An der A3 bei Esselbach gingen heute zwei speichergestützte Ladesäulen für Elektroautos an den Start: Den Strom liefert eine Photovoltaikanlage.
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An der A3 bei Esselbach gingen heute zwei speichergestützte Ladesäulen für Elektroautos an den Start: Den Strom liefert eine Photovoltaikanlage.

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Schneller laden mit Solarstrom: "Wir sind hier ein Vorreiter"

Elektroautos sollen künftig auch an Autobahnen mit Ökostrom geladen werden können. An der A3 im Landkreis Main-Spessart wurden dafür zwei solargestützte Ladesäulen in Betrieb genommen – erstmals mit einer innovativen Speicherlösung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Mit dem Elektroauto über die Autobahn, in maximal zehn Minuten zur nächsten Ladesäule, in zwanzig Minuten auftanken und dafür auch nachts grünen Ökostrom nutzen – so sieht die Vision der Autobahn GmbH des Bundes für den flächendeckenden Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Deutschland aus. Die tatsächliche Umsetzung ging bisher allerdings eher schleppend voran. Doch nun scheint ein weiterer wichtiger Schritt gemacht: Auf dem unbewirtschafteten A3-Parkplatz Kohlsberg Nord wurde heute die deutschlandweit erste speichergestützte Ladelösung an einer Autobahn eröffnet: betrieben mit Solarstrom.

Solarstrom für zwei Schnellladesäulen

Über zwei Ladesäulen mit insgesamt vier Ladepunkten können E-Autos ab sofort mit einer Leistung von 300 Kilowatt geladen werden. Die Energie dafür stammt aus der benachbarten Photovoltaik-Anlage und wird per Niederspannungsleitung zugeliefert.

Die Besonderheit: Aktuell nicht benötigter Strom kann bis zu einer Kapazität von 390 Kilowattstunden in einem Batteriespeicher zwischengespeichert werden. In Auftrag gegeben hat das Pilotprojekt die Autobahn GmbH des Bundes. Betrieben wird die innovative Technik von der ECS Energie-Contracting Spessart GmbH mit Sitz in Marktheidenfeld im Landkreis Main-Spessart.

Versuchsplattform: Maximale Ausnutzung von Ökostrom

Durch die Speicherlösung soll der solarbasierte Strom künftig rund um die Uhr und auch nachts zur Verfügung stehen. Laut der Autobahn GmbH gehe es darum, den erzeugten Ökostrom maximal auszunutzen, um möglichst selten auf den zusätzlichen Netzanschluss zurückgreifen zu müssen.

Die neuen Ladesäulen bieten nun eine Versuchsplattform, um die Machbarkeit von Schnellladeinfrastruktur mit nahezu 100 Prozent erneuerbarer Energie zu erforschen. Michael Schmelz, Teamleiter Ladeinfrastruktur der Autobahn GmbH betont, die Ergebnisse des unterfränkischen Pilotprojekts hätten Einfluss auf den künftigen bundesweiten Ausbau. "Wir sind hier ein Vorreiter", so Schmelz.

Reinhard Pirner, Direktor der Niederlassung Nordbayern der Autobahn GmbH. weiht die Speichersäule mit einer symbolischen Ladung ein.
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Reinhard Pirner, Direktor der Niederlassung Nordbayern der Autobahn GmbH. weiht die Speichersäule mit einer symbolischen Ladung ein.

Speicherlösungen von zentraler Bedeutung für Netzausbau

Ziel der Autobahn GmbH ist es, ein deutschlandweites Netz von Schnellladepunkten an Autobahnen zu schaffen. An rund 600 Rastanlagen sollen insgesamt über 4.000 Schnellladepunkte entstehen. Rund 100 davon sollen in Bayern liegen. Damit will die Autobahn GmbH erreichen, dass die nächste Ladesäule nach zehn Minuten Fahrt erreichbar ist. Angesichts dieses ehrgeizigen Vorhabens werde man auch an Grenzen stoßen, räumt Teamleiter Schmelz ein.

Speicherlösungen seien daher von zentraler Bedeutung. Vor allem an unbewirtschafteten Rastanlagen, die keine Raststätten haben, könnten Anlagen unabhängig vom Stromnetz eine Lösung sein. Zudem brauche es in Zukunft Ansätze für die Versorgung des Schwerlastverkehrs. "300 Kilowatt werden dann schnell nicht mehr ausreichen", sagt Schmelz. Stattdessen brauche es für Lkw Ladeleistungen ab einem Megawatt.

Forschungsprojekt auf vier Jahre angelegt

Die neu betriebenen Ladesäulen sollen daher nun eine Forschungsgrundlage für ein zukünftiges schnell adaptierbares Ladenetz bieten. In den kommenden vier Jahren wird der Betreiber ECS Energie-Contracting Spessart GmbH dafür Daten zu Verkehrsaufkommen, Speicherzyklen und Ladeverhalten erheben.

Dies sei wichtig, um künftig noch mehr ökostrombetriebene Schnellladeinfrastruktur zu ermöglichen, so Katharina Dümig-Sigel, Geschäftsführerin der ECS. Der örtliche Speicher könnte bei Bedarf noch modular erweitert werden, um eine maximale Ausnutzung des Solarstroms zu erzielen. Die Betreiberfirma wird auch die Tarife für den Ladevorgang festlegen.

Flächen an Autobahnen nutzen: "Energiekreisläufe regional denken"

Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt wird die Auswertung aus wissenschaftlicher Sicht begleiten. Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte, sondern auch um die Wirtschaftlichkeit des Systems, damit auch speichergestützte Lösungen für private Betreiber interessant werden.

Laut Markus Zink, dem Leiter des Instituts für Energie- und Hochspannungstechnik, bieten insbesondere Flächen an Autobahnen noch ungenutzte Möglichkeiten für die Gewinnung erneuerbarer Energie. Dabei kämen auch andere Erzeugungsanlagen wie Windräder oder Biogasanlagen als Grundlage oder Ergänzung für Schnellladesäulen infrage. "Wir müssen Energiekreisläufe verstärkt regional denken", sagt Zink. Es gehe darum, Energie dort zu nutzen, wo sie erzeugt wird. Hierfür seien Speicherlösungen langfristig essentiell.

Bauernhof mit Solarzellen auf den Dächern
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Bauernhof mit Solarzellen auf den Dächern

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