Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau am Mittwochabend vor der "jetzt red i"-Arena
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Demonstration für den Erhalt des Krankenhauses Schongau.

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Schongau droht Klinikschließung: Aktionsbündnis demonstriert

Seit Jahren schreibt das Krankenhaus in Schongau rote Zahlen. Mit der Krankenhausreform droht jetzt die Schließung der Klinik. Das Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau hat am Mittwoch vor der "jetzt red i"- Arena für die Rettung demonstriert.

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Thomas Dollinger und Jürgen Langhans verdanken der schnellen Hilfe im Krankenhaus Schongau ihr Leben. Durch Notoperationen geht es ihnen heute wieder gut. "Das waren vier Kilometer, sonst wären es 25 gewesen. Wie die Ärzte gesagt haben, bei Verlegung keine Chance. Darum verstehe ich nicht, warum man sowas zumachen muss", sagt Dollinger, der eine Hirnblutung erlitten hatte. Viele Schongauerinnen und Schongauer verstehen das nicht. Vor dem Eingang zur Lechsporthalle, wo am Mittwochabend die BR-Sendung "jetzt red i" live gesendet wurde, haben sich Befürworter des Aktionsbündnisses Pro Krankenhaus Schongau versammelt und demonstriert.

Insolvenz vor der Reform

Ob die Klinik schließt, das Krankenhaus im benachbarten Weilheim spezialisiert wird oder gar ein neues Zentralklinikum errichtet werden soll, diese Debatte wird im Landkreis sehr emotional geführt. Schwerpunktkliniken und Gesundheitszentren ohne Notaufnahme sind in der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgesehen. Viele Häuser werden bis dahin jedoch finanziell nicht überleben, prognostiziert Lauterbach: "Bis die Reform wirklich wirkt, werden noch sehr viele Kliniken in die Insolvenz gehen."

Gefährdung ländlicher Kliniken

Kritisch steht der Krankenhausreform der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gegenüber. Er ist der einzige Landesminister, der gegen die Reform gestimmt hat. Bei "jetzt red i" im BR Fernsehen begründet er seine Einstellung: "Weil es um die Versorgung der Menschen geht. Und ich kann doch nicht irgendetwas zustimmen, wo keine versprochene Auswirkungsanalyse da ist. Wir sehen doch, was jetzt passiert in Lindenberg und woanders. Das ist eine völlig unstrukturierte Geschichte." Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Florian von Brunn (SPD), sieht darin eine vergebene Chance: "Sie hätten die Chance gehabt, an dieser Reform mitzuwirken, wenn Sie nicht die Tür hinter sich zugeschlagen hätten und rausgerannt wären."

"Was bringt die Krankenhausreform für Bayern?": "jetzt red i" aus Schongau. Hier geht's zur ganzen Sendung!

Längere Transportzeiten in weiter entfernte Krankenhäuser und mehr Patienten in den Notaufnahmen. In der Diskussion wurde auf Risiken und Probleme aufmerksam gemacht, die durch das Kliniksterben entstehen. Aber auch Themen wie zum Beispiel Finanzierungsmöglichkeiten, Planungssicherheit und erste Lösungsansätze wurden besprochen.

Weiterer (Ver-)Handlungsbedarf

Im Falle der Schongauer Klinik setzt der dort praktizierende Oberarzt Dr. Rolland Rosniatowski auf eine gemeinsame Lösung: "Ich hoffe, dass wir die Kluft zwischen den Zentralklinikums-Befürwortern und dem Aktionsbündnis überbrücken. Nicht gegen was bin ich, auch nicht, was ich mir wünsche, sondern: Was ist reell, was können wir uns leisten und was wollen wir wirklich angehen."

Mit dem Wunsch nach mehr Transparenz geht Pflegedienstleiterin Sandra Buchner aus der Sendung. "Dass wir unseren Mitarbeitern sagen können, ab nächstem Jahr wird das Krankenhaus so umstrukturiert. Dann kann ich auch meinen Pflegekräften sagen, da geht der Weg hin. Dann, denke ich, haben wir auch sehr viele, die diesen Weg mit uns gehen."

Gesundheit vor Wirtschaft

Redner Andreas Klein geht mit Zweifeln an einer Besserung aus der Diskussionsrunde. Er hofft auf "weniger Privatisierung, weniger wirtschaftliche Aspekte im Gesundheitswesen und vielleicht ein bisschen weniger Profitdenken und ein bisschen mehr Staat bei der Grundversorgung."

Weiterhin besteht Redebedarf. Notfallsanitäter und Pressesprecher des Aktionsbündnisses Stefan Konrad hofft auf ein versöhnliches Ergebnis: "Wir sehen das so: Wir müssen miteinander reden. Vielleicht schafft man es irgendwann, dass beide wieder einen Schritt aufeinander zugehen."

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