalschützer wehren sich gegen "Amputation"

Nachdem Abrisspläne beim Heimatkundeverein Berchtesgaden bekannt wurden, haben sich die Denkmalschützer mit einer Petition im bayerischen Landtag gegen die "Amputation" des Jugendstilbaus gewehrt und die Aufmerksamkeit der Mitglieder des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst auf die Problematik gelenkt.

Bei einem Ortstermin haben sich deshalb neulich Mitglieder des Petitionsausschusses und Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege das Gebäude genau angesehen.

Missverständnis zwischen Planungsseite und Amt für Denkmalpflege

Dabei stellte sich heraus, das Problem hätte schnell geklärt werden können, hätte es nicht ein Missverständnis zwischen der Gemeinde Schönau am Königssee und dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben.

Dem Bürgermeister Hannes Rasp zufolge hatte das Amt weder einen Einwand gegen den Teilabriss geäußert noch schriftlich mitgeteilt. Das Landesamt für Denkmalpflege entgegnete, man habe immer betont, dass man wegen des Denkmalschutzes einem Teilabriss nicht zustimmen werde.

Petition hat gute Chancen auf Erfolg

Der Ostflügel darf also nicht abgerissen werden, der Bebauungsplan muss geändert und der ganze Bahnhof, so wie er ist, in den Hotelkomplex integriert werden, so das Fazit vor Ort. Außerdem wird der Petitionsausschuss höchstwahrscheinlich positiv über die Petition der Denkmalschützer entscheiden. Das bestätigte der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper am Rande des Ortstermins.

Denkmalschützer sind nicht per se gegen das Hotelprojekt

Der Vorsitzende des Heimatkundevereins, Mathias Irlinger, hat sich vom Besuch der Abgeordneten genau diese Einschätzung erhofft. "Es geht uns nicht darum, ein Hotelprojekt zu verhindern, sondern ein denkmalgeschütztes Gebäude zu bewahren und für einen respektvollen Umgang mit diesem einzustehen", sagte der Historiker an der Dokumentation Obersalzberg.

Die letzten Freiflächen im Ortsteil sollen verbaut werden

Weniger intensiv wurde dagegen das zweite Anliegen des Heimatkundevereins diskutiert. Zum geplanten Hotelensemble gehört auch ein Nebengebäude, das auf einer der letzten unbebauten Wiesen zwischen dem denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude der Bayerischen Seenschifffahrt und dem Alten Bahnhof entstehen soll. "In der sensiblen Lage am Königssee, einem der Tourismusmagneten Bayerns, sollten in der Vergangenheit bewusst gewählte Freiräume erhalten bleiben", sagte Irlinger.

Der Bürgermeister Hannes Rasp war mit dem Ergebnis des Ortstermins weniger zufrieden. Seit mehr als vier Jahren begleitet er die Bauleitplanung, der österreichische Investor ist gefunden und der Bebauungsplan steht, doch jetzt muss er wieder aufwändig geändert werden.

Naturschützer klagen vor dem Bayerischen Gerichtshof

Das wird vermutlich das kleinere Problem für den österreichischen Projektentwickler. Denn gegen das Hotelprojekt gibt es verschiedenste Umweltbedenken. Der Bund Naturschutz hat bereits vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof mit einer Normenkontrollklage gegen das "viel zu massive" Hotel-Projekt geklagt.

Starke Verkehrsbelastung für Anwohner befürchtet

Die Begründung: Die Hoteleinrichtungen würden mit einer Kapazität von 40.000 zusätzlichen Übernachtungsgästen pro Jahr den ohnehin stark besuchten Ort und seine Bewohner zusätzlich belasten und die ohnehin schon große Verkehrsbelastung für die Anwohner verschärfen.

Außerdem haben die Umweltschützer Bedenken beim Flächenverbrauch und Hochwasserschutz. Die geplante Sanierung des benachbarten Wildbachs und die Dimension eines geplanten Geschieberückhaltebeckens verstößt ihrer Meinung nach gegen europäische Richtlinien.

Pläne für Hotelbau scheiterten bereits 2013

2013 waren schon einmal Pläne für ein großes Hotel am Königssee am Widerstand der Anwohner und Naturschützer gescheitert. Falls dieses Projekt wieder scheitert, befürchtet der Bürgermeister Hannes Rasp, dass die Gemeinde Schwierigkeiten haben wird, einen neuen Investor zu finden. "Dann wird der Zustand am Königssee immer schlechter", sagte der Bürgermeister.

Und weiter: "Hier herrscht am Abend Totentanz". Er meint damit unter anderem die maroden Gebäude, die das Hotel ersetzen soll, etwa ein 1970er-Jahre-Bau, der vorübergehend als Asylunterkunft genutzt wurde und eine heruntergekommene Spielhalle – nicht gerade ein Schmuckstück für den Tourismus-Hotspot am Königssee.

Nicht nur deshalb ist es dem Bürgermeister ein Anliegen, den Ortsteil wiederzubeleben. Sondern auch, weil rund 60 Privatvermieter in der Umgebung pro Jahr aufhörten, ihre Räume zu vermieten.

Verwaltungsgerichtshof prüft Planung auf Verfahrensfehler

Am bayerischen Verwaltungsgerichtshof wird unterdessen die Normenkontrollklage der Umweltschützer geprüft, ob etwa in der Bauleitplanung Verfahrensfehler gemacht wurden.

Hannes Rasp ist aber zuversichtlich, denn er glaubt, dass keine Fehler gemacht wurden und dass das Hotel doch noch gebaut werden kann.

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