Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Florian von Brunn, SPD-Fraktionschef in Bayern
Bildrechte: Julius Kolb/BR

v.l.n.r. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Florian von Brunn, SPD-Fraktionschef in Bayern

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Krankenhausreform: Holetschek bekräftigt Ablehnung

Bayerns Krankenhäuser sind in den roten Zahlen, vielerorts drohen Schließungen. Trotzdem stimmte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gegen die geplante Reform. Von der BayernSPD erntet er dafür scharfe Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) übte im Rahmen der BR-Sendung jetzt red i harsche Kritik an der vom Bund geplanten Krankenhausreform. Nachdem er als einziger Landesminister gegen die Reform gestimmt hatte, bekräftigte Holetschek in der Sendung seine Entscheidung und kritisierte die Reform als "völlig unstrukturiert". "Der Kern ist richtig, dass wir Medizin anders finanzieren, aber nicht zulasten der ländlichen Räume, das lasse ich nicht zu, und da werde ich immer mit Nein stimmen."

Wurden bayerische Interessen preisgegeben?

Florian von Brunn, SPD-Fraktionschef in Bayern, kritisierte den bayerischen Gesundheitsminister indes scharf für sein Abstimmungsverhalten bei der Krankenhausreform. An Klaus Holetschek gewandt sagte er: "Sie hätten die Chance gehabt, an dieser Reform mitzuwirken, wenn Sie nicht die Tür hinter sich zugeschlagen hätten und rausgerannt wären."

Stattdessen habe Holetschek die bayerischen Interessen für seinen CSU-Wahlkampf preisgegeben, kritisierte Florian von Brunn. Klaus Holetschek wies die Vorwürfe entschieden zurück und betonte, dass man sehr konstruktiv an der Reform mitgewirkt habe. Die Reform trage auch die Handschrift Bayerns.

Im Notfall zählt jeder Kilometer

An diesem Abend sendete jetzt red i aus der Lechsporthalle im oberbayerischen Schongau. Hier sorgen sich die Bürgerinnen und Bürger um die Zukunft ihres städtischen Krankenhauses. Das Krankenhaus sollte entweder drastisch verkleinert oder komplett nach Weilheim verlegt werden – eine Notaufnahme gäbe es dann nicht mehr am Standort Schongau. Aufgrund eines Bürgerbegehrens konnten die Maßnahmen jedoch bis Ende 2023 gestoppt werden, wie es danach weitergeht, ist unklar.

Direkt vor der Halle demonstrierte das Aktionsbündnis gegen die geplanten Veränderungen, die Stimmung war entsprechend aufgeheizt. Zu Gast war auch Thomas Dollinger, Fliesenleger aus Hohenfurch – nach einem Sturz hatte er eine Hirnblutung erlitten. In letzter Sekunde konnten ihm die Ärzte im Klinikum Schongau das Leben retten. Bei einer Verlegung ins 25 Kilometer entfernte Weilheim hätte Dollinger keine Chance gehabt, sagte er.

"Der Rettungsdienst ist schon jetzt auf Knopf genäht"

Andreas Hörner hat in einer Notruf-Leitstelle gearbeitet. Er gibt zu bedenken: "Wenn jetzt, egal aus welchem Grund ein Krankenhaus geschlossen wird, dann wird logischerweise die Transportzeit der Notfallpatienten zwei- bis dreimal länger sein."

Diese Zeit fehle dann den Rettungswägen vor Ort. Man werde zusätzliche Fahrzeuge und zusätzliches Personal benötigen, die Frage sei allerdings, wo das Personal herkommen solle, denn: "Der Rettungsdienst ist schon jetzt auf Knopf genäht."

Von Brunn: "Nicht jedes Krankenhaus kann erhalten werden."

Florian von Brunn betonte angesichts dieses Schicksals ebenfalls die Wichtigkeit von Notaufnahmen im ländlichen Raum. Allerdings sagte von Brunn auch, dass vor dem Hintergrund der finanziellen Lage der Kliniken nicht jedes Krankenhaus erhalten werden könne. Bereits 2022 seien sieben von zehn bayerischen Krankenhäusern in den roten Zahlen gewesen, so von Brunn.

Ursache hierfür sind laut Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, die Inflation und die gestiegenen Energiepreise. Er warnte in der Sendung, dass zur Finanzierung derzeit rund eine Milliarde fehle und zudem unklar sei, wie es im kommenden Jahr weitergehe, da dann der vom Bund geschaffene Hilfsfonds auslaufe. Ob die geplante Krankenhausreform die Rettung bringen wird, muss sich noch zeigen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!